Leitartikel 05-2025

Wein ist mehr …

Ein Artikel von CR Prof. DI Josef Glatt, MBA | 22.05.2025 - 12:50
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Wein als kulinarischer Begleiter – die Vielfalt lässt viele Kombinationen zu © ÖWM / Carletto Photography

Das sind einerseits Gesundheitstrends, aber andererseits auch gesellschaftliche Regeln bzw. gesetzliche Vorschriften im Beruf oder Straßenverkehr und andere – z.B. religiös oder persönlich motivierte – Gründe des Alkoholverzichts. Das derzeit stattfindende und von den Medien transportierte Alkoholbashing mancher NGOs verstärkt die Tendenz zum reduzierten Konsum. 

In dieser Situation ist es vielleicht auch notwendig, die über den Alkoholgehalt hinausgehenden Dimensionen des Weines im Vergleich zu anderen alkoholischen Getränken darzustellen. Da sind einmal die in vielen Studien nachgewiesenen gesundheitlich durchaus positiven Auswirkungen eines moderaten Weinkonsums. Auch wenn Anti-Alkohol-Lobbys dies immer wieder mit Aussagen wie „Jeder Schluck Alkohol ist gesundheitsgefährdend“ in Abrede stellen, werden vor allem dem Wein im Vergleich zu anderen alkoholischen Getränken bei moderatem Konsum positive Auswirkungen im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vor allem auf das allgemeine Wohlbefinden zuerkannt. 

Abgesehen von den gesundheitlichen Aspekten: Welches andere Getränk kann von sich behaupten, eine 8.000 Jahre alte Geschichte zu haben und bereits in den alten Hochkulturen Teil des spirituellen Lebens gewesen zu sein. Und spätestens mit dem Christentum hat Wein seinen zentralen, sprich sakralen Platz als Blut Christi. Die Freude am Wein gehört auch zur frohen Botschaft des Christentums und ist Ausdruck einer Dankbarkeit für das Leben und einer Verbindung zum Göttlichen. Aber natürlich spricht auch die Bibel bereits von mäßigem Genuss. Über Jahrhunderte hat sich die Weinkultur als gesellschaftlicher und soziologischer Mittelpunkt der abendländischen Kultur etabliert. Unzählige Bräuche und Rituale prägen die Weinkultur und zeigen die gesellschaftliche Bedeutung des Weins in den Weinregionen. 

Wein ist die logische Wahl, wenn es darum geht, gesellschaftliche Essen und festliche Dinner zu begleiten. Mit seiner Vielfalt an Sorten und Ausbauformen ist es möglich, zu praktisch jeder Speise den geeigneten Wein als Begleitung zu finden. Wein in Gesellschaft ist Stimmungsheber und Kontaktförderer – natürlich in Maßen genossen. 

Die Vielfalt des Weines zeigt sich vor allem in der Vielfalt der Terroirs, den regionalen Sorten, den regionalen traditionellen Ausbauformen sowie den klimatischen und geologischen Eigenheiten eines Gebietes. Die Weinbaugebiete mit ihren weinbaulichen Kulturlandschaften sind es auch, die Weinliebhaber und solche, die es noch werden wollen, touristisch anziehen. Das besondere Erlebnis, Weinlandschaften und Weinbaubetriebe zu besuchen, zu erkunden und den Wein vor Ort zu genießen, wollen immer mehr für sich entdecken. Hier trägt der Weintourismus zur wirtschaftlichen Prosperität einer Region wesentlich bei. Und nicht zuletzt hilft die Weinwirtschaft dabei, der Abwanderung in den ländlichen Regionen entgegenzuwirken. Im Gegenteil, in manchen Regionen gibt es gerade aufgrund des sich entwickelnden Weintourismus einen Aufschwung in der Infrastruktur – vor allem auch, was die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe betrifft.