Besonders betroffen ist bekanntlich der Rotweinabsatz, und das spürt auch die österreichische Weinwirtschaft. Was den Weißwein betrifft, haben aufgrund der doch sehr kleinen Weinernte von 1,87 Mio. Hektolitern die Nachfrage und damit auch die Fassweinpreise angezogen. Trotzdem, aber das liegt in der betriebswirtschaftlichen Entscheidung eines jeden Betriebs, ist es wahrscheinlich nicht ratsam, aufgrund der angezogenen Weißweinpreise Weine zurückzuhalten, in der Hoffnung, dass die Preise ständig weiter steigen werden. Zu oft haben wir schon erlebt, dass angesichts einer wieder größeren bevorstehenden Weinernte dann sowohl die Nachfrage als auch die Preise wieder sinken. Das Billigsegment wird ohnehin bereits wieder großteils durch EU-Importe abgedeckt.
Was den Weinkonsum in Österreich betrifft, so haben sich nach der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Lockdowns die Absatzverhältnisse wieder auf dem Vor-Corona-Niveau ausbalanciert, wenn auch auf einem etwas niedrigeren Niveau. Laut GfK wurden 2023 wieder 75 Mio. Liter Wein zu Hause konsumiert, was sogar etwas über dem Vor-Corona-Niveau von 2019 liegt. Rund 64% davon sind österreichischer Wein (wertmäßig beträgt der Österreich-Anteil 76%). Der wichtigste Absatzmittler im Heimkonsum ist naturgemäß der Lebensmitteleinzelhandel. Mit den Scannerdaten von Nielsen kann dabei sehr genau dargestellt werden, dass der Weinabsatz zum Beispiel in den ersten drei Quartalen des Vorjahres um 2,5% zurückgegangen ist (umsatzmäßig um 1,1%). Bei genauer Auswertung der Scannerdaten fällt aber auf, dass der Absatzverlust eigentlich zur Gänze dem ausländischen Weinanteil zugeschrieben werden muss.
Besonders hart trafen die Corona-bedingten Lockdowns bekanntlich die Gastronomie. Inzwischen zeigen die Zahlen zwar wieder eine Erholung, dass Vorkrisenniveau konnte bisher aber leider noch nicht wieder erreicht werden. Nicht zuletzt machen sich auch hier Preissteigerungen der vergangenen Jahre bemerkbar. Wenn man den Gastrogroßhandel auswertet, und das sind die einzigen tatsächlich verfügbaren Zahlen in Richtung Gastronomie, zeigt sich, dass der Marktanteil österreichischer Weine fast 90% bei der Menge und 83% beim Wert ausmacht. Aber auch der Gastrogroßhandel verzeichnete in den ersten drei Quartalen des Vorjahres ähnlich dem Lebensmittelhandel einen mengenmäßigen Absatzverlust von minus 2,3% (wertmäßig minus 2,5%).
Was den österreichischen Weinexport betrifft, so kannte er lange Zeit nur eine Richtung, und zwar nach oben. Aber der allgemeine Konsumrückgang in Europa zeigt sich natürlich auch in den Exportzahlen des österreichischen Weines. In den ersten drei Quartalen des Vorjahres konnte das Volumen zwar gehalten werden, der Exportwert im Vergleich zum Vorjahr sank aber um 5,1%. Aufgerechnet auf das Gesamtjahr 2024 liegt die Prognose für den österreichischen Weinexport bei 65,8 Mio. Litern mit einem Umsatz von 236 Mio. Euro.
Die Entwicklung der Weinexporte, wenn man die einzelnen Exportdestinationen vergleicht, ist dabei durchaus unterschiedlich. Während das Exportvolumen unseres wichtigsten Exportmarktes Deutschland stabil blieb, sank der Wert aber doch deutlich (minus 9,4%). Die Rückgänge in der Schweiz erklären sich hauptsächlich durch einen deutlichen Abschwung des dortigen Rotweinkonsums. Auch in den USA sind wirtschaftliche Unsicherheiten und ein verändertes Konsumverhalten die Gründe. Entgegen dem Trend konnte der Rückgang aber gebremst und der Durchschnittspreis angehoben werden. Ein deutliches Wachstum, was die österreichischen Weinexporte betrifft, zeigt sich in den klassischen Monopolländern wie Kanada und Skandinavien. So stiegen die Exporte nach Kanada in den ersten drei Quartalen 2024 um knapp 20% und auch nach Skandinavien konnten sowohl wert- als auch mengenmäßig leichte Zugewinne ausgewiesen werden.
Man sieht, dass der nationale und der internationale Weinmarkt mittlerweile sehr volatil und aufgrund der bereits öfter dargestellten Marktsituation schwieriger geworden sind. Weinbaubetriebe, die erfolgreich sein wollen, müssen daher auf ihre individuellen Stärken und daraus resultierende Strategien setzen. Faktum ist, dass die Branche Wertschöpfung braucht und Unternehmen, die nachhaltig Gewinn erwirtschaften. Dafür muss jede/r Erzeuger/in eine Strategie haben, und diese kann durchaus sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wo der Betrieb seine Stärken hat. Es gibt durchaus erfolgreiche Direktvermarkter, die Ab-Hof-Verkauf mit Erlebnischarakter bieten können. Es gibt Betriebe mit Fokus auf junge Zielgruppen und innovative Produkte wie alkoholfreie Weine. Aber auch exportorientierte Betriebe, die auch auf einem schwieriger werdenden internationalen Parkett ihre Zielgruppen finden. Wichtig ist dabei für jeden Betrieb, eine klare Vision, unternehmerischen Mut, eine Strategie, die auf eigenen Stärken aufbaut, und eine klare betriebswirtschaftliche Orientierung zu haben.