Leitartikel 01-2024

Worte zum Jahreswechsel

Ein Artikel von Johannes Schmuckenschlager | 07.01.2024 - 10:45
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© Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS

Das Jahr 2023 war wieder von globalen Krisen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftswelt geprägt. Das hat natürlich Einfluss auf die betriebswirtschaftlichen Entwicklungen unserer Betriebe. Die Preise für den Betriebsmitteleinkauf (Treibstoff, Flaschen, Kartons etc.) sind zwar leicht zurückgegangen, trotzdem sind nach wie vor die Energie- und Lohnkosten infolge der hohen Inflation markante Preistreiber.

Auf den Märkten müssen wir zunehmend erkennen, dass die notwendigen Preissteigerungen nicht immer umsetzbar sind, zudem führen hohe Preise sofort zu Verkaufsrückgängen bei den preissensiblen Kundenschichten. Der Druck im Billigsegment aus anderen europäischen Ländern verleitet leider auch österreichische Anbieter zu ständigen Rabattaktionen und extremen Diskontierungen. Dieses Preisgefüge schlägt dann immer voll auf die Traubenlieferanten durch. Das war auch heuer bei den niedrigen Traubenpreisen zu bemerken. Hier müssen wir ganz klar erkennen, dass die heimischen Betriebe bei diesen Preisschlachten nicht mithalten können und dieses Angebot nicht langfristig nachhaltig sein wird. Man erkennt es bereits jetzt am Rückgang der Anbauflächen.

Ein großes Sorgenkind im Absatz ist auch die Gastronomie. Einerseits geht uns durch den Rückgang der klassischen Wirtshausbetriebe ein wichtiger Absatzmittler verloren, andererseits versuchen viele Betriebe, durch überhöhte Kalkulationen und Margen über den Weinabsatz ihr Ergebnis zu retten. Eine sehr unerfreuliche Entwicklung, die natürlich auf den Weinabsatz drückt. Um dem entgegenzuwirken, wird die ÖWM im heurigen Jahr verstärkt Kooperationen mit der Gastronomie entwickeln.

Im Bereich der Lagenklassifizierung sind nun alle Rahmenbedingungen geregelt und wir haben einen klaren Ablauf über das Regionale und Nationale Komitee. Es besteht prinzipiell die Möglichkeit einer Lagenklassifizierung für Gebiete, die dies für sinnvoll erachten und aktiv fordern. Eines sei hier aber deutlich angemerkt: Die Klassifizierung ist sehr aufwendig und sicher kein Massenvermarktungsinstrument. Es ist die denklogische Vervollständigung unseres Herkunftsmarketings.

Die Diskussion um den Tankweinexport von österreichischem Qualitätswein hat uns beispielhaft aufgezeigt, dass unser Weingesetz und die europäischen Rahmenbedingungen nicht mehr in allen Bereichen zusammenpassen. Daher werden wir 2024 das österreichische Weingesetz überarbeiten, um hier auch wieder in Streitfragen klare Grenzen zu haben.

Aber auch die weiteren gesellschaftspolitischen Entwicklungen, wie genauere Kennzeichnungspflichten, bringen uns in diesem Jahr neue Herausforderungen.

Vorerst Entwarnung gibt es beim Pflanzenschutz, wo ein strengeres Reglement auf europäischer Ebene verhindert werden konnte. Hier möchte ich aber auch ganz klar festhalten: Der Österreichische Weinbauverband ist für alle Bewirtschaftungsformen unterstützend tätig. Ob bio oder konventionell: Wir werden immer dafür eintreten, dass die Betriebe die freie Wahl haben und ihnen im Sinne der Pflanzengesundheit alle verfügbaren Mittel zur Ausbringung zur Verfügung stehen.

Als Betriebsführer sehen wir uns ständig mit neuen Vorgaben und Auflagen konfrontiert. Ich denke, das allein ist aber nicht die Ursache für eine doch eher nachdenkliche Stimmung in unserer Branche. Viele Krisen und ihre Bewältigung haben in der Vergangenheit aber bewiesen, dass wir sehr flexibel und anpassungsfähig sind. Immer herausfordernder wird aber die Geschwindigkeit der Änderungen, die kaum Zeit für Anpassung und Orientierung gibt.

Wenn heute ein Schüler in eine unserer Weinbauschulen eintritt, so kann er fast sicher sein, dass bis zu seinem Abschluss das über Richtlinien und verschiedene gesetzliche Vorgaben Erlernte nicht mehr das Gleiche wie am Schulanfang ist. Diese Dynamik gibt aber in vielen Bereichen unsere Branche selbst vor. Auch wenn wir uns oft den Vorwurf der Trägheit und Konservatismus gefallen lassen müssen, werden wir im heurigen Jahr als Interessenvertretung darauf einwirken, Veränderungen so zu begleiten, dass der Großteil unserer Betriebe diesen auch folgen kann.

Im Mai 2024 öffnen mit der VieVinum wieder die Tore der Wiener Hofburg, um der Weinwelt zu zeigen, welch hohe Qualität die österreichischen Betriebe produzieren. Freuen wir uns darauf, dass wir damit wieder einen Aufbruch für die Heim- und Exportmärkte einläuten, um den Absatz des österreichischen Weines zu steigern.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien Erfolg, Glück und Gesundheit für 2024!

Präsident des Österreichischen Weinbauverbands und der NÖ LK, Abgeordneter zum NR
Johannes Schmuckenschlager