Unwetter_Hochwasser_Kremstal.jpg

Hochwasser am 18. Juli 2021 in Palt bei Göttweig © BFK Krems / Thomas Wechtl

LEITARTIKEL 08-2021   

Wetterextreme

Ein Artikel von CR Prof. DI Josef Glatt, MBA | 05.08.2021 - 15:00

Klimawandel mit extremen Folgen

Mit einem speziellen Jahr haben wir auch heuer zu kämpfen. Nach einer Hitzeperiode bereits im Juni brachen in vielen Weinbauregionen massive Unwetter aus der von Wasser gesättigten heißen Luft nieder. Katastrophale Hagelgewitter mit bis zu tennisballgroßen Hagelschloßen in weiten Teilen des Weinviertels, die nicht nur in den Fluren, sondern auch beträchtlichen Sachschaden an Gebäuden verursachten, bis hin zum Tornado im südlichen Mähren nahe der Grenze zu Österreich. Dann ging es weiter mit verheerenden Niederschlägen in Deutschland, wo vor allem weite Teile des Weinbaugebietes Ahr weggespült und Gebäude völlig zerstört wurden. Aufgrund von Starkregenereignissen im südlichen Kremstal und Traisental wurde in einigen Gemeinden Katastrophenalarm ausgelöst. Neben Gebäudeschäden wurden unzählige Böschungen abgetragen und massive Erosionsschäden in den Weingärten verzeichnet. Ende Juli kam das nächste starke Hagelgewitter mit taubeneigroßen Hagelkörnern in der Wachau, dann Hagel in Wien und im Mittelburgenland. Was an Unwetter noch kommt, kann zum Berichtszeitpunkt nicht gesagt werden, jedoch verhieß die Anfang August herrschende schwüle und heiße Witterung nichts Gutes.

Pflanzenschutz und Unterstockbearbeitung als Herausforderung

Die Begrünungen in den Weingärten, die mittlerweile als Standard betrachtet werden können, sind gerade bei derartigen Starkregenereignissen besonders hilfreich. Die Bearbeitungsweise im Unterstockbereich ist dabei besonders heikel. Umgearbeiteter Boden in diesem Bereich führt auf Hanglagen zu massiven Auswaschungen und Erosion, was heuer wieder leidvoll festgestellt werden musste. Für das Mähen und Mulchen im Unterstockbereich gibt es bereits gute Lösungen, aber es bräuchte hier weitere technische Innovationen. Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch das Für und Wider des Einsatzes von Herbiziden ein Thema. Überhaupt sind die Winzer in derartigen Extremsituationen auch in Hinblick auf den Pflanzenschutz sehr gefordert. Das deckt sich dann oft nicht mit den formulierten Zielen der aktuellen EU-Agrarpolitik, den Bioanteil stark zu heben und den Pflanzenschutz in Europa zu halbieren. Immer weniger Pflanzenschutzwirkstoffe werden zugelassen bzw. von den Pflanzenschutzmittelkonzernen aus Kostengründen beantragt. Vor allem die Biobetriebe sind in derartigen Extremsituationen besonders gefordert, sind doch die notwendigen Applikationen und die aktuelle Befahrbarkeit der Böden dabei oft schwer unter einen Hut zu bringen.

CR Prof. DI Josef Glatt, MBA