Pflanzenschutz-Hinweise

Ein Artikel von red. | 02.05.2017 - 10:47

In den letzten Wochen sind wieder verbreitet Spätfrostschäden aufgetreten. Um Botrytisinfektionen vorzubeugen, sollten in Junganlagen vor den nächsten Niederschlägen abgestorbene Triebe aus den Rebschutzhüllen entfernt werden.

Maßnahmen in frostgeschädigten Anlagen
Am besten in dieser Situation ist abzuwarten! Weingärten mit geringem Schaden (unter 20 %) vermögen den Ertrag durch höhere Beerengrößen voll zu kompensieren, sofern die Rebblüte unter normalen Bedingungen erfolgt. In stärker betroffenen Anlagen sind Ertragseinbußen zu erwarten, wie hoch diese sind, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös bewerten. Ganz maßgeblich spielt die Blüte eine Rolle, die bei reduziertem Ansatz einen hohen Einfluss auf den Ertrag hat. Maßnahmen, welche die Wüchsigkeit der Reben (N-Düngung, Bodenbearbeitung) erhöhen, müssen dementsprechend reduziert bzw. angepasst werden. Ab einer gewissen Augenschädigung sollte ganz auf N-Düngung verzichtet werden. Das Ziel dabei ist, dass das Wachstum nicht zu viel wird, was zwangsläufig zu weiteren negativen Auswirkungen führen kann (Fäulnis, überstarkes Triebwachstum, usw.). Ein Wegbrechen von erfrorenen Trieben wird grundsätzlich nicht empfohlen. Möglicherweise werden dabei intakte Beiaugen verletzt. Jedoch können nach erneutem Austrieb abgestorbene, bereits eingetrocknete Blätter/Triebspitzen entfernt werden, um einen späteren Botrytis-Druck auf die Trauben zu mindern.

Schwarzfleckenkrankheit, Schwarzfäule und Roter Brenner
In Lagen mit besonders starkem Auftreten von Phomopsis (Schwarzfleckenkrankheit) ist – sofern noch nicht durchgeführt – der Einsatz eines Belagsmittels vor der nächsten Regenperiode sinnvoll. Weiters wirksam gegen Phomopsis und Schwarzfäule sind auch Strobilurine. Dort wo Schwarzfäule in den letzten Jahren stärker zu beobachten war, wird neben dem Entfernen befallener Trauben im Herbst bzw. der Fruchtmumien beim Rebschnitt, ein früher Behandlungsstart nach Austriebbeginn vor größeren Regenereignissen empfohlen.

Peronospora
Die trockene Witterung hat trotz des frühen Austriebs bisher Infektionen am jungen Laub in weit fortgeschrittenen Anlagen verhindert. Bisher war es entweder zu trocken oder zu kalt. Zunächst ist eine Durchfeuchtung des Bodens notwendig, um Infektionen auszulösen. Es wird empfohlen, bei nachfolgenden Niederschlägen, fortgeschrittenem Wachstum und ansteigenden Temperaturen eine Behandlung mit einem Kontaktmittel durchzuführen.

Kräusel- und Pockenmilbe, Oidium
Falls bisher noch keine Maßnahme gesetzt wurde und ein durch Kräusel- oder Pockenmilbenbefall verursachter ungleichmäßiger Austrieb zu beobachten ist, sollte eine Netzschwefelbehandlung durchgeführt werden. Regelmäßige Behandlungen bringen mehr Erfolg: Schwefel verdunstet bei hohen Temperaturen rasch bzw. wird im Zuge von Niederschlägen abgewaschen. Diese Maßnahme wirkt auch gegen Oidium und ist mit der oben beschriebenen Belagsmittelbehandlung kombinierbar. Der Echte Mehltau war im Vorjahr speziell im Spätsommer und Herbst verstärkt zu beobachten und ist auch im Winter im Zuge des Winterschnittes in Form von Oidiumfiguren aufgefallen. Sollte in nächster Zeit eine warme Witterung vorherrschen, ist mit einem verstärkten Auftreten von Oidium zu rechnen. In Befallslagen des Vorjahres sollte ab dem 5-Blattstadium zusätzlich zur Schwefelbehandlung auch ein teilsystemisches Oidiumbehandlungsmittel eingesetzt werden.

Abbrennen von Stammaustrieben
Die Mittel Kabuki, Shark, Spotlight Plus und Beloukha sind für das Abbrennen von Stammaustrieben zugelassen (Zulassungsbestimmungen beachten). Diese Produkte sind Abbrenner und damit ist insbesondere auf Abdrift zu achten! Keine Ausbringung bei gleichzeitiger Luftbewegung (Wind, Mulchen). Während die Mittel bei Sonnenschein sehr rasch wirksam sind, kann bei bedecktem Himmel und kühlen Temperaturen die Wirkung auch langsamer eintreten.

DI Barbara Friedrich, HBLA und BA Klosterneuburg