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Einheitlich gestaltete Stände in der Österreich-Halle

Im Konzert der Großen

Ein Artikel von DI Walter Kaltzin | 06.04.2012 - 10:34

Wieder konnte die internationale Fachmesse in Sachen Aussteller und Besucher zulegen. Rund 3.930 Aussteller aus rund 50 Ländern standen an den drei Messetagen deutlich über 40.000 Fach­besuchern aus aller Welt gegenüber. Damit trafen sich erneut mehr Branchen­experten zu länderüber­greifenden Geschäften und Gesprächen als zur Veranstaltung 2011 (3.635 Aussteller, 39.034 Besucher).

Österreich war nach Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien die fünftgrößte Ausstellernation. Mehr als 330 Winzer, Weinhändler und Obstbrenner nutzten den Gemeinschaftsstand der Wirtschaftskammer Österreich, die wieder in Kooperation mit der Österreich Wein Marketing für die Organisation sorgte.

Niederösterreich stellte mit rund 180 Betrieben die zahlenmäßig größte Gruppe, gefolgt vom Burgenland mit über 120 Betrieben. Rund 25 Winzer reisten aus der Steiermark und 6 Produzenten aus Wien nach Düsseldorf, um die aktuellen Jahrgänge dem Fachpublikum vorzu­stellen. Noch vor 10 Jahren lag die Messebeteiligung bei rund 50 % der heutigen Ausstellerzahl und Prä­sen­tations­fläche.

Laut Messebetreiber werden 2013 weitere Ausstellungsflächen hinzukommen und das Hallenkonzept wird neu strukturiert, um der weiter ­steigenden Nachfrage aus aller Welt gerecht zu werden.

Abgesteckter Markt

Inwieweit österreichische Aussteller vom gestiegenen Besucherinteresse profitieren konnten, bleibt offen. Der Besucherstrom in der Österreich-Halle war im Vergleich zu anderen Hallen gut, am Dienstag sogar sehr gut. Die Zufriedenheit heimischer Aussteller über die Besucherfrequenz war überwiegend hoch, letztendlich zählt aber die Qualität der Kontakte.

Franz Leth bringt die Motivation zur Teilnahme auf den Punkt: „Es wird einfach erwartet, dass man ausstellt. Bis aus England sind von allen relevanten Ländern Händler und Importeure angereist.“ Vor allem unter den renommierten Betrieben schätzen viele die Internationalität der Fachbesucher. Und die scheint Jahr für Jahr ein wenig zu wachsen. Der Markt ist aber abgesteckt, wie einige der jüngeren Betriebe merken. „Für Einsteiger wird es immer schwieriger, – der Markt ist einfach voll“, befindet etwa der Weinviertler Wolfgang ­Seher. Bei seiner dritten Teilnahme an der Messe bilanziert er erstmals zufrieden.

Wie in den Vorjahren zeigte sich, dass an Vormittagen eher die Weißweinwinzer mit starkem Zustrom zu rechnen hatten, während am Nachmittag gerne Rotwein verkostet wird. Die Nähe der Österreich-Halle zum Haupteingang sei kein Nachteil, ­stellten viele Winzer unisono fest.

Noch mehr Themenverkostungen

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Österreich ist in aller Munde. Deutschland-Experte Gerhard Elze von der ÖWM resümiert positiv das Messegeschäft. Die von der ÖWM ­organisierten Themenverkostungen seien gut angenommen worden, und das nachdem man mittlerweile zwei parallel laufen lasse. Potenzial für Wachstum in Deutschland sieht Elze noch in einzelnen Regionen, etwa in Hamburg und entlang der Achse Düssel­dorf, Stuttgart, Köln und Frankfurt, aber auch im Osten in den Städten Dresden und Leipzig. Doch Deutschland sei nach wie vor ein sehr preisempfindlicher Markt. „Bedingt durch die kleinen Ernten 2009 und 2010 konnten gewisse Preissegmente mit Wein aus Österreich nicht mehr bedient werden“, so Elze. Die strategische Ausrichtung der ÖWM geht dahin, dass Deutschland Österreichs Exportmarkt Nummer 1 bleibt, aber das Preiseinstiegssegment nachhaltig an Bedeutung verlieren wird sowie die Fassweinexporte auf Dauer schrumpfen werden. Erklärtes ÖWM-Ziel ist daher, in Deutschland den Durchschnittspreis der österreichischen Exporte nachhaltig über zwei Euro zu halten.

Beim Fachpublikum steht Österreich für Grüner Veltliner und Sauvignon Blanc sowie für Zweigelt und Blaufränkisch. Die Bedeutung an roten Cuvées sei steigend, heißt es ­seitens der ÖWM. Zudem werden ­vermehrt Weine mit geringerem Alkohol­gehalt, von 12,5 bis 13,0 %Vol., vom Fachhandel, der Gastronomie und vom Konsumenten nachgefragt.

Österreichs Weine haben sich in der Halle 7 etabliert. Für die Händler schafft diese Kontinuität eine schnelle Orientierungsmöglichkeit, da sie gelernt haben, wo welche Weinbaugebiete bzw. Winzer zu finden sind. Trotz Umstrukturierung der Messehallen bei der nächsten ProWein, wird Österreich auch 2013 in der Halle 7 zu finden sein.

Bunte Veranstaltungen

Neben der Angebotsvielfalt punktete auch das Rahmenprogramm der „ProWein“ durch spannende Entdeckungen und fachliche Hintergrundinformationen, zumindest theoretisch. In der Praxis verbleibt für die meisten wenig Zeit abseits der Pflichttermine. Zum Fixpunkt im Rahmenprogramm zählten die zentrale Verkostungszone, heuer unter dem Motto „Ursprungswein – Wines of Origin“, sowie die Delikatessen-Sonderschau „Wine’s best friends“, dazu die zahlreichen Veranstaltungen einzelner Aussteller bzw. Regionen zu den unterschiedlichsten Themen. Nach Messeschluss begeisterte eine Reihe von genussvollen Abendevents im Rahmen der Aktion „ProWein goes city“ das lokale und internationale Publikum.

Fazit

Für viele Weingüter ist die Teilnahme an der Messe ein Pflichtbesuch – schließlich kann der neue ­Jahrgang auf einmal einer großen relevanten Zahl von internationalen Interessenten präsentiert werden. Selbst österreichische Händler nutzen den Termin, um sich früh ein Bild vom Jahrgang zu machen.

Die „ProWein“ funktioniert so gut, wie die Messe vorbereitet wird. Und dann entscheidet noch eine konsequente Nachbereitung. Erfolge stellen sich in Düsseldorf selten kurzfristig ein, möglicherweise aber langfristig.

Nächstes Jahr findet die „ProWein“ wieder zu einem späteren Zeitpunkt statt und zwar vom 24. bis 26. März 2013. Gleichzeitig und mit einem Anschlusstag (24. bis 27. März) läuft die „Intervitis ­Interfructa“, die Technologieschau für Wein und Obst. Eine Folge der Kooperation der beiden großen Messen.

www.prowein.de