Der Vorstand des österreichischen Weinbauverbands bei der Delegiertenversammlung in Gamlitz (v. l.): Franz Backknecht (NÖ), Andreas Liegenfeld (Bgld.), Josef Pleil, Josef Glatt, Johann Dreisiebner (Stmk.) und Herbert Schilling (Wien)
Am 3. November trafen die Delegierten der weinbautreibenden Bundesländer in Gamlitz zur ordentlichen Delegiertenversammlung zusammen. Bevor der Vorstand Jahresrückblick hielt und die aktuelle wirtschaftliche Situation beleuchtete, berichtete Nationalratsabgeordneter Johannes Schmuckenschlager über die laufende Budgetdiskussion. Das hohe Budgetdefizit mache einen Schuldenabbau unumgänglich, und der träfe alle Branchen. Einige ausgehandelte Eckpfeiler für die Landwirtschaft: Rückerstattung der Mineralölsteuer bleibt ebenso wie die Direktzahlungen. Eingespart werde bei den Landwirtschaftskammern und der ÖWM. Abgewendet worden konnte, so Schmuckenschlager, die Wiedereinführung der Alkoholsteuer. Jedoch drohe eine Abgabe auf Einweggebinde und es sei mit geringeren Zuschüssen für die bäuerliche Sozialversicherung zu rechnen.
Aktuelle Weinsituation
Im Mittelpunkt der Ausführungen von Weinbaupräsident Pleil standen die Folgen der kleinen Ernte 2010. Alle Vorschätzungen hätten die Ertragsausfälle unterschätzt. Es sei aus heutiger Sicht nur mehr mit einer Menge von 1,7 bis 1,8 Mio. Hektoliter zu rechnen, so Pleil. Nachdem bereits im Vorjahr die Ernte unterdurchschnittlich ausgefallen sei, habe dies am Ende der Traubenlese zu Hamsterkäufen geführt und den Preis auf 80 bis 100 Cent/kg getrieben. "Dementsprechend muss auch der Fasswein teurer werden. Bei Preisen von 1,2 bis 1,5 Euro pro Liter werden wir aber manche Billigmarktsegmente nicht mehr bedienen können", betont der Weinbaupräsident. Auch in der Ein- und Ausfuhrstatistik werde sich die Mangelsituation auswirken. "Der Durchschnittspreis steigt zwar, jedoch wird es einen Absturz in der Menge geben", prophezeit Pleil.
Nationales Programm
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat Österreich Geld aus Brüssel nicht in passive Marktregulierungsmaßnahmen wie Destillationen gesteckt, sondern in Maßnahmen zur Modernisierung der Produktionskette. Als Beispiel führte Pleil die Investitionsförderung an. Besonders nachgefragt seien Investitionen in die Bereiche "Abfüllung" und "Rotweintechnologie". Mittlerweile sind die Gelder bereits verbraucht, erst 2014 sei mit neuen Förderschienen zu rechnen.
Zertifizierte Nachhaltigkeit
Das Thema "Nachhaltige Weinproduktion" nimmt in immer mehr Ländern eine bedeutende Stellung ein und wird auch mittlerweile für Marketingzwecke eingesetzt. "Österreich ist mit seinen kleinen Strukturen prädestiniert dazu, auf dieses Pferd zu setzen", begründete Dir. Josef Glatt eine neue Initiative des Weinbauverbands. Möglicherweise ließen sich abgeleitete Maßnahmen in das ÖPUL-Programm integrieren und damit eine zukünftige Förderschiene aufbauen, so Glatt. Um die komplexe Thematik aufzubereiten, versuche man, verschiedene Institute einzubinden. Die ÖWM steht diesem Vorhaben äußerst positiv gegenüber, betonte ÖWM-Chef Willi Klinger.
Weitere Tagesordnungspunkte:
• Die Rechnungsprüfer bescheinigten eine ordentliche Geschäftsgebarung.
• Der Mitgliedsbeitrag bleibt erneut unverändert.
Neues Projekt: "Nachhaltig produzierter österreichischer Wein"
• Erhebung des Status quo der Weinwirtschaft im Hinblick auf Nachhaltigkeit
• Ausarbeitung von Verbesserungsstrategien
• Entwicklung einer Kommunikationsstrategie
• Erweiterung der umweltgerechten Bewirtschaftungsmaßnahmen im ÖPUL um wesentliche Nachhaltigkeitskriterien