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Heimische Tafeltraube im Lebensmittelhandel – der vertraglich geregelte Anbau sichert das Einkommen

Weinviertler Tafeltrauben im Lebensmittelhandel

Ein Artikel von DI Walter Kaltzin | 29.09.2010 - 00:00
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Heimische Tafeltraube im Lebensmittelhandel – der vertraglich geregelte Anbau sichert das Einkommen

Drei Jahre sind vergangen, seitdem ein Gemeinschaftsprojekt der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, des Lehr- und Forschungszentrums für Wein- und Obstbau Klosterneuburg, der Firma Frutura und der Handelskette Spar gestartet wurde. Nun sind bei der Handelskette Spar die ersten "Weinviertler Tafeltrauben" erhältlich. Unter dieser neuen Marke ergänzen derzeit frische heimische Speisetrauben das Obstregal.

Neben dem Frische- und Qualitätsbonus der heimischen Trauben trägt der Kauf inländischer Ware wesentlich zur Verringerung von CO2-Emissionen durch kurze Transportwege bei. Im Vergleich mit chilenischen Tafeltrauben entsteht rund 800 Mal weniger CO2 beim Transport. Bei keiner anderen Traube aus dem Supermarkt kann der CO2-Fußabdruck so klein gehalten werden wie bei den heimischen Tafeltrauben.

Süß und knackig

Bereits vor 25 Jahren habe es Versuche gegeben, den Tafeltraubenmarkt zu bedienen, berichtet Weinbaupräsident und Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Josef Pleil bei der Erstpräsentation der neuen Marke. Doch man sei gescheitert, weil es sich nicht um Tafeltrauben, sondern um Frühsorten gehandelt habe. Das jetzige Gemeinschaftsprojekt könne es besser. Als "Musterbeispiel an perfekter Kooperation" bezeichnet Pleil die Initiative: Der Lebensmittelhandel mache die Vorgaben, die Forschung kläre die fachlichen Details wie etwa die Sortenfrage und den Pflanzenschutz. Für die Übermittlung zum Produzenten inklusive Beratung seien die Weinbauberater der Kammer zuständig.

Regionalität und Wertschöpfung

"Mit den ‚Weinviertler Tafeltrauben‘ wurde ein Projekt gestartet, das durch die Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern die Vision der Initiative ‚So schmeckt Niederösterreich‘ widerspiegelt", stellte Agrarlandesrat Stephan Pernkopf bei der Präsentation der Marke fest.

Pleil unterstrich die Möglichkeiten der Tafeltraubenproduktion als weiteres Standbein für Wein- und Obstbauern. Diese könnten zumindest im Herbst zwei Monate lang heimische Tafeltrauben an den Lebensmittelhandel liefern. Geeignete Anbauflächen gebe es in ausreichendem Maß, vor allem das Weinviertel habe aufgrund seiner Größe enormes Potenzial. "Interessierte Landwirte werden eingeladen, bei dieser vielversprechenden Gemeinschaftsinitiative mitzumachen", betonte Pleil.

Die Aufforderung gilt für Obst- wie auch für Weinbauern, denn die Tafeltraube gelte ja rechtlich als Speiseobst. Wegen der Weinbaugesetze der Länder sind die neu ausgepflanzten Flächen allerdings innerhalb der Weinbaufluren auszupflanzen. Als Bonus gibt es aber dafür die Möglichkeit, Restmengen über Most, Sturm und Wein zu verwerten. Vorausgesetzt, es handelt sich um eine klassifizierte Sorte.

Sicheres Standbein

Derzeit sind 13 Winzer am Projekt beteiligt, bisher wurden dafür insgesamt 11,5 ha ausgepflanzt. Rund die Hälfte der Flächen steht schon unter Ertrag. Mit der Ernte 2010 werden die ersten Tafeltrauben in ausgewählten Filialen in Niederösterreich und Wien erstmalig angeboten. Eine flächendeckende Versorgung mit den "Weinviertler Tafeltrauben" lautet das langfristige Ziel, schließlich könnte sich Österreich in Zukunft als Tafeltraubengebiet etablieren. Für Spar-Geschäftsführer Alois Huber aus der Zentrale St. Pölten ist diese neue Marke die "regionale Alternative zu herkömmlichen Tafeltrauben – und das in Top-Produktqualität".

Der vertraglich geregelte Anbau sichert den Winzern die Abnahme zu. Heuer bekommen die Produzenten einen Mindestpreis von 1,20 € pro kg für vermarktungsfähige Trauben, bei guter Qualität sogar mehr. Und das bei einem durchaus realistischen Ertrag von 8.000 bis 10.000 kg vermarktungsfähigen Trauben pro Hektar, wie der Rebenzüchter Dr. Ferdinand Regner vom LFZ Klosterneuburg weiß. Preislich sind die einheimischen Trauben etwas über der ausländischen Konkurrenz angesiedelt.

Pilzwiderstandsfeste Sorten

Die Auswahl der Sorten wurde im Vorfeld genau geprüft. Trauben- und Beerengröße, Farbe, Bissfestigkeit, Geschmack, Aromatik und die Haltbarkeit sowie die Eignung für den Lebensmitteleinzelhandel waren ausschlaggebend. Letztendlich erfüllten nur vier Traubensorten die vielfältigen Anforderungen. Diese weisen auch eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegenüber Pilzkrankheiten auf und können deshalb mit wesentlich geringerem Aufwand an Pflanzenschutzmitteln produziert werden.

Bei der heurigen Ernte stehen den Konsumenten erstmals Trauben der Sorte Pölöskei Muskotaly zur Verfügung. Die Produktion der "Weinviertler Tafeltrauben" erfolgt unter der Kontrolle der Richtlinien des AMA-Gütesiegels. Vorgeschrieben ist zudem die Teilnahme an der "Integrierten Produktion". Die Lese (in Kleinkisten) erfolgt immer vormittags. Nach dem Transport vom Produzenten zum Verpackungslager nach Geizendorf (Nähe Stockerau) wird die Ware sofort gekühlt und von Spezialisten in Folienbeutel verpackt. Von dort kommt es zur Verteilung Richtung Lebensmittelhandel.

Weitere Infos: Ing. Andreas Burgstaller, NÖLLK, 0664/602 59 222 07