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Bioverfahrenstechnikerin Fatemeh Maghuly stellte das Verfahren der RNA-Interferenz vor und ging auf die Möglichkeiten ein, welche die Technik im Pflanzenschutz eröffnet. © W. Kaltzin

Biotechnologie

RNA-Interferenz als neue Waffe im Pflanzenschutz

Ein Artikel von W. Kaltzin | 08.10.2025 - 10:46

Im Rahmen einer Forschungstagung an der HBLA und BA Klosterneuburg stellte Bioverfahrenstechnikerin Fatemeh Maghuly von der BOKU die Möglichkeiten der RNA-Interferenz zur gezielten Bekämpfung von Schaderregern vor.

Mit Ausführungen zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen mittels Doppelstrang-RNAi ließ Dr. Fatemeh Maghuly vom Institut für Molekulare Biotechnologie an der BOKU aufhorchen. Der neuen Technik stehen große Ernteverluste in der Landwirtschaft und ein hoher Pestizideinsatz in der Gegenwart gegenüber.

Das neue Verfahren kurz erklärt: Die sogenannte RNA-Interferenz gilt als ein natürlich vorkommender Mechanismus, der in Zellen von Organismen gezielt die Synthese von Proteinen verhindern kann. Damit können etwa Pilze, Schadinsekten oder Viren gezielt ausgeschaltet werden.

Aktuell kommen erste Anwendungen auf den Markt, die als Alternative zum klassisch chemisch-synthetischen Pflanzenschutz zu sehen sind. So gibt es in den USA bereits zugelassene Produkte, etwa gegen den Kartoffelkäfer. Anwendungen gegen den Traubenmehltau befinden sich aktuell noch in der Feldversuchsphase.

Als Vorteil des Verfahrens führte Maghuly unter anderem die hohe Spezifität an, zudem den schnellen Abbau in der Natur sowie das geringe Risiko für Mensch und Umwelt. Als nachteilig sind die hohen Entwicklungskosten zu nennen, wobei die Herstellung doppelsträngiger RNA (dsRNA) dank moderner Cell-Free-Systeme heute deutlich kostengünstiger ist als früher.

Zulassungen für Europa stehen noch aus, es gibt regulatorische Unsicherheiten – obwohl die Technik nicht der Gentechnik zuzuschreiben sei, so Maghuly.