15028703166861.jpg

Summary: "Immer höher klettern die Weinberge in Südtirol. Hier die Reben des Weinguts Schloss Annenberg auf 1.000 Meter Höhe" --- Alt: --- Keyword: --- Doc.Name: "Vinschgau2_Annenberg.jpg"

Reben auf 1.340 Meter im Vinschgau

Ein Artikel von Johannes Friedberger | 17.08.2017 - 09:50

In den vergangenen Jahren sind im oberen Vinschgau mehrere Lagen in der Umgebung von ehemaligen Schlössern, Burgen und Klöstern auf ca. 1.000 Meter Seehöhe angelegt worden. Meist handelt es sich bei den Besitzern und Bewirtschaftern um Quereinsteiger, wie z.B. am Weingut Schloss Annenberg auf 1.000 Meter am Sonnenberg bei Latsch, wo Familie Fuchs, die eigentlich im Satellitenbau tätig ist, 2009 mit der Anlage von 1,2 Hektar Weingärten begann. Zehn Rebsorten wurden hier versuchsweise angepflanzt – hauptsächlich Kerner, Solaris und Scheurebe sowie Blauburgunder und Zweigelt.
Weiters sind am Sonnenberg etwas weiter unterhalb die Weingärten um das Schloss Kastelbell oder bei Naturns das Schloss Juval im Besitz von Reinhold Messner zu nennen.

Auf Rekordhöhe

15028703166861.jpg

Summary: "Immer höher klettern die Weinberge in Südtirol. Hier die Reben des Weinguts Schloss Annenberg auf 1.000 Meter Höhe" --- Alt: --- Keyword: --- Doc.Name: "Vinschgau2_Annenberg.jpg"

Der höchste Weinberg um Schloss Marienberg bei Mals auf 1.340 Meter gehört zum Weingut Calvenschlössl in Laatsch auf exakt 1.000 Meter Seehöhe. Das Calvenschlössl wurde von der belgischen Familie Van den dries im Jahr 2004 erworben und mit viel Aufwand renoviert bzw. ausgebaut. Ein 45-Tonnen-Bagger hatte viele Tage Schwerarbeit zu leisten, um einen kleinen Weinkeller in die Felswand zu schrammen. Rund um das Weingut, das etwas windgeschützter liegt, werden nach biologischen Richtlinien hauptsächlich Piwi-Sorten angebaut – vor allem Solaris, Souvignier gris und Muscaris sowie Cabernet cortis und Zweigelt. Der Zweigelt wurde bei einer Vergleichsweinkost mit österreichischen Top-Vertretern unter den Besten eingereiht.

Nachdem gute Erfahrungen mit der Weinproduktion auf 1.000 Meter Höhe gesammelt wurden, trat die Familie Van den dries an den Abt des Klosters Marienberg heran, um den Südkessel des Klosterberges auf 1.340 Meter mit Weinreben bepflanzen zu dürfen. Der von dem Projekt begeisterte Abt förderte die Terrassierung und Einzäunung des Berges. Die Lage wurde im Jahr 2013 mit ca. 6.200 Reben den bereits erwähnten Sorten des Weinberges um das Calvenschlössl bepflanzt.
Die sehr steilen Hanglagen des Calvenschlössls und des Klosters Marienberg werden zur Gänze händisch bewirtschaftet, nur drei Esel helfen beim Austragen der Trauben im Herbst mit. Alle Weingärten sind gegen Vogelfraß mit einem Netz geschützt, das fix montiert von unten nach oben gespannt wird. Die Reben werden nicht mit Pflanzenschutzmittel gespritzt, sondern nur mit Kräuterextrakten behandelt.

Trocken und kalt

15028702915946.jpg

Summary: "Der höchste Weinberg Europas (Festland) schmiegt sich an die Südhänge um Schloss Marienberg bei Mals im Vinschgau" --- Alt: --- Keyword: --- Doc.Name: "Vinschgau1_Marienberg_H.Friedberger.jpg"

Das größte Problem sind die eiskalten und vor allem sehr trockenen Winde im Winter, die vom Reschenpass kommen. Generell ist angesichts der trockenen Witterung im oberen Vintschgau eine Bewässerung notwendig. Die Frostwinde können zu stärkeren Augenfrostschäden an den Reben führen, die dem Wind am meisten ausgesetzt sind. Das natürliche Vorhandensein eines Windschutzgürtels zeigt, dass aber auch dieses Problem minimiert werden kann.

Die erste Lese im Jahr 2016 konnte mit 22°KMW Ende Oktober bis Anfang November eingebracht werden. Der noch im Fass liegende Wein, ein Gemischter Satz, präsentiert sich bereits mit vielschichtiger Aromatik. Dem Weingut Calvenschlössl bzw. der Familie Van den dries geht es bei diesem Projekt nicht um das bloße Erlangen des Siegels des höchsten Weinberges Europas, sondern vielmehr um die Begeisterung und Hingabe für den Weinbau im Einklang mit der Natur.
Sicherlich spielt auch der Faktor Klimaerwärmung hier eine Rolle und es ist wohl damit zu rechnen, dass die Weinbaugrenzen generell sowohl immer weiter in die Höhe als auch in den Norden wandern.