Zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Zeilen (Ende April) hatte die Weinwirtschaft schon einige wetterbedingte Aufregung hinter sich. Nachdem speziell für einige Regionen katastrophalen vorjährigen Frostjahr gab es nach einer Warmwetterphase und damit bedingten frühen Austrieb auch heuer wiederum Spätfrostnächte. Nach Sturm und teilweise starkem Schneefall, vor allem am 19. April, gab es für die frühen Morgenstunden des 21. April flächendeckende Frostwarnungen seitens der Zentralanstalt für Meteorologie. Teilweise deutliche Minusgrade gab es dann tatsächlich in vielen Beckenlagen der Steiermark, wo es durch Nachlassen des Windes und Aufklaren des Himmels zu Strahlungsfrösten kam. Deutliche Frostschäden gab es auch im Burgenland, speziell im Südburgenland, und im nordöstlichen Weinviertel. Der Kremser Raum, wo auch tiefere Minusgrade vorhergesagt waren, kam relativ glimpflich davon, vor allem da sich entgegen der Vorhersage die Wolkendecke nicht verzog. Massive Frostschäden mit deutlichen Minusgraden gab es dafür in kleinen Weinbaugebieten, wie Vorarlberg und Kärnten. Überraschend kam es punktuell in den Morgenstunden des 24. und 30. April abermals zu Frosttemperaruten von denen dann auch das Kremser Gebiet nicht verschont blieb. Zu hoffen bleibt nur, dass es bis zu den Eismännern Mitte Mai nicht noch einmal zu derartigen Kaltlufteinbrüchen kommt.
Räuchern & Co.
Die Winzer waren eigentlich in allen Weinbaugebieten angesichts der vorjährigen Katastrophe alarmiert und haben in vielen Gebieten Maßnahmen gegen die Frostgefahr gesetzt. Am stärksten eingesetzt, da entsprechend verfügbar, wurde das Räuchern der Weingärten mit Stroh, Heu und teilweise mit Hackschnitzel um eine künstliche Nebelschicht zu erzeugen und damit einerseits in den späten Nachtstunden ein weiteres Absinken der Temperaturen und nach Tagesanbruch einen zu raschen Temperaturanstieg zu verhindern. Im Frostgrenzbereich haben diese Maßnahmen sicher auch gefruchtet. Vielerorts wurde auch mit Frostkerzen gearbeitet, was sicher sehr effektiv war, aber relativ teuer ist. Auch tieffliegende Hubschrauber zur Verwirbelung der kalten bodennahen Luftschichten mit wärmeren höheren Luftschichten wurden wieder eingesetzt. Dort wo es möglich war, wurde auch das im Obstbereich gebräuchliche Frostberegnen eingesetzt, mit der die grünen Triebe mit einer Eisschicht überzogen werden. Die beim Gefrieren des Wassers entstehende Kristallisationswärme lässt die Temperatur unterhalb der Eisschicht nicht in den Minusbereich sinken. Mancherorts wurde sogar versucht, durch Einpacken der Reben mit Kälteschutzfolien die grünen Triebe zu retten. Vielerorts, wo die Temperaturen nicht allzu tief abgesunken sind, haben sich die Anstrengungen auch ausgezahlt.
Schadausmaß noch offen
Trotzdem sind in vielen Gebieten auch heuer wieder Frostschäden zu verzeichnen, wenn auch weit nicht im Ausmaß des Vorjahres. Die Steiermark spricht von 20 % Schadensausmaß, auch im Burgenland glaubt man an ein Schadensausmaß an die 20 % der Rebfläche, in Niederösterreich und Wien wird das Schadensausmaß wohl unter 10 % liegen. Deutlich stärker hat es wie gesagt kleine Weinländer wie Kärnten und Vorarlberg erwischt. Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass auch die angrenzenden Länder nicht vom Frost verschont blieben, wobei es im heurigen Jahr vor allem die deutschen Weinbaugebiete am stärksten getroffen zu haben scheint.
Es gibt aber auch einiges Positives zu resümieren nach diesen Frosttagen. Da ist einmal die enorme Anteilnahme der Öffentlichkeit am Schicksal des heimischen Weinbaues. Ausführlich haben alle österreichischen Medien in allen Formaten von der Frostgefahr rund um den heimischen Obst- und Weinbau berichtet. Auch von den Maßnahmen, die zur Frostabwehr gesetzt wurden, wurde ausführlich berichtet und die Bevölkerung um Verständnis ersucht. Das Verständnis der Bevölkerung wurde in den allermeisten Fällen auch aufgebracht, viele Nachbarn haben auch ihre Mithilfe angeboten. Auch der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit unter den Winzern soll besonders hervorgehoben werden. Und zu guter Letzt sind auch die raschen und flexiblen Genehmigungen der Behörden dort, wo sie notwendig waren, hervorzuheben. Auch die gute Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, den Gemeinden und den Straßenverwaltungen ist zu erwähnen.
Schwierige Zeiten
Die zu diesem Thema vor einigen Wochen abgehaltenen Schlumberger-Lectures an der Boku Wien, die im vorletzten WINZER ausführlich dargestellt wurden, zeigen eines deutlich: Das Phänomen des Spätfrostes wird uns in unseren Breiten auch in Zukunft verfolgen, weswegen sowohl der Grad der Durchversicherung, aber auch die Strategien gegen Spätfrost weiter ausgebaut werden müssen.
CR DI Josef Glatt