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Ungewöhnlicher Anblick: Das Pferd wartet auf seinen Einsatz für die Bodenbearbeitung im Weingarten

Bodenbearbeitung mit einer Pferdestärke

Ein Artikel von DI Walter Kaltzin | 04.08.2014 - 11:51

In Zeiten, wo es immer schwieriger wird, Arbeitskräfte für die Landwirtschaft bzw. den Weinbau zu finden, steigt die Nachfrage nach Lohnarbeit. Die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen und Einschränkungen tragen ihr Übriges dazu bei. Einer der größten Anbieter für Lohnarbeit im heimischen Weinbau hat nun sein Dienstleistungsprogramm um Bodenbearbeitung mit Pferden erweitert.

Zufall führt Regie

Mehrere Zufälle brachten nach zahlreichen Anregungen aus Rumänien den Geschäftsführer einer Lohnarbeitsfirma über Umwege dazu, sich mit dem Thema „Pferd als Traktor­alternative für die Bodenbearbeitung“ auseinanderzusetzen. Neben der Suche nach der geeigneten Pferderasse war auch die Frage der Gerätetechnik zu klären. Bei beiden ist man im ­Ausland fündig geworden. Die Pferde stammen aus Tschechien (Rasse: ­Kladruber), die Geräte aus Italien, von einem Spezialisten, der u. a. auch für den Biolandwirt Prinz Charles in den Diensten steht. Nach den vielen Abstimmungsversuchen scheint nun die ideale Kombination gefunden. Man ist für die Praxis gerüstet. Eines ist aber klar: Ohne Traktor wird es nie gehen. Doch in Nischenbereichen kann das Pferd spezielle Aufgaben übernehmen.

Frostgare als Voraussetzung

Damit das Pferd mit seiner beschränkten Arbeitsleistung ausreichend Bodenbearbeitung machen kann, ist ein entsprechend vorbereiteter Boden notwendig. Im Herbst muss zum Stock angepflügt werden, um über die Winterfristgare eine gelockerte Bodenstruktur zu erhalten. Üblicher­weise erfolgt die Bodenbearbeitung mit dem Pferd zweistufig: Zuerst mit einem Kultivator, danach mit einem Pflug, der zwischen den Stöcken in die Reihe einpendelt (siehe Abbildungen). An einem Tag kann auf diese Art und Weise rund ein Hektar bearbeitet werden. Jeweils zwei Pferde werden zum Weingarten gebracht und sind eine halbe Stunde abwechselnd im Einsatz. Nach einem Arbeitstag, der für die Pferde eine maximale Arbeitszeit von drei Stunden bedeutet, kommen am nächsten Tag zwei andere Pferde zum Einsatz.

Eine Frage der Kosten

Aufgrund der weitaus geringeren Investitionskosten (Pferd statt Traktor) können die Kosten der Lohnarbeit in Grenzen gehalten werden. Sie liegen etwa in Höhe einer Traktorstunde – die Flächenleitung ist natürlich weitaus geringer. Zum Einsatz bei der Pferde-Bodenbearbeitung kommen immer zwei Arbeitskräfte und abwechselnd eines der beiden mitgebrachten Pferde. Klar ist auch, dass sich der Einsatz nur in Toplagen ­rechnen kann und auch eine ent­sprechende Grundeinstellung beim Winzer vorhanden sein muss. Die Nachfrage kommt bislang vor allem aus dem Bereich der biodynamisch arbeitenden Winzer. Drei Anwendungsfälle kristallisieren sich heraus:

  • Der Einsatz etwa in Terrassen, wo es zu wenig Platz für den Traktor gibt.
  • Bei sehr breiten Reihen wird in der Mitte mit dem Traktor gearbeitet und am Rand mit dem Pferd.
  • Sind Überzeilengeräte im Einsatz, wird das Pferd dort eingesetzt, wo der Traktor nicht fahren kann.

Fazit

Rund eine Handvoll Winzer greift auf das neue Angebot der Pferde-Unterstützung bislang zurück. Mit einer rasant steigenden Nachfrage ist wohl nicht zu rechnen.

Kontakt: Landwirtschaftliche Lohnarbeit, Großhöflein (Bgld.),
E-Mail: pferd.weingarten@gmail.com