Die politischen und berufsständischen Vertreter von mehreren Weinbauländern (Deutschland, Österreich, Spanien, Frankreich, Rumänien etc.) sind im Rahmen des Internationalen Büros der Versammlung der Weinbauregionen Europas (AREV – 75 Regionen aus 19 Ländern) am 19. Januar 2011 in Brüssel zusammengekommen.
Nach zwei Jahren Reform der GMO-Wein sollten deren Auswirkungen analysiert und über die zu unternehmenden Initiativen diskutiert werden.
Während ihrer Gespräche über die kurz- und mittelfristigen Folgen der Reform waren die Teilnehmer der einstimmigen Meinung, dass, auch wenn einige dieser Maßnahmen begrüßenswert seien (Schaffung nationaler Finanzrahmen oder die Absatzförderung auf dem Auslandsmarkt), die Aussichten für die meisten Weinbaubetriebe nach wie vor schlecht sind. Trotz umfangreicher Rodungsmaßnahmen liegt das wesentliche Ziel der Reform, d. h. die Wiederherstellung des Marktes und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit, noch in weiter Ferne. Mit einer Verschärfung sei durch die umstrittenste Maßnahme zu rechnen: die vollkommene Liberalisierung der Pflanzrechte ab Ende 2015.
Der Präsident der AREV, Jean-Paul Bachy, erinnerte daran, dass der Weinanbau in den traditionellen Gebieten mit Ursprungsbezeichnung nicht nur für das soziale und wirtschaftliche Gefüge einer Region, sondern auch für die Umwelt und die Landschaft der Gebiete eine wichtige Rolle spielt und unterstrich die Notwendigkeit, die bewährten Regulierungswerkzeuge zu schützen.
Duo Weinberg/Region
Der Präsident verwies auf die schlechte finanzielle Situation zahlreicher Betriebe in den meisten Mitgliedsregionen und bekräftigte erneut die Notwendigkeit, die Auswirkungen des bei jeder Weinproduktion vorkommenden Aufeinanderfolgens von Überschuss und Verknappung auszugleichen. Eine Abschaffung des Systems der Pflanzungsrechte würde unweigerlich zu einer Verlagerung der Weinbaugebiete in Richtung maschinell bebaubare Zonen (von den Bergen in die Ebene) mit kostengünstigeren Arbeitskräften führen und einen unlauteren Wettbewerb zwischen den Weinen mit und ohne geographische Angaben herbeiführen, da Letztere keinen Produktionszwängen unterworfen sind.
In diesem Zusammenhang hat das Internationale Büro der AREV beschlossen, eine europaweite wissenschaftliche Studie zu veranlassen, welche die sozialen, wirtschaftlichen und umweltspezifischen Folgen dieser Maßnahmen für den Sektor und die Gebietskörperschaften bewerten soll. Schließlich wiederholt es seine eindringliche Bitte zur Schaffung einer Beobachtungsstelle des europäischen Weinbaus mit Berücksichtigung der regionalen Dimension.