Teilnehmer des Expertenforums „Kaliumphosphonat“ mit den österreichischen Teilnehmern Sabrina Dreisiebner-Lanz (Bio Austria und Joanneum Research), Christian Eitler (Landwirtschaftskammer NÖ) und Martin Mehofer (HBLA und BA Klosterneuburg)
Hintergrund des Expertenforums sind einerseits die Diskussionen auf EU-Ebene um die generelle Weiterzulassung von Kupferpräparaten. Im biologischen Weinbau ist Kupfer der einzige effektive Wirkstoff um Schäden durch den Falschen Mehltau, Plasmopara viticola, vorzubeugen. Auf EU-Ebene hat Kupfer im Pflanzenschutzmittelrecht aber derzeit den Status eines Substitutionskandidaten. Andererseits treten bei hohen Niederschlagsmengen beziehungsweise bei entsprechend feucht-warmen Bedingungen und langer Blattnässe immer wieder starke Probleme beim Kupfereinsatz auf.
Die applizierten Kupferpräparate werden durch Niederschläge zum Teil wieder abgewaschen und das Befahren von Weingärten ist bei hoher Bodenfeuchte zur notwendigen oftmaligen Applikation der Präparate nicht möglich beziehungsweise werden die Böden durch das Befahren geschädigt und verdichtet. Kaliumphosphonat-haltige Präparate könnten hier eine gewisse Abhilfe schaffen.
Reduzierter Kupfereinsatz
In Österreich und Deutschland waren Kaliumphosphonate bis zum Jahr 2013 als Pflanzenstärkungsmittel zugelassen und wurde als Alternative beziehungsweise Ergänzung zu Kupferpräparaten eingesetzt, da sie eine gute Wirkung gegen den Falschen Mehltau gezeigt haben. Auch Untersuchungen der Abteilung Weinbau der HBLA und BA Klosterneuburg haben dies bestätigt. Nach der Einstufung der kaliumphosphonathaltigen Präparate als Pflanzenschutzmittel war deren Einsatz im biologischen Weinbau aber plötzlich nicht mehr möglich, während sie in der integrierten und konventionellen Produktion seitdem verstärkt Einsatz finden.
Die veränderten klimatischen Bedingungen verstärken vielerorts die Peronospora-Problematik, und zwar insbesondere in den nördlichen Weinbauregionen der EU wie in Österreich und Deutschland. Daher wird von dieser Seite versucht, eine (Wieder-)Zulassung zu erreichen, auch wenn in den südlichen europäischen Weinbauregionen aufgrund anderer klimatischer Bedingungen diese Problematik kaum besteht und damit bisher kein Verständnis dafür da ist. Bei der Veranstaltung im Luxemburg waren aber auch Teilnehmer aus Bordeaux dabei, da in dieser Region in den letzten Jahren durch Peronospora ebenfalls starke Schäden verursacht wurden.
Teil des natürlichen Kreislaufs
Als wichtiges Argument für den Einsatz von Kaliumphosphonat wurde in einem wissenschaftlichen Fachvortrag erläutert, dass Phosphonate einerseits Teil des Phosphor-Kreislaufs auf der Erde sind und dass diese andererseits auch von Mikroorganismen in natürlicher Umgebung produziert werden, wie beispielsweise in den Mägen von Schafen.
Ausblick
Als nächster Schritt wird auf EU-Ebene die ständige Expertengruppe für technische Beratung zur ökologischen Produktion (EGTOP) über diese Thematik beraten und einen Bericht dazu verfassen. Dieser Bericht kann dann als Empfehlung für die EU-Generaldirektion Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung (DG-AGRI) gesehen werden. Ob und wann diese Thematik beziehungsweise Empfehlung weiterverfolgt wird, ist offen.