„Wir sind weder wahlwerbend noch gewinnorientiert, kein Geheimbund, aber diskret.“ Der langjährige Generalconsul Tombor erklärt im persönlichen Gespräch ausführlich gerne das Wesen des Weinritterordens. Dieser ist in den vergangenen Jahren – ausgehend vom Senatssitz in Eisenstadt – enorm gewachsen.
Der Orden beruft sich auf den heiligen Georg als Schutzpatron und setzt als III. Ordensperiode den St. Georgsorden aus 1333 bzw. 1468 fort. Ausgangspunkt der heutigen Struktur war jedoch im Jahr 1984 die enge Verbundenheit mit dem Weinland Burgenland und der Blick auf den pannonischen Raum. „Daraus entstand der Wunsch, eine Institution ins Leben zu rufen, die die gesellschaftlichen, kulturellen und historischen Aspekte berücksichtigt“, erklärt der 75-jährige Tombor. Europa sei ein Weinkontinent, wie das Christentum als eine Weinreligion zu bezeichnen sei. „Wir arbeiten auf der kulturgeschichtlichen und diplomatischen Ebene. Dabei verstehen wir uns als Partner der Winzer, die zwischen der Produktion und den Konsumenten verbinden.“
Internationale Perspektive
Ausgehend vom Standort Eisenstadt erfolgte kontinuierliche Aufbauarbeit in den angrenzenden Regionen und Bundesländern, ehe eine gewisse Eigendynamik entstehen sollte. Etwa nach zwei Jahrzehnten Entwicklung kam es über die Legitimierung durch den Chef des Erzhauses Österreich (Otto von Habsburg) zum entscheidenden Qualitätssprung und zur Internationalisierung. Heute sind viele bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik mit dem Orden verbunden. Wie kam es dazu? „Es ist die Attraktivität des Angebots, über das sich viele Zugehörige der Elite berufen fühlten, bei uns mitzuarbeiten“, erklärt Generalconsul Tombor. Und er führt aus: „Die Elite hat immer Wein getrunken, und das Gespräch ist das Wichtigste in der Diplomatie. Gute Gespräche passieren eben nur bei gutem Wein.“
Anleitung zum Glücklichsein
Aus Sicht des Ritterordens gibt es eine große philosophische Tangente: „Jeder wahre Ritterorden muss eine philosophische Akademie sein, der seine Mitglieder zum Wahren, Guten und Schönen führt. Und da haben wir den eminenten Vorteil, dass bei uns der edle Wein im Mittelpunkt steht. Im Wein liegt die Wahrheit, wie man so schön sagt.“ Daher gehe es nicht nur um den gesundheitlichen Aspekt, sondern um eine Inspiration für die Philosophie. Für Tombor liege der Nutzen für den Einzelnen und die Gesellschaft also darin, über den Orden zum Wahren, Guten und Schönen zu gelangen. Der Leitsatz zum Ritterorden lautet: „Erst wenn du den Neid besiegst, den Hochmut verachtest und dich für andere einzusetzen beginnst, wirst du zum wahren Ritterlichen Menschen.“ Im Inneren sei der ritterliche Ordensgedanke eine Anleitung zum Glücklichsein. Man solle sich am Wein begeistern, nicht berauschen!
Reine Männersache?
Historisch gesehen ist ein Ritterorden immer Männersache. Die gesellschaftlichen Entwicklungen gehen aber an der Weinritterschaft nicht vorbei: „Wir wollen den Frauenanteil erhöhen. Dazu haben wir kürzlich den Damenconvent als neue Vernetzungsplattform geschaffen.“ Derzeit gehören rund 500 Damen zum Orden.