In den letzten Jahren haben sich physiologische Störungen der Rebe gehäuft (Reifestopp der Trauben, Stiellähme und Traubenwelke). Diese scheinen größtenteils mit einer Behinderung der Wasser- und/oder Mineralzufuhr der Pflanze zusammenzuhängen. Je nach Jahrgang und Bedingungen im Weinberg können die Ernte- und Qualitätsausfälle im Zusammenhang mit diesen physiologischen Störungen erheblich sein. Neuste ACW-Studien über die Kavitation der Gefäße der Rebe verdeutlichen den Stellenwert eines solchen Phänomens, das die Wasserversorgung der gesamten Pflanze beeinflusst.
Was bedeutet Kavitation?
Der Wassertransport in den Gefässen (Xylem) der Rebe erfolgt bei sehr hoher Saugspannung und nimmt die Form einer Wassersäule an. Die Stabilität dieser Säule kann jedoch durch die Freisetzung von Luftblasen in den Gefäßen gefährdet werden (=Kavitation). Das vollständige Verstopfen eines Gefäßes führt zu einer Gasembolie, welche den Wasserfluss stark behindert und die für die Wasserzufuhr in die Blätter verantwortliche "Pumpe" gewissermaßen außer Betrieb setzt. Manchmal kann bei der Rebe auch das Thyllose-Phänomen beobachtet werden: Infolge hoher Wasserspannung können Gefäße von Zelleinwüchsen, sogenannte Thyllen, verstopft werden.
Physiologische Störungen wie die Kavitation und die Thyllose treten auf, wenn die Rebe unter Trockenheit leidet. Sie können aber auch bei kurzfristig (innerhalb einigen Stunden oder Tagen) eintretenden Klimaveränderungen und brüsken Temperaturschwankungen auftreten und zu einem Ungleichgewicht zwischen Wasseraufnahme durch die Wurzeln und Transpiration des Laubs führen. Dieses Phänomen tritt im Allgemeinen bei Reben mit starkem Wuchs auf, die auf sehr wasserhaltigen Böden angesiedelt sind.
Die ACW-Studien befassen sich zurzeit mit der Ermittlung der Empfindlichkeit der in der Schweiz am häufigsten angebauten Rebsorten (Chasselas, Pinot noir, Gamay). Dabei wird die Rebe unterschiedlichen Wasserhaushalten ausgesetzt. Ziel ist es, die Auswirkungen dieser Störungen auf die Qualität der Trauben und Weine zu ermitteln und konkrete Lösungen (Anbautechniken, Anpassung der Rebsorten an die Weinbaugebiete) in einem sich wandelnden Klima zu finden.