Leitartikel 08/2019

Vertikale Kooperationen notwendiger denn je

Ein Artikel von CR Prof. DI Josef Glatt, MBA | 08.08.2019 - 17:39

Viele Traubenproduzenten fühlten sich angesichts der Nachfrage und dem damit einhergehenden Preisdumping bemüßigt, größere Mengen selbst einzufüllen. Teilweise in der Hoffnung, dass sich die Preissituation am Fassweinmarkt verbessert. Frostschäden sind ausgeblieben, der Traubenansatz ist zufriedenstellend, weshalb wieder eine gute Weinernte erwartet werden kann.
Die Nachfrage am Markt ist verhalten und dazu kommen jetzt die Selbstvermarkter, die jene Fassweine anbieten, die sie selber  aufgrund der guten Vorjahresernte nicht mehr vermarkten können. Übrig bleiben jene Traubenproduzenten, die aufgrund der Preis- und Nachfragesituation während der Ernte selber eingefüllt haben. Dabei zeigt die Vergangenheit, dass man mit dem Traubenverkauf trotzdem meist besser fährt.

Keine wirtschaftliche Produktion

Aber auch den Aufkäufern muss eines klar sein. Während der Lese die Preise so weit zu drücken, dass dann ein verstärktes Fassweinangebot vorliegt, dass dann qualitativ vielfach nicht gebraucht werden kann, bringt niemanden etwas. Wenn nach einem derartigen Jahr wieder hunderte Hektar gerodet werden, fehlt dann mittelfristig auch den Aufkäufern das Angebot an österreichischen Trauben und  Wein. Denn eines ist klar: Wirtschaftlicher Deckungsbeitrag ist für die Winzer bei derartigen Preisniveaus keiner zu erwirtschaften.

Nachhaltige Kooperationen als Ziel

Ein Selbstvermarkter wird das produzieren, was er verkaufen kann. Wenn die Traube oder der Wein vor dem Letztverbraucher den Besitzer wechselt, braucht es vertikaler Kooperationen zwischen Traubenproduzenten, Verarbeitung und Vermarktung. Vertikale Kooperationen, die im Vertragsweinbau gipfeln, müssen klare Vorgaben geben. Was muss wie produziert werden und was muss ich dafür bekommen, damit sich die Produktion rentiert.

Vertikale Kooperationen mit genau abgestimmten Vorgaben über die Traubenproduktion, die Vinifizierung und die Vermarktung sind in Österreich kaum existent. Die noch existierenden Genossenschaften zeigen es mittlerweile sehr gut vor. Einige gut vermarktende Winzer arbeiten mit Vertragsweinbauern bereits gut zusammen. Die Erarbeitung vertikaler Kooperationen zwischen Winzer und Abnehmer wäre auch eine zentrale Aufgabe für die regionalen Weinkomitees. Nachhaltige Kooperationen zwischen den Marktteilnehmern des Gebietes muss das Ziel sein. Anders ist Trauben- und Fassweinproduktion in Österreich sinnlos.

CR Prof. DI Josef Glatt, MBA