Leitartikel 09-2022

Weinernte 2022 begonnen

Ein Artikel von CR Prof. DI Josef Glatt, MBA | 09.09.2022 - 09:48
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Mit der Haupternte in Niederösterreich ist heuer in der zweiten Septemberhälfte zu rechnen © W. Kaltzin

Trockenheit und Hitze

Im Frühjahr wechselten kühle und warme Phasen ab, wobei es insgesamt zu trocken war. Der Rebaustrieb fand auch heuer wieder relativ spät, erst gegen Ende April statt. Im Hinblick auf die drohende Spätfrostgefahr war das aber als durchaus positiv einzustufen. Bis zur Blüte war es relativ warm und danach gab es dann auch endlich nennenswerte Niederschläge. Niederschläge, die die Reben vielfach in einem sehr empfindlichen Stadium während und kurz nach der Blüte getroffen haben. Deswegen gab es vielfach massiven Pilzdruck, wo die Winzer besonders gefordert waren. Im Juli und August hatten die Reben mit enormer Hitze und Trockenheit zu kämpfen. Trockenheit und Hitzetage über 30 Grad Celsius haben die Reben sehr gefordert. Bei vielen Anlagen, besonders bei Junganlagen, war eine Reduktion der Trauben notwendig, um die Rebstöcke zu entlasten. Hagelschäden und Unwetter waren heuer nur vereinzelt anzutreffen. Zu einem Zeitpunkt, als die meisten Weingärten durch die Trockenheit bereits an ihre Belastungsgrenze gekommen sind, gab es im Gegensatz zum Berichtszeitpunkt jetzt Ende August in den meisten Weinbaugebieten doch nennenswerte Niederschläge. Die dringend notwendigen Niederschläge sind auch verantwortlich dafür, dass aufgrund der zur Verfügung stehenden Feuchte in den Böden die Reifeentwicklung der Trauben zügig fortgesetzt werden kann. Nicht abgeschätzt werden konnte zum Berichtszeitpunkt, wie es mit den Niederschlägen weitergeht.

Durchschnittliche Menge

Weingärten, die durch die Trockenheit nicht zu sehr gelitten haben, werden durchaus harmonische Weine hervorbringen, die punktuell auch kräftiger als in den vergangenen beiden Jahren ausfallen können. Gerade bei den Rotweinen ist die Erwartungshaltung relativ hoch, da durch die eher kleinen Beeren entsprechend dichte und farbintensive Rotweine erwartet werden können. Aufgrund der Meldungen aus den Gebieten gehen wir heuer wieder von einer durchschnittlichen Erntemenge aus. Der Traubenansatz war durchwegs gut. Durch die Trockenheit im Sommer sind die Beeren aber eher klein geblieben und daher wird die Saftausbeute geringer ausfallen als in anderen Jahren.

Preissteigerungen mit Folgen

Wie andere produzierende Branchen sind die Winzer derzeit mit besonders hohen Produktionskosten konfrontiert. Vor allem in der Herstellung energieintensiver Produktionsmittel haben sich die Kosten verdoppelt. Das betrifft zum Beispiel Verpackungsmittel wie Karton und Glas. Kostentreiber ist aber natürlich auch die Energie, die in den Weingütern im Zuge der Produktion in Form von Gas, Strom und Diesel eingesetzt werden muss. Diese Kosten werden sich über kurz oder lang auf die Weinpreise niederschlagen müssen. Und gerade jetzt während der Lese ist ein Appell an die Trauben-Aufkäufer zu richten, den Winzern in dieser schwierigen Situation kosten­deckende Traubenpreise zu bezahlen.