Station beim Weingut Mariel

Weinlese-Tour des Weinbauverbands

Ein Artikel von W. Kaltzin | 11.09.2025 - 11:35
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Konrad Mariel (links) mit Vertretern aus Weinbaupolitik und  Landwirtschaft im Herzen des erfolgreichen Weinguts © W. Kaltzin    

Vor Pressevertretern nahm Österreichs Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager erneut Stellung zu den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen der Weinbaubranche. Der Konsum sei international rückläufig, besonders im Rotweinbereich sei dies wie hier im Burgenland schmerzlich. Umso wichtiger sei die zur Verfügungstellung von brachliegenden Fördergeldern, um sie gezielt für Weinwerbung einzusetzen. So startet etwa im Oktober eine Werbekampagne der ÖWM, die sich gezielt an die junge Zielgruppe richtet. An weiteren negativen Rahmenbedingen führte der Weinbaupräsident rekordhohe Produktions- und Betriebsmittelkosten, den fehlenden Bürokratieabbau und die Einschränkungen beim Pflanzenschutz an.

Auch Burgenlands Präsident der Landwirtschaftskammer, Nikolaus Berlakovich, hob die extrem herausfordernden Rahmenbedingen hervor. Er sieht die einzigartige Kulturlandschaft in Gefahr. Herbert Oschep, Obmann der Wein Burgenland, unterstrich in seinen Worten die Bedeutung der Kulturlandschaft, um den Weintourismus zu forcieren. Er dankte seinen Kollegen für den parteiübergreifenden Einsatz.

Mit den Worten „Ernte hui, Markt pfui“ eröffnete Burgenlands Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld seine Einschätzung der Lage. Der ohnehin schon niedrige Traubenpreis von 40 Ct./kg für rote Trauben komme mit Fortlauf der Ernte weiter unter Druck. Besonders die Verkaufssituation in der schrumpfenden Gastronomie sei schmerzhaft. Liegenfeld forderte einen fairen Achterl-Preis und ergänzte: „Angesichts der prekären Marktsituation brauche es verstärkte Vermarktungsmaßnahmen und flexible Finanzierungsinstrumente“. Er forderte weiters eine Intensivierung der Werbemaßnahmen der ÖWM und eine rasche, unbürokratische Umschichtung von nicht ausgeschöpften EU-Mitteln, um gezielt auf Marktveränderungen reagieren zu können. Die Verwendung von passiven Maßnahmen wie Rodungen bzw. Destillationen lehne er ab.

Vorzeigebetrieb Mariel

Der erfolgreiche Weinbaubetrieb hat sich aus einem gemischt-landwirtschaftlichen Betrieb mit 6 ha Weinbau in den 90iger Jahren zu einem reinen Weinbaubetrieb mit 15ha entwickelt. Als wichtigstes Standbein ist heute – dank vieler treuer Kunden – der direkte Verkauf an den Letztverbraucher zu nennen. Der Buschenschank öffnet viermal im Jahr. Mit gut 20 verschiedenen Weinen ist die Produktvielfalt im Betrieb sehr groß, der Fokus liegt dabei auf der klassischen Weinlinie. Als Hauptsorte gilt der Grüne Veltliner. Höchste Auszeichnungen auf Landes- und Bundesebene gibt es aber quer durch die Sorten. Basis dafür ist eine strenge Traubenselektion im Weingarten.

Die Trauben werden mit Hilfe kroatisch-sprechender Ausländer eingebracht – ein Vollernter kommt nicht zum Einsatz. Mit Stand 10. September seien 40% der Ernte bereits gelesen, erklärte Seniorchef Konrad Mariel. Er kann sich im Betrieb auf seine Frau Martina und die aktiv mitarbeitenden Söhne Konrad (Traktor/Keller) und Lukas (Marketing/Vertrieb) verlassen. Vom Jahrgang 2025 erwartet sich Mariel fruchtige und eine Spur leichtere Weine. „Ganz dem Zeitgeist entsprechend“, wie Weinbaupräsident Schmuckenschlager ergänzte.