IMC Fachhochschule Krems 

Pilotstudie zur Unterstockbegrünung

Ein Artikel von Dr. Markus Eitle, MSc | 29.11.2022 - 12:49

Der Unterstockbereich ist ein sensibler Bereich in Weingärten, über den Reben einen signifikanten Teil ihres Nährstoff- und Wasserbedarfs decken. Durch mechanische und chemische Verfahren wird vielerorts versucht, konkurrierende und hochwachsende Beikräuter im Unterstock zu unterdrücken, um optimale Wachstumsbedingungen für die Reben zu gewährleisten. In Abhängigkeit der Bodenbeschaffenheit können diese Verfahren, neben erhöhten Arbeits- und Betriebskosten, langfristig zu einer Verminderung der Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität führen. Die Erforschung angepasster und bodenschonender Unterstock-Alternativen ist nicht nur für den österreichischen Weinbau, sondern auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele von globalem Interesse. Erste internationale Forschungsergebnisse aus Begrünungsversuchen sind vielversprechend in Bezug auf deren Praxistauglichkeit und Belebung des Bodenlebens, jedoch bestehen sie teilweise aus standortfremden Kräutern und Gräsern mit verminderter Anpassung.

Lokal und niedrigwachsend
Das geplante Forschungsprojekt der IMC Fachhochschule Krems und der Universität für Bodenkultur zielt auf die Entwicklung einer Unterstock-Begrünung aus lokalen, niedrigwachsenden Kräutern, angepasst an niederösterreichische Weinbaubedingungen im Naturraum der Pannonischen Flach- und Hügellander, ab. Eine einjährige IMC-Pilotstudie, die 2022 in Kooperation mit dem Familienweingut Sepp Moser und dem Landgut Johann und Marlene durchgeführt wurde, untersuchte die Standortanpassung und Bodenbedeckungswirkung einer Mischung aus lokal-selektierten Beikrautarten. Für den Versuch wurde eine Mischung aus fünf Kräutern im Unterstockbereich zweier Weingärten in Rohrendorf bei Krems (lehmig-sandiger Löss) und am Zöbinger Heiligenstein (lehmig-schluffiger Sandboden) im Frühjahr ausgepflanzt. Zusätzlich gab es an beiden Standorten Erdbeer-Varianten (Wald-Erdbeere), die in Rohrendorf gepflanzt und am Heiligenstein ausgesät wurden. Gegen Ende der Wachstumsperiode wurde die Wuchsrate und der Bodenbedeckungsgrad standardisiert erfasst und analysiert.

Gute Anwuchsrate und Standortanpassung
Erste Ergebnisse weißen auf eine gute Anwuchsrate und Standortanpassung von vier der fünf Kräuterarten hin. Lediglich das teilweise annuale Quendel-Sandkraut zeigte auf beiden Standorten einen schwachen Wuchs. Der Vergleich beider Weingärten zeigt, dass Silber-Fingerkaut und Scharfer Mauerpfeffer am Standort in Rohrendorf vergleichsweise kräftigere Pflanzen ausbildeten, was auf den nährstoffreicheren Boden zurückgeführt werden könnte. Weisser Mauerpfeffer und Sandquendel entwickelten sich an beiden Standorten wüchsige Pflanzen. Die Analyse des Bodenbedeckungsgrades zeigt, dass die Mischung im relativen trockenen Versuchszeitraum 2022 12,3 % bzw. 3,7 % des Bodens bedeckte; die ausgepflanzte Erdbeer-Variante in Rohrendorf sogar 29,6%. Aufgrund der schwachen Entwicklung der Erdbeer-Aussaat-Variante, liegt der Fokus der Forschergruppe 2023 auf der Optimierung des Aussaatverfahrens im Unterstock.

Wechselwirkungen im Fokus
Basierend auf den ersten Ergebnissen und der Relevanz des Themas für den nachhaltigen innovativen Weinbau, soll das Projekt zukünftig auf weitere Flächen in Niederösterreich ausgeweitet und potentielle Wechselwirkungen der Unterstockbegrünung mit der Wasser-/Nährstoffkonkurrenz, der Fruchtqualität, des Bodenlebens und der Biodiversität über einen längeren Zeitraum erforscht werden.

 

Der Autor
Dr. Markus Eitle, M.Sc.; IMC Fachhochschule Krems; Email: markus.eitle@fh-krems.ac.at