Die Verleihung des Titels „Weingut des Jahres“ (Falstaff) bzw. die Listung unter den World’s Best Vineyards Awards 2024 (unter die ersten 50) sind vorläufige Höhepunkte einer rasanten Entwicklung der Domäne Wachau. Geschäftsführer Roman Horvath sieht viele kleine Schritte als Basis der Evolution. Als Winzer habe man heute oft nur die Möglichkeit, im Weingarten technologisch aufzurüsten oder auf handwerkliche Weine zu setzen. Die Domäne setze auf Zweiteres – in vielen der Wachauer Lagen gibt es auch keine Alternativen.
Aktuell befindet sich die Domäne Wachau in der wichtigsten Neuausrichtung ihrer Geschichte. „Nach vielen Jahren der Aufbauarbeit haben wir die Idee einer Winzergenossenschaft neu definiert – quasi neu erfunden. Unsere Weinhauer sind die Helden des Weinguts. Nur sie verfügen über unvergleichliches Detailwissen und Erfahrung“, erklärt Geschäftsführer Roman Horvath im Zuge einer Pressekonferenz Ende April in Wien. „Weil die Weinhauer die Arbeit persönlich ausführen und jede Rebe und jeden Stein kennen, können wir äußerst präzise arbeiten. Und wenn die Lese ansteht, auch rasch ernten“, ergänzt Horvath.
Messen mit den Besten
Als weltbeste Genossenschaft bezeichnet zu werden, sei eine Geringschätzung für Horvath. Ziel sei vielmehr, unter den weltbesten Weingütern zu rangieren. „Unsere Weinhauer sehen wir nicht als Traubenlieferanten, sondern als hoch spezialisierte Experten, die mit der Domäne engstens verbunden sind“, betont der Geschäftsführer. „Bei uns arbeiten keine Fremdarbeitskräfte, sondern die Weinhauer stehen selber im Weingarten.“
Rund 2.500 Parzellen auf einer Fläche von 400ha machen den Schatz der Domäne Wachau aus. Dieser wird von rund 200 Winzern bewirtschaftet, also durchschnittlich nur 2 Hektar pro Kopf. Das sorgt für Schlagkraft. Können die Weinhauer bei dieser Größe aber überleben? „Die Fläche bleibt in Summe konstant, ein Zeichen, dass Zufriedenheit herrscht“, erklärt Kellermeister Heinz Frischengruber. Die Bezahlung basiere auf einer hochkomplexen Matrix, bei der der lokale Arbeitsaufwand deutlich abgebildet werde. „Mit 2 bis 3ha kann man da schon richtig gutes Geld verdienen“, erklärt Frischengruber. Kleinere Betriebe verfügen zumeist über mehrere Standbeine, sie leben auch vom Betrieb eines Heurigen, einer Pension, besitzen Wald oder bewirtschaften etwa Marillen.
Bio und Nachhaltigkeit
Die Ausrichtung Richtung Bio und Nachhaltigkeit wird von vielen, aber noch nicht von allen mitgetragen. Ein nachhaltiges Bodenmanagement nennt Frischengruber an erster Stelle. Gesunde Böden seien die Basis für klimafitte Reben. Mithilfe externer Fachberatung habe man ein innovatives Unterstockbegrünungsprojekt forciert (auch wegen der eingeschränkten mechanischen Möglichkeiten) und mittlerweile erste positive Erkenntnisse gewonnen. Auch ein Kompost-Projekt mit biodynamischer Energetisierung sei österreichweit einzigartig. Ziel ist es, 100% der Weingärten biologisch zu bewirtschaften.
Handwerk, Terroir und Präzision lautet das Motto der „Domäne Wachau neu“. Die verschiedenen Terroirs und Stile werden dabei per Mikrovinifizierung herausgearbeitet. Der Weinstil soll puristisch und präzise sein. Neben Tiefe und Trinkfluss sei durchaus auch Grip erlaubt. Es bleibt spannend im weinbaulichen Westen Niederösterreichs.
DOMÄNE WACHAU NEU
- Umfangreiches Kommunikations- und Weiterbildungsprogramm für Weinhauer, tiefgreifende Qualitätsmaßnahmen
- Individualität & Kleinteiligkeit im Weingarten – Kleinstparzellen
- Digitale Verwaltung der rund 2.500 Parzellen mit präzisen Leseplänen
- Extrem hohes Durchschnittsalter der Reben (50+ Jahre)
- Extrem hohe Stockdichte (bis zu 8.000 Stöcke/ha) in den Terrassen
- Weingärten umgeben von Naturwäldern (Eichen- und Buchenwälder)
- Mandel- und Pfirsichbäume in den Weingärten, Streuobstwiesen fördern Biodiversität (z.B. Marillen)
- Pflege der Trockenrasen (Naturschutzgebiet, artenreichste Fauna & Flora in Österreich), Kuhschelle, Osterluzeien und Osterluzeifalter
- Trockensteinmauern als einzigartige Biodiversitäts-Stützen, besonderer Lebensraum für Fauna & Flora, Pflege und Erhalt von 2 Mio. m2 (Domäne Wachau ca. 1/3 davon), Biodiversitäts-Förderung durch Auenwälder und Revitalisierung von Donau-Nebenarmen (z.B. Pritzenau: Naturschutzgebiet seit 2021)
- Regenerativer Weinbau – im Zentrum unserer Arbeit im Weingarten
- Initiative zum regionsweiten Insektizid-Verzicht
- Nachhaltigkeits-Zertifizierung 2017 (Aufbereitung durch ein Pilotprojekt mit BOKU Wien)
- Kompletter Herbizid-Verzicht
- Derzeit 160 Hektar Bio-Bewirtschaftung
- Eigene Bodenbegrünungen für karge Steilterrassen, inzwischen prägend in der Wachau und von anderen Weingütern genutzt
- Keine Bodenbearbeitung, geschlossene vielfältige Begrünung
- Innovatives Unterstock-Begrünungs-Projekt
- Kompost-Projekt österreichweit einzigartig, biodynamisch energetisiert (Präparate 502-507)
- Bienenstöcke am Kellerberg
- Sanfter Rebschnitt – Schulungen nach Simonit & Sirch
- Zeitgemäßes Laubwandmanagement
- Böschungsbewirtschaftung (Förderung der Biodiversität)
- Genaueste Lesezeitpunkte für alle Parzellen und Weingärten, individuelle Mikro-Vinifizierung
- Innovatives, flexibles Mikro-Vinifikations- und Verarbeitungskonzept mittels Schwerkraft