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Weingut Delheim: Weingärten in unmittelbarer Nähe zum Simonsberg

Reisebericht Winzer-Leserreise

Südafrika: Weingenuss am Kap

Ein Artikel von DI Walter Kaltzin | 16.06.2025 - 13:49

Zur groben Einschätzung des Weinbaulands Südafrika vorweg: Die Rebfläche von rund 88.000 ha entspricht etwa dem Doppelten Österreichs, vom Ertrag her sind es aber dank fruchtbarer Böden fast viermal so viel (rund 8,5 Mio. hl). Beachtlich auch der Export: Mit rund 3 Mio. hl werden über 500 Mio. € erlöst (Quelle: Wines of South Africa). Betrachtet man den Durchschnittspreis, ist das weniger berauschend: ca. 1,8 €/l. Deutschland gilt dabei nach Großbritannien als Nummer 2 der wichtigsten Handelspartner der Südafrikaner. Durch die hohe Exportrate hinterließ die gesunkene globale Nachfrage auch bereits in Südafrika Spuren. Große Flächen wurden jüngst gerodet. Auch von Nachwuchs-Problemen wird gesprochen.

Neu versus Alt

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Weingüter in Südafrika sind meist mehr als nur Weinproduzenten - höchste Besucherfrequenz an Wochenenden und vielfältige Vermarktung
nebst sehr guten Weinen bei Buitenverwachting

Auch wenn Südafrika zur Neuen Weinwelt gezählt wird, gehen die Anfänge des Weinbaus in das 17. Jahrhundert zurück. 1655 sind die ersten Reben ins Land gekommen, die Besiedlung der Region ging etwas davor von den Portugiesen aus, dann folgten Holländer (sie brachten die Reben) und Engländer.

Als lokale Sorten treten Chenin Blanc (50% des Weltanbaus in SA) und die rote Kreuzung aus Hermitage und Pinot Noir, Pinotage, auf. Die Sorte feierte übrigens 2025 ihren 100. Geburtstag. Ansonsten sind die international üblich Verdächtigen wie Sauvignon Blanc, Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Shiraz und Merlot zu nennen. Von den Weinländern der sogenannten Neuen Welt ist Südafrika wohl jenes, dessen Weine den klassischen europäischen Gewächsen am nächsten kommen. Die großen Investitionen und Erfolge im Weinbau feierte Südafrika übrigens erst nach Ende der Apartheit, als die zahlreichen Boykotte aufgehoben wurden.

In vielen Gebieten wird bewässert, damit sind auch hohe Erträge möglich. Das Wasser kommt zumeist aus Speicherseen, die über den nassen Winter aufgefüllt werden. Generell gilt: Der Weinbau ist fest in weißer Hand. Dort sind nur wenige Schwarze in führender Position zu finden. Ihr Anteil liegt bei rund 80% an der Bevölkerung, aber nur bei rund 1% der Reben, heißt es. Sehr wohl findet man sie aber als billige Arbeitskräfte im Weinbau wie auch im Tourismus bzw. der Gastronomie. Immerhin steht an der Spitze der OIV seit heuer eine Frau aus Südafrika: Yvette van der Merwe ist seit Ende 2024 die neue Präsidentin der Internationalen Organisation für Rebe und Wein.

Damit hat zum ersten Mal in der 100-jährigen Geschichte der OIV eine Afrikanerin die prestigeträchtige Position inne.

Großes Qualitätsspektrum

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Mit der Wine Tram geht es zu den Winzern im Gebiet Franschhoek, dort gründeten einst die Hugenotten Siedlungen © Brigitte Nossek

Constantia am Rande von Kapstadt sowie Stellenbosch, Paarl und Franschhock sind die bekanntesten Gebiete für den Qualitätsweinbau, der sich in großer Bandbreite präsentiert. Das Produktionsgebiet für preisgünstige Massenweine befindet sich eher im Landesinnern (Klein Karoo, Robertson, Worcester etc.). Einen Aufschwung erleben neue Gebiete im Einflussbereich des kühlen Meeres wie Walker Bay oder Swartland.

Die heutige Anlaufstelle für den Weinreisenden ist Kapstadt, das mit seiner Lage am Meer und dem markanten Tafelberg hohe Attraktivität bietet und auch als Ausgangspunkt für Ausflüge in der Umgebung perfekt ist. Was macht Südafrika so besonders? Das Land kann mit wunderschönen Weingütern in außergewöhnlichen Landschaften überzeugen. Die Betriebe sind weintouristisch perfekt aufgestellt – aus österreichischer Sicht allesamt Großbetriebe, manchmal mit der kapholländischen Architektur oder ganz modernem Design. Dazu komplettieren gute Restaurants mit regionalen Produkten in gehobener Qualität und fast immer großartigen Aussichten die Attraktivität.

Beispielhaft sei die Franschhoek Wine Tram erwähnt, mit der man den ganzen Tag von Weingut zu Weingut fahren kann. Wenn dann auch noch die Hotels gefallen, die Reiseplanung eine optimale Routenführung vorsieht und eine gute Reiseführerin Hintergründe preisgibt, bleibt die Reise bestens in Erinnerung. An dieser Stelle Dank an die Reisewelt.

Touristische Highlights

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Kapstadt und sein Tafelberg liefern sich gegenseitig faszinierende Aus- und Ansichten

Die Reise war mit zahlreichen Ausflügen gespickt: Kap der guten Hoffnung, Cape Point, Boulder Beach (afrikanische Pinguine) und Straußenfarm. Ausgehend von Kapstadt sind ebenso Kirstenbosch Garden zu nennen, wie auch der beeindruckende Tafelberg, Kapstadts Hausberg.

In Kapstadt stand das Kapmalayische Viertel am Programm, bekannt für seine bunten Häuser, viele davon mit Gewürzshops, und natürlich die Waterfront. Bestechend durch die schöne Lage am Wasser und die hohe kulinarische Dichte. Erwähnenswert ist auch der Ausflug nach Tulbagh, ein historisches Dorf in den Bergen gänzlich mit kapholländischen Häusern. Auch eine Olivenproduktion, Oakhurst Olives, eine frühere Obstfarm, wurde besichtigt.

Am 10. Tag teilte sich die Gruppe auf. Für die Safari- Truppe ging es per Flug nach Johannesburg, von dort zum Wildlife-Erlebnis mit Unterkunft in der gepflegten Mziki-Lodge. Für den anderen Teil der Reisegruppe hieß es Abschied nehmen. Dieser musste sich mit Geparden-Streicheln im Zoo begnügen. Für ein perfektes abschließendes Fotomotiv sollte es reichen.

Weinbauliche Stationen

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Prämierungserfolge zählen offensichtlich auch in Südafrika – Shiraz-Spezialist Saronsberg wirbt offensiv

Groot Constantia: Unweit von Kapstadt im Herzen der Kap-Halbinsel gelegen und von Touristenmassen gestürmt – ein perfektes Beispiel für Weintourismus. Historisch als Wiege des südafrikanischen Weinbaus (1697) bedeutend und eines der schönsten Beispiele des kapholländischen Baustils. Von 170 ha sind 90 dem Weinbau gewidmet.

Schwerpunkt Rotwein, 500.000 bis 600.000 Flaschen jährlich. Übers Jahr gesehen ausreichend Niederschläge, für die sommerliche Trockenheit kann auf aufgestautes Wasser zurückgegriffen werden. Feine Weine, wunderschöne Anlage.

Constantia Glen: Österreichische Wurzeln (Familie Waibel) im kühleren Constantia Valley (im Süden des Tafelbergs) mit wunderschöner Aussichtslage. Hier ist keine Beregnung nötig (Jahresniederschläge rund 1.100 mm, 2024 sogar 1.600 mm). 120.000 Fl./Jahr, 29 ha Reben, drei Viertel rot. Bekannt auch für eine ehemalige Vertriebspartnerschaft mit Leo Hillinger. Bemerkenswert die Kosten der Leser: Angeblicher Mindestlohn 250 Rand/ Tag, hier immerhin 290 (umgerechnet ungefähr 15€/Tag.

Bemerkenswerter Cool-Climate-Sauvignon, aber auch Sauvignon Blanc mit Semillon und etwas Holz; schöne Rotweincuvées mit Bordeaux-Sorten. Sauvignons wichtig in der Region. Bemerkenswert: Problem mit Pavianen, die besonders auf Malbec stehen.

Saronsberg: Einen spontanen Abstecher gab es beim Shiraz-Spezialisten Saronsberg im Herzen der Tulbagh- Region (Weinbaugebiet Robertson). Schnellverkostung von Sauvignon und Chenin Blanc sowie dem Flaggschiff – Shiraz im Rhone-Stil. Das relativ junge Weingut ist gespickt mit Kunstfiguren. Motto: Nature meets art meets wine.

Twee Young Gezelle: Ebenso im Gebiet Tulbagh, gehört zur Krone-Gruppe; spezialisiert auf prickelnde Weine nach Champagnerart. 300 Jahre altes Gut, wunderschön restauriert, mit Wein erst im 20. Jhdt. begonnen.

Rijk’s Wine Estate & Guesthouse: Herrliche Lage am Wasser, eingerahmt von Bergen, kapholländischer Stil. 23 ha Weinbau spezialisiert auf die drei Rebsorten Chenin Blanc, Pinotage und Shiraz, welche in verschiedenen Produktlinien und Stilen angeboten werden. Schwerpunkt mit 60% bei Pinotage. Mit 400 bis 600mm Niederschlag sehr trocken; deswegen auch Buschweine, aber nicht zu tief, weil im Winter sehr heiß (bis 45°C). Beregnung nötig – Wasser kommt vom Staubecken.

Buitenverwachting: Bekanntes Stellenbosch-Weingut, geführt vom Deutschen Lars Maack, der den Betrieb bestens zu vermarkten weiß. Von 150ha rund 100 für Weingärten, 1,2 Mio. Flaschen/Jahr, Schwerpunkt auf Weiß. Die Anlage wird an Wochenenden von bis zu 1.500 Gästen für Picknick und fein Essen gestürmt. Maack betreibt Storytelling, wie es im Buche steht. Die frischen Weine sprechen für sich. Hier ist man mit Niederschlägen von 1.000mm beim Weingut und bis zu 1.500 in Bergesnähe gesegnet.

Delheim: Alte Farm, die sich erst durch deutsche Auswanderer (Spatz Sperling) dynamisch entwickelte. Lage am Simonsberg – Heimat der besten Rotweine (hinterm Berg das Weingut Kannonkoop). Durchschnittlich 6 bis 10 t/ha Ertrag; bei 800 bis 1.000mm Niederschlägen. Weinguts- Chef Viktor Sperling ließ einen schönen Querschnitt verkosten, inkl. Riesling und Trockenbeerenauslese, alle mit hoher Qualität. Wegen Flaute beim Rotweinabsatz jüngst mehr Fokus auf Rosé.

Hartenberg: Historisches Stellenbosch-Weingut mit rund 75 ha Rebfläche, Schwerpunkt bei Rotwein und hier vor allem Merlot und Shiraz. In den vergangenen Jahren Fokus auf Nachhaltigkeit, wurde dafür auch ausgezeichnet.

Rebokskloof: Das Weingut (Rehbockschlucht) existiert erst seit 2002, heute 34 ha und 200 t Jahresproduktion, Rest geht zur Kooperative. Die Kellermeisterin berichtet vom warmen Klima ähnlich der südlichen Rhone. Chenin Blanc, Chardonnay, Pinotage und Shiraz als Hauptsorte. Bei 600 mm Jahresniederschlägen wird mit Hilfe von Wasserspeichern beregnet. Man scheut nicht vor Säure- zugaben beim Wein. Seit zwei Jahrzehnten habe sich die Erntezeit stark verkürzt, jetzt auch Sortenverschiebungen – „nichts ist wie früher“.

Babylonstoren: Riesiges altes Weingut vom megareichen Ehepaar Becker (Geld in China gemacht). Von fast 1.400 ha sind 450 ha Reben. In der Mitte des flachen Areals ein Hügel, daher der Name Babylon. Es gibt viele Eukalyptus- Bäume, auch Tiere und Läden mit Lebensmitteln. Eine klassische Eventlocation. Seit 2010 hat die Farm geöffnet, heute mit 800 Mitarbeitern, während der Ernte fast 1.000. Verkostung von zehn Weinen mit Foodpairing. Im Keller: Auch offene Vergärung im Betontank, Amphoren aus Italien und Betoneier aus Deutschland sowie Eiche von Stockinger im Einsatz. Im Sommer bis zu 47 ° C.

Mount Rochelle: Sir Richard Branson hat das Weingut zu neuem Glanz erstrahlen lassen (Ursprünge 1688). Das Anwesen erstreckt sich über 39 ha. Neben Wein sind das luxuriöse Boutique-Hotel mit Spa und zwei Restaurants erwähnenswert. Sehenswerter Ausblick auf das Franschhoek-Tal.

La Bri: Alte Hugenotten-Farm aus 1694, seit 1997 von der Familie Hamilton betrieben, heute bei bescheidenen 20 ha (Boutique-Kellerei). Rotwein-lastig, sonst Chardonnay und Viognier (gerade geerntet); arbeiten mit Schwerkraft im Keller, zum Einsatz kommen auch Trockeneis und Stickoxid.

Grand Provence: Ursprünge aus 1694, erster Wein erst 2004. Auch eine große Eventlocation, Weinkost unter ganz altem Eichenbaum. 1976 gegründet, heute 40 ha groß mit zwei Restaurants.