Studie aus Südtirol

Was können Botrytis-Fungizide?

Ein Artikel von Redaktion | 11.08.2022 - 08:45

Gerd Innerebner und Christian Roschatt vom Versuchszentrum Laimburg in Südtirol untersuchten in einer aktuellen Studie unterschiedliche Botrytismittel und veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Zeitschrift „Obstbau / Weinbau“ (5/2022 S. 14 – 20) im Artikel „Botrytisfungizide im Test: Wirkungsgrade, Wirkungsgrenzen, Einsatzmöglichkeiten“. Sie zeigten, dass bei chemisch-synthetischen Mitteln eine hohe Wirkungssicherheit bereits mit nur einem Einsatz erzielt werden kann. Biologische Mittel hingegen – mit Ausnahme formulierter Bikarbonate – zeigten deutlich schwächere Wirkungsgrade, zum Teil mit starken Schwankungen je nach Bedingungen.

Gegen den Pilz Botrytis cinerea sind mittlerweile einige Botrytisfungizide zugelassen, die jedoch nur etwa ein Drittel des gesamten Bekämpfungserfolges der Graufäule ausmachen. Wesentlich hingegen ist vor allem die Infektions-Vorbeugung, etwa durch eine lockere Traubenstruktur (z.B. durch den Einsatz von Gibberellinen oder der Traubenbürste in der Blüte) und die Vermeidung von Beerenverletzungen, wie aus dem Artikel hervorgeht.

Das Forscherteam führte zwischen 2018 und 2021 mehrere Versuche an der Sorte Sauvignon Blanc in Südtirol durch. Sie untersuchten chemisch-synthetische Mittel, die nur einmal in der Saison (vor Traubenschluss bzw. zu Reifebeginn) appliziert wurden, sowie Bioprodukte, die drei bis fünf Mal pro Saison ausgebracht wurden (zum Teil auch zur Blüte). Die im biologischen Weinbau zugelassenen Mittel wurden vier Kategorien zugeordnet: Mikrobielle Antagonisten, Aktivatoren der Abwehrkräfte, Bikarbonate und Terpene.

Studienergebnisse im Detail

Bei den chemisch-synthetischen Mitteln sowie bei formulierten Bikarbonaten erzielten die Forscher einen Wirkungsgrad von 65 bis 90%. Die formulierten Bikarbonate greifen allerdings die Wachsschicht der Beeren an, weshalb ein später Einsatz zu Verfärbungen bzw. Vertrocknen von Beeren führen kann. Durch die vertrockneten Beeren könnte besonders bei spätreifenden Sorten die Weinaromatik verändert werden.

Der Einsatz von lebenden Mikroorganismen erforderte besonders viel Wissen bzgl. Timing der Spritzung, Witterung, Abstand zu anderen Pflanzenschutzmitteln etc. In den Versuchen schwankte der Wirkungsgrad dieser Mittel je nach Bedingungen stark. Er reichte von null bis knapp 50 Prozent, ähnlich wie der Einsatz unformulierter Bikarbonate gegen Botrytis. Als Ergebnis früherer Versuche wurde der Einsatz eines chemisch-synthetischen Mittels in Kombination mit einem Antagonisten-Produkt empfohlen. Diese Strategie wurde hier nicht untersucht. Auch bei dem getesteten Terpene-Produkt wurde eine ähnlich starke Schwankung der Wirkungsgrade von null bis 56% festgestellt. Eine zusätzliche Applikation des Mittels zur Blüte erhöhte den Wirkungsgrad jedoch im Schnitt um 20%.

Die getesteten Aktivatoren-Produkte, die die Abwehrkräfte der Rebe stärken sollen, erzielten im Versuch einen Wirkungsgrad von null bis 33 Prozent. Auch hier dürfte der Einsatztermin von hoher Bedeutung sein.