Versuche in der Champagne

Sauerstofffreie Sektkorken?

Ein Artikel von Redaktion | 25.01.2022 - 15:17

In dreijährigen Versuchen gelang es einem Team um Benoît Villedey vom Comité Champange, die Sauerstoffabgabe von Schaumweinkorken zu unterbinden, also die Korken zu inertisieren. Gerade bei Schaumweinen kann das eine hohe Bedeutung haben, die Korken bestehen zu etwa 80 Prozent aus Luft. Werden sie in den Flaschenhals gepresst, wird die enthaltene Luft komprimiert und diffundiert teilweise in den Wein. Dabei spielt das Ausgangsmaterial des Korken keine Rolle, der Prozess findet in Naturkorken genauso statt wie in Presskorken.

Villedey erklärt in französischen Medien das Problem dieses Phänomens: „Innerhalb von drei Monaten nach Verschluss der Flaschen gibt der Korken 2,5 bis 3 Milligramm Sauerstoff an den Wein ab.“ Im Kopfraum einer Flasche ist in der Regel etwa die doppelte Menge Sauerstoff vorhanden. Dadurch kann eine unerwünschte oxidative Alterung in Gang gesetzt werden.

Dem Problem wurde bisher von manchen Winzern mit dem sogenannten Jetting begegnet. Dabei wird eine winzige Menge schwefelhaltiges Wasser direkt vor dem Verkorken in den Flaschenhals gespritzt. Der Schaumwein schäumt dadurch auf und die im Flaschenhals befindliche Luft wird hinausgedrückt. Das mindert zwar den Sauerstoff im Flaschenhals, nicht jedoch im Korken.

Die inertisierten Korken konnten Villedey und sein Team erzeugen, indem sie fertige Schaumweinkorken drei Monate lang in einem mit Stickstoff gefüllten Tank bei Überdruck lagerten und das Gas regelmäßig austauschten. Die so behandelten Korken begannen sich erst sechs Stunden nach ihrer Entnahme aus der Gaskammer wieder mit Luft zu füllen. Villedey erklärte gegenüber französischen Medien, dass die Verwendung inertisierter Korken in Verbindung mit Jetting den Winzern ermöglichen könnte, bei der Versanddosage auf Schwefel zu verzichten. Das Comité Champagne hofft nun auf die Hilfe von Korkproduzenten, um das Verfahren serienreif zu machen.