Das Weingut Hirsch kann als Muster für den kometenhaften Aufstieg der österreichischen Weinszene herangezogen werden. Schon Vater Josef Hirsch legte den Grundstein weg vom gemischten hin zum reinen Weinbaubetrieb. Sohn Johannes fokussierte ganz auf Weißweine, und da schon bald nur auf den Grünen Veltliner und Riesling. Im Vordergrund der Aktivitäten steht das Bemühen um hochwertige Weine, die den regionalen Charakter widerspiegeln.
Der Umstieg auf den Schraubverschluss erfolgte vom Falstaff-Winzer des Jahres 2011 im Jahr 2002 bewusst mit den Top-Weinen des Hauses. Ein Jahr später waren alle Weine umgestellt. „Falstaff“ hatte übrigens damals zum Kaufboykott der Weine aufgerufen.
Das Interview
Vor 10 Jahren hat Ihr Betrieb als Erster den Schraubverschluss im Topsegment eingeführt. Hätten Sie mit einer derart rasanten Marktdurchdringung des alternativen Verschlusses gerechnet?
Es ist unglaublich, dass es so schnell ging. Viele meiner Kollegen waren anfangs sehr skeptisch. Bei den Konsumenten war besonders im Osten Österreichs die Akzeptanz hoch.
Warum hat es im Westen länger gedauert?
Ich nehme an, dass es an der höheren Bedeutung des Tourismus lag. Dort zählte das traditionelle Zeremoniell anscheinend mehr.
Gibt es noch Konsumenten oder Wiederverkäufer, die sich eine Füllung mit hochwertigem Naturkorken wünschen?
In diese Richtung gibt es äußerst selten Wünsche. Ich wollte und will auch heute aber niemand krampfhaft überzeugen. Mir ging es immer nur um das Verhindern der schleichenden Korkgeschmäcke. Und um die Kapitalvernichtung bei Korkgeschmack zu verhindern.
Wie schmecken die ersten mit Schraubverschluss abgefüllten Weine heute?
Glasklar und mit herrlicher Frische. Sie sind perfekt gereift. Gerade der 2003er Jahrgang präsentiert sich heute noch strahlend.
Gab es mit dem Schraubverschluss jemals technische Probleme?
Bei der ersten Füllung traten vereinzelt Rinner auf, aber das konnte durch Optimierung der Maschineneinstellung bald korrigiert werden. Wir haben damals quasi mit einem Prototyp gearbeitet.
Ist für Sie das Verschluss-Thema abgehakt oder erwarten/wünschen Sie noch technische Weiterentwicklungen?
Leider ist das Verschlusssystem nur auf die herkömmlichen Flaschengrößen bis zur Magnum beschränkt. Daher müssen wir bei Großflaschen nach wie vor auf den Kork setzen, eine Alternative wäre wünschenswert.
Gab es jemals Probleme mit reduktiven Noten? Füllen Sie Ihre Weine etwa provisorisch mit einem Schuss Kupfer(sulfat) ab?
Reduktive Noten gab es bei uns nie. Das sind keine Probleme des Verschlusses, sondern der Kellertechnik. Wir lassen den Weinen Zeit und füllen sie erst ab, wenn die natürliche Stabilität gegeben ist.
Vielen Dank für das Gespräch.