Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit läuft zur Zeit in Falkenstein im nördlichen Weinviertel ein interessantes agrarisches Experiment. Mit dem - im wahrsten Sinn des Wortes - Feldversuch wollen die Betreiber des Weinguts Dürnberg ausloten, welch hohes Potenzial in ausgewählten Lagen steckt, um Blauen Burgunder (Pinot Noir) mit Top-Qualität zu produzieren. Denn genauso wie in ihrer Heimat, dem Burgund in Ostfrankreich, reifen die Trauben dieser Rotweinsorte auf Verwitterungsböden aus Muschelkalk, wie sie in Falkenstein vorkommen, am besten.
"Im Vorjahr haben wir auf dem Rosenberg, einer Kalkklippe unterhalb der Ruine Falkenstein, auf 1,2 Hektar rund 6.000 Rebstöcke mit Blauem Burgunder ausgepflanzt", berichtet Christoph Körner vom Weingut Dürnberg dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Mit ihrer Ausrichtung nach Südosten sei die Lage dort ideal für die temperaturempfindlichen, dünnhäutigen Trauben des Pinot Noir, weil sie auf diese Weise nicht der starken Sonneneinstrahlung an den Sommernachmittagen ausgesetzt sind. Mit der ersten kleinen Lese rechnet Körner 2012, mit der ersten ertragreichen dann 2013. Warum ein Weingut aus dem Weinviertel, das naturgemäß mehrheitlich Weißwein abfüllt, sich ausgerechnet für die anspruchsvolle Rotweinsorte Blauer Burgunder stark macht, erklärt Körner nicht nur mit den idealen Produktionsvoraussetzungen in Falkenstein, sondern auch folgendermaßen: "Beim Rotwein geht der internationale Trend weg von den schweren tanninreichen, hin zu den eleganten bekömmlichen Sorten, wie der Pinot Noir eine ist. Und mit der schleichenden Klimaveränderung bekommen traditionelle Burgunder-Anbaugebiete, wie z.B. Südtirol, zunehmend Qualitätsprobleme."
Natürlich geht es aber auch ums Geschäft, das beim Pinot Noir ein sehr einträgliches sein kann. So werden jedes Jahr im November bei einer traditionsreichen Verkaufsveranstaltung im Burgund Eichenfässer zu je 228 Litern zu Preisen von 20.000 bis 65.000 Euro gehandelt. 2010 erzielte das teuerste Fass dort sogar unglaubliche 400.000 Euro - rund 800 Euro pro Flasche. "Sobald der Blaue Burgunder aus Falkenstein abgefüllt ist, wollen wir die besten Tropfen zu Blindverkostungen nach Frankreich schicken. Dann haben wir einen direkten Qualitätsvergleich in der Elite-Liga", kündigt Körner an. Mit dieser Marketingstrategie hatte bereits Alois Kracher seine Süßweine aus dem burgenländischen Seewinkel international bekannt gemacht.
Zur Zeit bewirtschaftet das Weingut Dürnberg im nördlichen Weinviertel eine Fläche von rund 50 Hektar und produziert jährlich 350.000 Flaschen. Bereits die Hälfte dieser Menge geht ins Ausland. Die wichtigsten Exportmärkte sind Deutschland, die Niederlande und die USA.