Dem Bedürfnis nach Information über Regionalität wird im Weinbereich durch die klaren und stringenten Vorschriften über die Angabe der Herkunft der Weine immer schon in besonderer Weise entsprochen. Dem Bedürfnis nach nachhaltig produzierten Weinen wird mit dem vom Österreichischen Weinbauverband angebotenen Gütesiegel „Nachhaltig Austria“ Ausdruck verliehen. Bereits seit dem Jahr 2014 wird ein Schulungs- und Beratungsinstrument in Form eines Online-Tools angeboten. Seit 2015 -besteht auch die Möglichkeit, sich für den Standard „Nachhaltig Austria“ zertifizieren zu lassen (www.nachhaltigaustria.at). Knapp 200 Betriebe sind mittlerweile nach diesem Standard zertifiziert.
Zertifizierung überzeugt Skandinavier
Im vergangenen Sommer verschaffte sich eine Delegation der drei skandinavischen Monopolmärkte Norwegen, Schweden und Finnland einen detaillierten Überblick über die zahlreichen internationalen Nachhaltigkeitszertifizierungen für Wein und prüfte dabei auch die vom Österreichischen Weinbauverband ins Leben gerufene Zertifizierung „Nachhaltig Austria“. Das Ergebnis spricht für sich: Von rund 300 überprüften internationalen Zertifizierungen erfüllte „Nachhaltig Austria“ als eine von nur 14 die strengen Vorgaben der Monopole. Besonders die tiefgehende ökologische Analyse und die Berücksichtigung sozialer und ökonomischer Kriterien während des Zertifizierungsprozesses überzeugten. Von Anfang an war aber klar, dass dieses Zertifizierungstool kein statisches System sein soll, sondern sich sukzessive entwickeln und die „baseline“, also die Grenze, mit der eine Zertifizierung erfolgt, schrittweise angezogen werden soll.
Evaluierung und Adaptierung
So wurde im vergangenen Jahr eine umfangreiche Evaluierung dieser Nachhaltigkeitszertifizierung beim Umweltbundesamt in Auftrag gegeben. Der Bericht des Umweltbundesamts liegt nun vor und bescheinigt „Nachhaltig Austria“ eine umfassende Bewertung aller Prozessschritte nach den verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien. Punktuell wurden einige Evaluierungen und Feinkorrekturen vorgenommen. Diese Adaptierungen sollen sukzessive in das Bewertungstool einfließen. Beispielhaft hat sich bei der Evaluierung wieder gezeigt, wie stark die Auswirkungen der Glasflasche auf verschiedene Nachhaltigkeitsparameter sind. Demnach birgt die Leichtglasflasche, aber viel mehr noch die Wiederbefüllung von Weinflaschen (Mehrweg) ein sehr hohes Einsparungspotenzial im Hinblick
auf Treibhausgase (Klima) sowie Energie- und Materialeinsatz.
Neben der inhaltlichen Evaluierung im Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt erfolgt im heurigen Jahr auch eine Neuprogrammierung des Online-Tools. Durch die Neuprogrammierung des gesamten Tools sollen eine massive Erhöhung der Anwenderfreundlichkeit, ein schnelleres Rechenprogramm im Hintergrund und umfassende Beratungsinformationen zur Verfügung gestellt werden. Bis Ende März besteht noch die Möglichkeit, sich für das abgelaufene Weinjahr für eine Zertifizierung anzumelden.
Austro Vin Awards – Nachhaltigkeit
Im Zuge der Messe-Eröffnung der Austro Vin Tulln vergab die Messeleitung den sogenannten „Austro Vin Award“ für innovative Produkte und ausgezeichnete Leistungen. In der Kategorie „Nachhaltigkeit“ ging der Preis an drei zertifizierte Weingüter von Nachhaltig Austria: Im Bereich „Boden und Wasser“ an das Kamptaler Weingut Allram, in Sachen „Biodiversität“ an das biodynamische Weingut von Fred Loimer und im Bereich „Klima, Material und Energie“ gewann das südsteirische Weingut Tschermonegg.
CR Prof. DI Josef Glatt, MBA