Kupfer ist nach wie vor in aller Munde. Das aktuelle Vegetationsjahr hat wieder einmal die Notwendigkeit des Einsatzes von Kupfer gezeigt. Eine Reduzierung der Kupferaufwandsmenge oder gar ein Anwendungsverbot hätten schwerwiegende Folgen für die (ökologische) Bewirtschaftung von Weingärten.
Am 16. September fand sich eine nationale Kupfer-Taskforce in der HBLA und BA Klosterneuburg zusammen. Die Experten diskutierten über die gesetzlichen Rahmenbedingungen, eine mögliche Mengenbegrenzung von Kupferverbindungen im Pflanzenschutz und die Notfallzulassung von Kupfer im heurigen Jahr. Darüber hinaus wurden die Erfahrungen mit unterschiedlichen Kupferaufwandsmengen sowie der Kupfereinsatz im schwierigen Jahr 2016 erörtert.
Ziel und gesetzliche Rahmenbedingungen
„Auf Initiative der Europäischen Kommission soll der Einsatz von Kupfer zurückgedrängt werden, Grund ist die Schwermetall-Belastung des Bodens“, so DI Josef Glatt Direktor des Österreichischen Weinbauverbandes. „Ein Monitoring des Kupfereinsatzes in den einzelnen Ländern soll dabei helfen.“ Kupferverbindungen gelten gemäß VO (EG) Nr. 1107/2009 innerhalb der Europäischen Union als genehmigt und dürfen somit als Pflanzenschutzmittel in den Verkehr gebracht werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Maßnahmen zur Reduzierung der Anwendung, des Wasserschutzes und zur Sicherheit der Anwendung. Formal würde eine Zulassung mit 31. Jänner 2018 enden. „Allerdings kann man davon ausgehen, dass eine weitere Zulassung zur Verwendung von Kupferverbindungen erwirkt wird, sowohl für den ökologischen als auch integrierten Weinbau. Es müssen die ökotoxikologischen Risiken zur Gänze ausgeräumt werden. Ein Zwischenergebnis muss Ende dieses Jahres der Kommission vorgelegt werden, ein Finalergebnis bis Ende 2017. Ein Monitoring zur Evaluierung der unterschiedlichen Böden in ganz Österreich läuft bereits. Das Ziel ist es zu definieren, welche Mengen an Kupfer aufgenommen werden können“, erläutert Elisabeth Berger vom Institut für Pflanzenschutzmittel von der AGES.
Ein großer Unterschied besteht bei der Zulassung von Kupfer auf nationaler Ebene und europäischer Ebene. In Österreich und Deutschland gilt die Auflage, dass die maximale Aufwandmenge von drei Kilogramm Reinkupfer pro Hektar und Jahr auf derselben Fläche - auch in Kombination mit anderen Kupfer enthaltenden Pflanzenschutzmitteln – nicht überschritten werden darf. In anderen europäischen Anbauländern ist eine Anwendung von sechs Kilogramm Reinkupfer pro Hektar und Jahr zulässig.
Notfallzulassung 2016
„Die durch den Weinbauverband Steiermark beantragte Notfallzulassung für die Erhöhung der Reinkupfermenge war rückblickend eine richtige und notwendige Entscheidung“, so die Experten. Die veränderte Zulassung war ab dem 15. Juli im Pflanzenschutzregister der AGES bei den jeweiligen Produkten ersichtlich. Die Notfallzulassung galt für Österreich und für alle Produktionsrichtungen. Wichtig – diese Zulassung ist jedoch auf vier Monate befristet.
Erfahrungen mit Kupfereinsatz 2016
Martin Mehofer von der HBLA und BA Klosterneuburg stellte Versuchsvarianten nach Biorichtlinien aus dem aktuellen Jahr vor. Dabei wurden drei Spritzungen vor der Blüte, vier Spritzungen nach der Blüte und eine Abschlussspritzung vorgenommen. Es zeigte sich, dass die unbehandelte Kontrollvariante Peronospora an allen jungen Blättern, an alten Blättern vereinzelt und beginnend Oidium an allen Blättern aufweist. In den drei Vergleichen wurde zwar Peronospora an allen jungen Blättern festgestellt, aber nicht an alten Blättern und es war kein Oidium zu sehen.
„Aufgrund von regionaler, klimatisch sehr unterschiedlicher Witterung, kamen viele Winzer nicht mit acht Applikationen aus, es gab heuer Applikationshäufigkeiten von zehn bis sogar 15 Applikationen, welche mit sehr hohen Pflanzenschutzkosten verbunden sind“, so Mehofer. Um das angestrebte Ziel zur Reduktion bzw. zur Halbierung der Kupferaufwandmenge zu erreichen, versucht man Neuzu?chtungen (Stichwort PIWI-Sorten) zu finden, welche höhere Pilzwiderstandskräfte besitzen. Es werden Kreuzungen getestet, die mit reduzierten Spritzungen auskommen, denn das tatsächliche Schadensausmaß durch Falschen Mehltau bei einer Reduktion der Kupferaufwandsmenge ist stark von der Widerstandskraft der Rebsorte abhängig.
Die größten Probleme mit der permanent feuchten Witterung hatten heuer Bio-Betriebe, nachdem nur Kupfer gegen Falsche Mehltaupilze zugelassen ist. „Viele Betriebe wurden aber bestärkt, Bio funktioniert und ist nachhaltig. Regelmäßige Behandlungen vor jedem Niederschlag plus ein optimales Laufwandmanagement haben dies gezeigt“, so Bioweinbauberater Andreas Harm von der Landwirtschafskammer. „In Österreichs Bio-Betrieben herrscht keine Katastrophenstimmung durch Peronospora, sondern viel mehr durch Schäden aufgrund von Frost und Hagel“, so Harm.
Laut Bio-Beraterin DI Sabrina Dreisiebner-Lanz von der LK Steiermark kam man in der Steiermark mit 200 bis 300g Reinkupfer nicht aus, vorbeugend ja, aber sobald Ölflecken und Gescheinsbefall zu sehen waren, reichten 300g nicht mehr aus. Hier waren dann Aufwandmengen bis zu 500g notwendig und eine Verkürzung der Spritzabstände auf fünf Tage notwendig sowie Spritzungen sofort nach Niederschlägen, um das abgewaschene Kupfer wieder aufzutragen.
„Mit Phosphonate hätte man die Probleme am besten eindämmen können“, so die Vertreterin aus der Steiermark. Doch die Anwendung von Kalium-Phosphonat, welches wie ein echtes Fungizid wirkt, wurde von südeuropäischen Branchenvertretern für den Bio-Weinbau abgelehnt. Stattdessen befürworten diese höhere Kupferanwendungsmengen, welche aus österreichischer Sicht äußerst kritisch gesehen werden.
Blick ins Nachbarland
Der Blick über den Tellerrand zeigt die massiven Peronospora-Schäden in Deutschland. Lokal sind Totalschäden zu verzeichnen. Vor allem in der Pfalz und in Rheinhessen, welche grundsätzliche als trockene Gebiete bekannt sind, gab es häufige Niederschläge und dadurch hohe Schäden. Als Hauptursache für die verheerenden Auswirkungen macht Ralph Dejas, Geschäftsführer von Ecovin Bundesverband Ökologischer Weinbau in Deutschland, den Klimawandel verantwortlich. „Die Starkregenereignisse, welche die Kupferbeläge sofort wieder abwaschen, das Fehlen von Kalium-Phosphat als Pflanzenschutzmittel und die fehlenden Erfahrungen der Winzer in den betroffenen Gebieten sind die Ursache für die ungeheuren Schäden“, so Dejas.
Der Geschäftsführer von Ecovin sieht innerhalb der Europäischen Union eine Wettbewerbsverzerrung. Den unterschiedlichen Kupferhöchstmengen im Pflanzenschutz aufgrund nationaler Gesetzgebung und den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen werden nicht genügend Rechnung getragen. Als Lösungsansatz sieht Dejas entweder eine Erhöhung des Kupfergrenzwertes auf sechs Kilogramm pro Jahr und Hektar oder drei Kilogramm pro Jahr und Hektar plus die Wiederzulassung von Kalium-Phosphonat im Bio-Weinbau. Den bisherigen Listungsantrag von Kalium-Phosphonat unterstützen nur Deutschland und Tschechien. Eine Reihe weiterer Länder steht diesem grundsätzlich positiv gegenüber, unter anderem auch Österreich. „Falls es zu keiner Listung kommt, müsste man die Weinbauzonen anders regeln und die unterschiedlichen Klimazonen hinsichtlich des Pflanzenschutzmitteleinsatzes stärker berücksichtigen“, so Dejas.