Ausgebeutete Erntehelfer in Italien

Ein Artikel von red. | 18.09.2015 - 13:25

Zwar sind die Kontrollen der Finanzpolizei in Österreich penibel, doch werden in der EU weiterhin viele Agrarprodukte unter halblegalen, illegalen und teilweise unmenschlichen Bedingungen geerntet. In Italien werden die Erntehelfer als „Schiavi“ (Sklaven) bezeichnet und das passt laut Zeitungsberichten tatsächlich zu ihrer erschreckenden Situation.

Zum Großteil handelt es sich um Afrikaner und Osteuropäer, aber auch wieder häufiger um Italiener, die keine andere Arbeit finden. „Sie sind oft illegal beschäftigt – zu Löhnen, die weit unter den Pflichtlöhnen liegen. Die meisten werden tageweise angeheuert, morgens bei Sonnenaufgang an einschlägig bekannten Straßenkreuzungen. Berufsmäßige Arbeitsvermittler, die mit Großbauern zusammenarbeiten und der Scheinlegalität halber amtlich als Reiseunternehmer registriert sind, karren die Menschen in überladenen Kleinbussen oder Pritschenwagen auf die Felder, kassieren von jedem fünf Euro für die Fahrkarte morgens hin und fünf Euro abends zurück.“ Dies berichtete „Die Presse“ in der Printausgabe vom 10. September 2015.

Im Piemont, der Heimat besonders hochpreisiger Weine, hätten sich durch die steigenden Flüchtlingszahlen auch die Lebensbedingungen osteuropäischer Erntehelfer verschlechtert, denen nun weder Wohnraum noch Duschen zur Verfügung gestellt würden. Auf Sizilien, wo die meisten Bootsflüchtlinge ankommen und über Wochen oder Monate in Lagern beherbergt werden, engagiere man sie jetzt – illegal natürlich – als Erntehelfer. Sie akzeptieren noch niedrigere Löhne als die regulären Saisonarbeiter. Man nennt das den „Krieg der Ärmsten gegen andere Ärmste“.