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Das händische Aufhängen von Pheromon-Dispensern könnte in der Zukunft durch Nanofaser-Technologie wegfallen © Foto: BASF

Traubenwickler-Verwirrung mit organischen Nanofasern

Ein Artikel von red. | 02.08.2013 - 00:19
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Das händische Aufhängen von Pheromon-Dispensern könnte in der Zukunft durch Nanofaser-Technologie wegfallen © Foto: BASF

Traubenwickler sind nach wie vor bedeutende Schädlinge im Weinbau. Ein entscheidender Fortschritt für die Bekämpfung war die Entwicklung des Verwirrverfahrens mit artspezifischen Pheromonen (Lockstoffe), welches die Männchen daran hindert paarungsbereite Weibchen zu finden oder in Fallen lockt. Sowohl für den Einbindigen als auch den Bekreuzten Traubenwickler hat sich dieses Verfahren in den letzten Jahrzehnten als gängige Praxis etabliert und dämmt die Schadinsekten erfolgreich ein.

Als Pheromonquelle im Weingarten dienen derzeit Kammerdispenser (Kunststoffampullen), die in der Rebanlage per Hand aufgehängt und am Ende der Saison auch wieder entfernt werden müssen. Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt mehrerer Institute in Deutschland beschäftigt sich zu diesem Thema mit einem völlig neuen Ansatz, bei welchem auf Handarbeit verzichtet werden kann. Die mechanisierte Vorgehensweise spart Zeit und damit Kosten.

Nanofasern als Pheromondispenser
Bei der neuen Methode kommen als Träger der Pheromone bio-abbaubare organische Nanofasern zum Einsatz, die mittels Elektro-Spinnverfahren hergestellt werden. Die Nanofasern sind zur Aufnahme und langsamen Wiederabgabe beträchtlicher Mengen an Pheromonen fähig, dienen somit als Dispenser und können auf unterschiedlichen Trägermaterialien mechanisiert im Weingarten verteilt werden.

Für die am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg untersuchten elektrogesponnenen Nanofasern aus nachwachsenden Rohstoffen gibt es keine ökologischen oder toxikologischen Bedenken. Die organischen Nanofasern zerfallen nach und nach von alleine. Somit würde das Aufhängen und Einsammeln der Dispenser entfallen.

Nach den erfolgreichen Tests im Labor wurde am WBI Freiburg bereits die Praxistauglichkeit der Nanofasern im Freiland untersucht. Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber um den Abgabezeitraum des Pheromons auf eine Wirkungsdauer von fünf bis sechs Monaten zu verlängern, sind weitere Forschungen und Entwicklungen notwendig.

Ausbringetechnik
In einem Folgeprojekt soll auch die Ausbringetechnik weiterentwickelt werden. In den ersten Versuchen wurden Hagelschutznetze mit den Nanofasern besponnen. Ziel ist aber, die Fasern unmittelbar bei Bedarf in der Rebanlage zu spinnen, wobei die Pheromone schon während des Spinnvorgangs eingearbeitet werden. Dieses unmittelbare Bespinnen von Pflanzen ist bereits patentiert. Eine andere Möglichkeit wäre, die Pheromon-Nanofasern in bestehende Materialien einzuarbeiten – zum Beispiel in Laubhefter-Garn, welches die neuen Triebe befestigt.

Der Verwirrungseffekt der Pheromon-Nanofasern scheint bisher mit den kommerziell erhältlichen Dispensern vergleichbar. Am Ende der Forschungsarbeit könnte für den Weinbau ein vollmechanisiertes und teilweise automatisiertes Traubenwickler-Management stehen.