Trinken trotz Verbot

Ein Artikel von Sigrid Kügerl (bedarbeitet) | 21.01.2008 - 00:00

Auf insgesamt 12.000 ha produziert das Königreich Marokko rund 400.000 hl oder 33 Mio. Flaschen jährlich. Etwa 20 % davon werden ins Ausland exportiert. Marokko ist als Weinproduzent unter arabischen Ländern kein Einzelfall.
In Algerien, Ägypten, Jordanien, Libanon, Tunesien und bald auch in Syrien wird ebenfalls Wein angebaut. Zusammen beläuft sich die Produktion auf 1,3 Mio. hl oder 146 Mio. Flaschen jährlich. Für islamistische Parteien steht die Weinindustrie im Widerspruch zu den Prinzipien des Islam.

Dass gläubige Muslime keinen Alkohol trinken, ist bekannt. Spirituosengeschäfte bieten jedoch von Wein und Bier bis hin zu Whiskey und Wodka Alkoholika an. In den kleinen Läden geht nur ein Bruchteil der 50 Mio. l Alkohol über die Theke, die laut einer Statistik der unabhängigen marokkanischen Wochenzeitung "TelQuel" jährlich im Königreich getrunken werden.

So negativ Alkohol im Koran dargestellt wird, wirklich verboten wird er dort nicht, wie dies bei Aas, Blut und Schweinefleisch der Fall ist. Dennoch hat sich im Laufe der Zeit bei einer Vielzahl von islamischen Rechtsgelehrten die ablehnende Haltung durchgesetzt. Für den Verkauf und Konsum von Alkohol gibt es keine einheitliche rechtliche Regelung. In einigen islamischen Ländern ist Alkohol offiziell nur Touristen vorbehalten, in anderen wiederum der Allgemeinheit zugänglich.

Per Gesetz verboten ist Alkohol in Saudiarabien, Kuwait, im Iran, im Sudan oder in Libyen. Getrunken wird er aber trotzdem. Die Weltgesundheitsorganisation weist für Marokko 1 l, für Saudiarabien 0,6 l und für Pakistan 0,3 l reinen Alkohol pro Person und Jahr aus. Die Dunkelziffer bleibt offen.