Wissenschaft

Molke-Gel macht Alkohol unschädlich

Ein Artikel von Redaktion | 15.05.2024 - 09:40

Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich zeigten an Mäuseversuchen, dass das neu entwickelte Gel aus Molkeproteinfasern den Alkohol im Magen zu harmloser Essigsäure umwandelt, bevor er ins Blut gelangen und dort seine berauschende Wirkung entfalten kann. „Das Gel verlagert den Alkoholabbau von der Leber in den Verdauungstrakt. Im Gegensatz zum Alkoholstoffwechsel in der Leber entsteht dabei aber nicht das schädliche Zwischenprodukt Acetaldehyd“, erklärt Raffaele Mezzenga, Professor für Lebensmittel und weiche Materialien an der ETH Zürich. Acetaldehyd ist giftig und für viele Gesundheitsschäden verantwortlich, die durch übermäßigen Alkoholkonsum entstehen.

Das Gel könnte daher in Zukunft vor oder während des Alkoholkonsums oral eingenommen werden, um zu verhindern, dass der Blutalkoholpegel steigt und Acetaldehyd den Körper schädigt. Es ist aber nur wirksam, solange sich noch Alkohol im Magen-Darm-Trakt befindet und kann deshalb bei Alkoholvergiftungen nicht mehr helfen, wenn der Alkohol sich bereits im Blut befindet. Auch hilft es nicht dabei, den Alkoholkonsum generell zu reduzieren. „Es ist gesünder gar keinen Alkohol zu trinken. Das Gel könnte aber vor allem für Menschen interessant sein, die nicht ganz auf den Genuss verzichten möchten, aber ihren Körper nicht belasten wollen und nicht an der Wirkung des Alkohols interessiert sind“, erklärt der Forscher.

Für die Herstellung des Gels verwendeten die Forschenden gewöhnliche Molkenproteine, die bei der Käseherstellung als Nebenprodukt anfallen. Diese wurden mehrere Stunden gekocht, sodass sich daraus lange, dünne Fasern bildeten. Fügt man anschließend Salz und Wasser als Lösungsmittel hinzu, vernetzen sich die Fasern zu einem Gel, erklären die Forscher in einer Aussendung. Zusammen mit Eisen, Glucose und Goldnanopartikeln ermöglicht das Gel eine mehrstufige Kaskade aus enzymatischen Reaktionen, bei der am Ende Alkohol in Essigsäure verwandelt wird.

Die Forschenden haben bereits ein Patent für das Gel beantragt. Bis es für Menschen zugelassen wird, sind aber noch einige klinische Tests notwendig.

Zur Veröffentlichung der Studie: 1038/s41565-024-01657-7