OIV-SCHÄTZUNGEN

Trotz kleinster Ernte globale Weinüberschüsse

Ein Artikel von Redaktion | 08.05.2024 - 10:10
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Entwicklung des weltweiten Weinkonsums seit 2000 © OIV

Weltweit geht die Weinanbaufläche weiterhin zurück, erklärte der neue OIV-Generaldirektor Dr. John Barker bei einer Pressekonferenz zum Stand des weltweiten Weinbaus und Weinhandels. Im Jahr 2022 (aktuellste Zahlen) schrumpfte demnach die Rebfläche um 0,5% auf 7,2 Mio. Hektar im Vergleich zu 7,3 Mio. Hektar in 2021. Hauptverantwortlich für diesen Trend sind Weingartenrodungen in den Hauptanbaugebieten auf beiden Hemisphären. Innerhalb der EU sank die Rebfläche um 0,8% auf 3,3 Mio. Hektar. Von sinkender Rebfläche sind in der EU ausschließlich Italien, Deutschland und Griechenland nicht betroffen.

Wetter sorgt für schlechte Ernte

Im Jahr 2023 erlitt die Welt die schlechteste Weinernte seit 1961, erklärte Barker. Verantwortlich dafür sind laut OIV extreme klimatische Bedingungen und die starke Verbreitung von Pilzkrankheiten in weiten Teilen der weltweiten Reblandschaft. Mit 237 Mio. Hektolitern war die weltweite Weinproduktion um 10% niedriger als im Jahr davor. Am meisten produzierte 2023 Frankreich mit 48 Mio. Hektolitern (+4,4% im Vergleich zu 2022). Dahinter findet sich Italien mit 38,3 Mio. Hektoliter (23,9%) vor Spanien mit 28,3 Mio. Hektolitern (20,8%) und den USA mit 24,3 Mio. Hektoliter (+8,5%). Große Mengenverluste gab es außerdem in Griechenland (34%), China (33%), Australien (26%), Argentinien (23%), Chile (11%), Südafrika (10%) und Russland (10%). Deutliche Zuwächse im Vergleich zu 2022 erreichten lediglich Moldawien (+27%), Rumänien (+21%) und Brasilien (+12%).

Konsum auf Rekord-Tiefstand

Global wurden 2023 laut Schätzungen der OIV 221 Mio. Hektoliter Wein konsumiert. Das entspricht einem Rückgang von 2,6% verglichen mit den bereits niedrigen Konsumzahlen von 2022 und damit dem niedrigsten Konsum seit 1996. Verantwortlich für den Einbruch macht die OIV sowohl höhere Weinpreise durch inflationsbedingt gestiegene Produktions- und Vermarktungskosten wie auch gesunkene Kaufkraft allgemein. Ein ausgeglichener Markt nach Produktion und Konsum findet sich maximal in einzelnen Ländern, erklärte Barker. Demnach wurden 2023 rund 16 Mio. Hektoliter Wein mehr produziert als konsumiert. 

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Entwicklung der weltweiten Weinproduktion seit 2000 © OIV

Am meisten konsumiert wird weiterhin in der EU. Die EU-Länder machten 2023 mit 107 Mio. Hektoliter knapp die Hälfte des weltweiten Konsums aus. Weiterhin größter Verbraucher sind die USA mit 33 Mio. Hektoliter vor Frankreich (24 Mio. hl), Italien (22 Mio. hl), Deutschland (19 Mio. hl) und Großbritannien (13 Mio. hl).

Exportpreis auf Rekordhoch

Die gestiegenen Weinpreise zeigen sich auch in der Exportstatistik des vergangenen Jahres. 2023 wurde zwar um 6,3% weniger Weinmenge (99 Mio. hl) exportiert, der Wert stieg jedoch auf 36 Milliarden Euro. Das entspricht dem zweithöchsten jemals verzeichneten Exportwert. Der Durchschnittspreis pro Liter Wein im Export erreichte damit einen Rekord von 3,62 Euro. Die OIV rechnet diesen Anstieg fast ausschließlich den Kostensteigerungen zu.

Mit 53% wird knapp mehr als die Hälfte des exportieren Weines in Flaschen ausgeführt. Flaschenweine machten 2023 demnach 67% des Exportwerts aus. Fassweine (in Gebinden über 10 Liter) standen im vergangenen Jahr für ein Drittel des Exportvolumens zu 7% des Exportwerts. Laut OIV stammt rund ein Viertel des weltweiten Exportwerts von Schaumweinen (11% in der Menge). Die größten Weinimporteure waren auch 2023 Deutschland (14 Mio. hl), Großbritannien (12 Mio. hl) und die USA (12 Mio. hl). Die USA waren außerdem der wichtigste Importmarkt nach Wert mit 6 Mrd. Euro vor Großbritannien (5 Mrd. Euro) und Deutschland (3 Mrd. Euro).