Zahlreiche Fachaussteller haben im Vorfeld ihre Innovationen zum „Austro Vin Award“ eingereicht. Die Fachjury bestehend aus DI Harald Scheiblhofer, Leiter der Abteilung Kellerwirtschaft HBLA/BA Klosterneuburg, Ing. Rudolf Dietrich, Obmann Club Landtechnik Austria, Wolfgang Strasser, Geschäftsführer Messe Tulln, Prof. Josef Glatt, GF Österreichischer Weinbauverband, und Ing. Manfred Kohlfürst, Präsident Bundesobstbauverband, haben die Sieger nach den Kriterien „Innovationsgrad, Marktreife und Nachhaltigkeit“ ermittelt. In der Kategorie „Weinbau“ gab es die höchste Dichte an Einreichungen, dementsprechend fiel das Ergebnis hier knapp aus.
KATEGORIE WEINBAU
„Rebenschirm“ von Jessernigg GmbH /OWT GmbH
Als Sieger ging ein sogenannter Rebenschirm hervor. Der rasch aufblasbare Abdrift- und Recycling-Überzeilenschirm für Pflanzenschutzmittel ist dank seiner Bauweise (nur 110kg Gewicht) auch in Steillagen und bei nassen Verhältnissen bodenschonend einsetzbar. Er fängt durch die Laubwand durchgegangenes Spritzmittel auf, sodass es nochmals ausgebracht werden kann. So werden Abdrift, Bodeneinträge und Spritzmittelaufwand reduziert. Der flexible Kunststoffschirm kann hydraulisch aufgeblasen, geschwenkt und seitlich verschoben werden, beide Schirmhälften sind separat bedienbar. Es wird dabei keine große Ölpumpe benötigt. Auf der Schirm-Innenseite befinden sich Düsen, die beidseitiges Besprühen der Rebstöcke ermöglichen. Zum Wenden am Ende der Reihe wird der Rebenschirm einfach nach oben geklappt. Das Zusatzgerät kann auf alle gängigen Weinbausprüher nachgerüstet werden.
KATEGORIE KELLERTECHNIK
„KH TEC C02 Membran System“ von KH process Tec GmbH
In der Kategorie Kellereitechnik konnte das KH TEC C02 Membran System der deutschen Firma KH process Tec GmbH überzeugen. Das System dient zum exakten und automatischen Einstellen der gelösten Gase Kohlendioxid und Sauerstoff in Wein. Durch eine selektiv durchlässige Membran sowie die Verwendung einer Vakuumpumpe können in einem Durchgang Kohlendioxid dosiert und Sauerstoff entfernt werden. Außerdem eignet sich das System für die feinperlige Karbonisierung von Perl- und Schaumweinen. Beim Gas-Einstellen entsteht kein Schaum, weshalb der Einsatz auch im Rahmen der Flaschenabfüllung oder Filtration möglich ist. Zudem kann mit der Technik auch Alkohol entfernt werden.
KATEGORIE OBSTBAU
„leova Smart“ von voestalpine Krems GmbH
Den Sieg sicherte sich das weltweit erste pfahlintegrierte Informations- und Steuerungssystem leova Smart der Firma voestalpine Krems GmbH. Das System ermöglicht durch Messen des Mikroklimas im Obst- oder Weingarten und Daten-Übertragung in Echtzeit (LTE-Netz) ein nachhaltiges und optimiertes Zeit- und Ressourcenmanagement. Gemessene Daten zu Blattnässe und -dauer, Temperatur, Regenmenge und Luftfeuchtigkeit bilden die Grundlage für Prognosen zu Pilzkrankheiten, wofür Modelle von VitiMeteo für leova Smart optimiert wurden. GPS-Daten unterstützen die Wetter- und Niederschlagsprognosen von MeteoBlue und Frostwarnungen per SMS. Die gesamte Historie der Messdaten ist auf der Webplattform verfügbar. Mit der App ist die Installation einfach selbst möglich. Die Sensoren verbleiben das ganze Jahr über im Weingarten, die Montage ist einfach.
KATEGORIE Vermarktung
„semket H.A.S.E.“ von semket Etikettiersysteme GmbH
Der Sieg in der Kategorie Vermarktung ging an den Sonderetikettierer semket H.A.S.E. der Firma semket Etikettiersysteme GmbH. Mit dem Gerät können individuelle Etiketten einfach auf Produkten unterschiedlicher Formen angebracht werden. Zylindrische, kubische und flache Produkte aus Glas oder Kunststoff sind mit dem Gerät etikettierbar. Die Sortenauswahl ist direkt am Drucker möglich, ein PC ist nicht erforderlich. Das Etikett kann einfach und exakt auf dem Produkt mittels statischer Aufladung (Kunststoff-Etikett) angebracht werden: Seiten- und Deckeletikettierung oder Seiten- und Unteretikettierung sind in einem Arbeitsgang möglich.
KATEGORIE NACHHALTIG AUSTRIA
Das Thema „Nachhaltigkeit“ blieb den zertifizierten Betrieben von Nachhaltig Austria vorbehalten. In drei wichtigen Sparten wurden Sieger – nach einem Punktesystem der eingesetzten Maßnahmen – gekürt. In der Sparte „Klima, Energie und Material“ konnte das Weingut Kolkmann aus Fels überzeugen, in der Sparte „Biodiversität“ machte das Gamlitzer Weingut Lackner-Tinnacher das Rennen. Die Sparte „Boden“ gewann das Leutschacher Weingut Erwin Sabathi.
Weingut Kolkmann
Ein Bündel an Maßnahmen sorgt im Familienbetrieb für beste ökologische Bewertungen. Dazu zählen etwa eine große Photovoltaik-Anlage, der Einsatz von Leichtglas und eine Energieüberwachungsanlage in gut gedämmten Gebäuden, die zudem mit LED-Technologie beleuchtet werden. Besonders erwähnenswert ist der hohe Anteil an zurückgenommenen Gebrauchtflaschen auf Basis einer eigenen Logistikschiene für die Gastronomie. Das bei der Reinigung der Flaschen anfallende Waschwasser wird komplett aufbereitet und bleibt im Kreislauf. Auch beim Pflanzenschutz im Weingarten kommt Recyclingtechnik zum Einsatz. Demnächst soll eine neue energiesparende Kühlanlage den Energieverbrauch im Betrieb weiter senken. Ziel ist die ständige Verbesserung durch den Einsatz immer besserer Technologien.
Weingut Lackner-Tinnacher
Neben dem Verzicht von Insektiziden und Herbiziden in den dauerbegrünten Weinbergen ist besonders die Anlage und Erhaltung von Biodiversitäts-Vorrangflächen zu erwähnen. Es werden Blumenwiesen, Grünland und Streuobstflächen mit zahlreichen alten Bäumen gepflegt. Rund um die Weingärten haben Bienenstöcke ihr Heim. Zwischen den einzelnen Weingartenparzellen und Teilstücken werden breite Grünstreifen belassen, in denen Gräser und Blumen in Ruhe wachsen und aussamen können. Darüber hinaus wird im Übergangsbereich zum eigenen Wald niedriges Gehölz gepflegt. Büsche und Sträucher wie wilde Kirschen, Nüsse, Holunder und Haselnüsse sollen Kleinlebewesen, Vögeln und Insekten Lebensraum und Nahrung bieten sowie eine sanfte Übergangszone zwischen Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen schaffen. Ein Biodiversitätsplan gibt die weiteren Maßnahmen zugunsten des Erhalts der Artenvielfalt vor.
Weingut Erwin Sabathi
Wie im Gebiet üblich, setzt der Biobetrieb auf mehrjährige Begrünungen. Darüber hinaus hat die Kompostwirtschaft einen hohen Stellenwert. Große Mengen an Kompost aus Kuhmist werden regelmäßig – aufgrund der kargen Steillagen – ausgebracht. Seit vielen Jahren werden zudem Versuche mit Unterstocksaaten durchgeführt. Aktuell übernehmen Krainer Schafe die Beweidung der Grünflächen. In naher Zukunft sollen die Flächen autonom bewirtschaftet werden. Der Vorteil: Die leichten Geräte arbeiten bodenschonend und sie können mit Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage betrieben werden.