Hinweise für die Praxis

Aktuelle Herausforderungen beim Pflanzenschutz

Ein Artikel von DI B. Friedrich | 27.06.2019 - 10:10
Ist-schon-da.jpg

Erste Oidium-Symptome in Weingärten von Klosterneuburg © Karel Hanak

Außerdem besteht das Risiko von Verbrennungen aufgrund des Brennlinseneffekts. Es sind daher Anwendungen in die frühen Morgen- bzw. späten Abendstunden zu verlagern. Hier kann der positive Effekt einer Taubildung genutzt werden (Wirkstoffe bleiben länger gelöst bzw. werden wieder gelöst).

Oidium – hohe Infektionsgefahr!

Der Oidium-Druck ist weiterhin sehr hoch. Auch wenn große Hitze und Trockenphasen für den Pilz nicht förderlich sind, befindet sich die Rebe noch in der Phase höchster Empfindlichkeit. Eine Taubildung fördert das Wachstum von Oidium.

Weiterhin Behandlungen mit Oidium-Fungiziden durchführen: wie etwa Dynali (zugelassen bis Erbsengröße); Legend Power; Talendo Extra, Spirox D bzw. Sercadis, -Collis, Luna Max oder Luna Experience (Luna-Produkte dürfen in Summe mit Profiler max. 2×/Jahr bis zur Schrotkorngröße verwendet werden); Kusabi oder Vivando mit Netzschwefel (2–3kg/ha). Die Mittel abwechselnd ein-setzen – Hinweise der Beratungsbroschüre beachten! In gefährdeten Lagen sowie bei starkem Vorjahresbefall sollten Behandlungen mit Prosper (max. 4×/Jahr, Achtung bei Mischungen mit Schwefel!) oder Karathane Gold (max. 4×/Jahr, davon max. 2× nach der Blüte) erfolgen.

Schwarzfäule

Im Zuge der Peronospora- oder Oidium-Bekämpfung sollten wirksame Präparate (Nebenwirkung) wie Strobilurine oder Sterolsynthesehemmer eingesetzt werden.

Peronospora

Nach der Zeit der Rebblüte können bei unzureichend durchgeführten Pflanzenschutzmaßnahmen Peronospora-Infektionen sowohl Erntemenge und Traubenqualität als auch die Holzreife negativ beeinflussen. Viele Weingärten sind derzeit noch gesund. Wurden bei den ersten Behandlungen systemische oder teilsystemische Präparate eingesetzt, kann nach der Blüte in gesunden Anlagen mit tiefenwirksamen Mitteln weiterbehandelt werden. Bei hohem Druck ist ein Zusatz von Kaliumphosphonat sinnvoll (siehe Beratungsbroschüre). Um die Blütezeit und danach sollte auch das neue Produkt Zorvec Zelavin Bria (Kombi-Pack mit Folpetmittel Flovine; max. 2×/Jahr, nicht hintereinander!) vorbeugend eingesetzt werden. Der Wirkstoff Oxathiapiprolin ist systemisch, tiefenwirksam und entstammt der neuen FRAC-Gruppe 49. Die Hinweise hinsichtlich der richtigen Dosierung auf der Packung bzw. in der Beratungsbroschüre sollten unbedingt beachtet werden (Laubwandhöhenabhängige Aufwandmenge!).

Peronospora-Empfehlung bei sichtbaren Pilzausbruch: Aktuan Gold, Forum Star, VinoStar, Zampro eventuell in Kombination mit Veriphos. Ohne sichtbaren Befall: Enervin, Aktuan Gold, Forum Star, Melody Combi, Pergado, Vincare, VinoStar, Zampro. Bei einem Zuwachs von drei Blättern ist eine weitere Behandlung einzuplanen, dies kann wie unter derzeitigen Bedingungen bereits nach einer Woche der Fall sein.

Botrytis

Ein Spezialbotrytizid bei empfindlichen Sorten bzw. in gefährdeten Lagen ist vor Traubenschluss sinnvoll, da letztmöglich auch das Stielgerüst benetzt werden kann! Eine gute Benetzung der Trauben (ev. Zusatz von Netzmitteln) durch gezielte Traubenfreistellung, entsprechende Brühenmenge sowie Applikation in die Traubenzone sind ratsam. Wenn keine gesonderte Traubenzonenbehandlung aufgrund der Wetterlage möglich ist, sollte das Botrytizid bei einer Peronospora-Behandlung ausgebracht werden. Bitte die unterschiedlichen Wirkstoffgruppen in der Beratungsbroschüre beachten! Bei Einsatz der Produkte Botector, Prestop oder Kumar bitte die Hinweise auf der Packung bzw. auf der Homepage der Hersteller berücksichtigen.

Magnesium-Blattdüngung

In regelmäßig Stiellähme-gefährdeten Anlagen/Sorten sowie bei ersten sichtbaren Mg-Mangelsymptomen am Blatt sollte regelmäßig ein Mg-Blattdünger wie Bittersalz (Magnesiumsulfat) ausgebracht werden. Auch Magnesium-Oxide oder -Nitrate sind als Düngeform alternativ einsetzbar. Wichtig bei der gezielten Stiellähme-Bekämpfung als ein- bis zweimalige Sondermaßnahme ist vor allem eine vollständige Benetzung der Traubengerüste mit der Magnesium-Blattdüngerbrühe (300–500l in die Traubenzone). Nur dort kann sie zur Wirkung kommen. Der optimale Zeitpunkt ist vor Weichwerden der Beeren, zwischen der vorletzten oder letzten Pflanzenschutzmaßnahme. Stärker verrieselte Trauben zeigen eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber dieser physiologischen Störung.

DI B. Friedrich