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Maschinelle Fertigung von Weinflaschen © Alle Bilder: © Vetropack

Außen hart, innen flüssig

Ein Artikel von DI Daniela Dejnega | 07.02.2014 - 09:02

Das langsame Aufkommen von Bag-In-Box und Kunstoff-Flaschen (PET) konnte an der Bedeutung der Glasflasche als Verpackung Nummer Eins für Wein nichts ändern. Glas besitzt viele vorteilhafte Eigenschaften. Es ist geruchlos und geschmacksneutral. Wird Wein in Glasflaschen gefüllt, findet keinerlei Verbindung oder Reaktion zwischen Wein und Glas statt.

Weinflaschen aus Glas wurden erstmals im 17. Jahrhundert verwendet. Die ersten Flaschen bestanden aus schwarzem Glas, was später durch grünes und braunes Glas ergänzt wurde. Im 19. Jahrhundert war die Glasflasche bereits zur beliebtesten Aufbewahrungsmöglichkeit von Wein geworden. Die maschinelle Produktion ermöglichte schließlich die vorher nicht dagewesene Gleichförmigkeit der Flaschen.

Formgerecht

Theoretisch gibt es eine Menge an unterschiedlichen Flaschenformen. Die Bordeauxflasche mit den typisch breiten Schultern ist am weitesten verbreitet und findet sowohl für Rotwein als auch für Weißwein Verwendung. Für Weißwein ist in Österreich auch die Schlegelflasche (Rheinweinflasche) nach wie vor im Trend. „Am Markt dominieren klar die bewährten Standardflaschen“, bestätigt Stefan Pesau von der RWA. Für die Konsumenten sei es von Vorteil, wenn das Erkennen des Weines oder der Weinart an der Verpackung möglich ist, wie z.B. bei der Verwendung von Rheinweinflaschen für Weißwein oder Burgunder­flaschen für die Burgundersorten. Die Verwendung von Burgunderflaschen hat sich nun nach jahrelang merkbarer Zunahme auf einem gewissen Niveau eingependelt.

Farben und Größen

Auch Farben können die Art des Weines symbolisieren. So füllen viele Winzer ihren leichten Einstiegswein in helleres Glas, um Frische und Spritzig­keit zu signalisieren. „Insgesamt geht der Trend aber zu immer dunklerem Glas“, berichtet Manfred Silberbauer von der Firma Müller Glas & Co. Den Winzern sei bewusst, dass der Schutz gegen UV-Licht große Bedeutung hat, da man immer weniger wisse, wo, wie und wie lange eine Weinflasche gelagert wird, bevor sie überhaupt zum Endverbraucher gelangt.

Die Standardgröße für Weinflaschen von 0,75l bleibt mit Abstand die wichtigste. Es gibt weder einen spürbaren Trend zur Magnum noch zur Halbflasche. Halbflaschen werden von nicht wenigen renommierten Weingütern bereits seit Jahren abgefüllt, da die Spitzengastronomie dies nachdrücklich fordert. Angesichts der steigenden Zahl an Single-Haushalten könnte bei Halbflaschen noch eine Steigerung möglich sein.

Verschlusssache

Der Schraubverschluss regiert weiterhin, doch mengenmäßig könnte eine Grenze des Höhenfluges erreicht sein. Da die Wertigkeit der Verpackung immer mehr zählt, ist laut Silber­bauer ein ganz leichter Trend zurück zum Kork, aber auch z­um Glasverschluss (Vino-Lok), zu erkennen. Bei Müller Glas & Co werden zum Beispiel neue Flaschen immer gleichzeitig für alle Verschlussarten designt.

„In der Steiermark mit ihrem ­fruchtig-frischen Weißweinstil ist Kork kein Thema“, betont Arnold Wratschko Jr. vom FlaschenCenter Süd in Gamlitz). Der Drehverschluss habe in der Steiermark geschätzte 95% Marktanteil erreicht.

Die Steiermark hat sich auch in ­Bezug auf die Wiederbefüllung von Flaschen hervorgetan. Mit der „Allweg-Steiermarkflasche“ setzt sie seit einigen Jahren Akzente. Wratschko teilt dazu erfreut mit: „Heute beträgt unser Wiederbefüllungs-Anteil bei der Steiermarkflasche mehr als 40%.“

Zwei Richtungen

Nach den Auskünften der Händler sind aktuell am österreichischen Flaschenmarkt zwei Entwicklungen zu orten, die in genau entgegengesetzte Richtungen gehen. Einerseits steigt die Nachfrage von Seiten der Winzer nach immer billigeren Flaschen. „Da auch viele kleinere Winzer versuchen, in den Supermärkten des LEH Fuß zu fassen, setzen sie auf besonders günstige Verpackungen, um in einem harten Preiskampf bestehen zu können“, gibt Andreas Wratschko Jr. zu verstehen.

Am anderen Ende der Skala ist aber auch der Trend in Richtung Hochwertigkeit festzustellen – hin zur optisch schönen Verpackung. Ein gelungener Flaschen-Auftritt ist eine exzellente Möglichkeit für den Winzer, seinen Wein als Qualitätsprodukt zu präsentieren. „Besonders die individuelle Gestaltung einer Glasflasche signalisiert Wertigkeit“, so Manfred Silberbauer, „die Weinflasche wird immer häufiger als Marketingelement eingesetzt und ein Trend in Richtung Personalisierung und Individualisierung ist erkennbar.“

Der schöne Auftritt ist oft mit einem höheren Gewicht der Flasche assoziiert, da schwerere Flaschen von Vielen als hochwertiger und exklusiver empfunden werden. Genau dies wirkt einer mitunter angestrebten Verringerung des CO2-Fußabdrucks leider entgegen und zeugt nicht von wachsendem Umweltbewusstsein.

Leichte Alternative

Im Gegengewicht dazu gibt es auf dem Glassektor auch einen Trend, nachhaltiger zu agieren. Durch den Einsatz von Leichtglasflaschen kann erstens Transportgewicht eingespart werden – so werden der Energieaufwand und die Kosten beim Transport verringert. Leichtglas ist zwar nicht so leicht wie PET, aber die Gewichtsersparnis liegt bei rund 10% im Vergleich zu einer normalen Glasflasche. Im Gesamtergebnis macht dies einen beachtlichen Unterschied, wovon die Umwelt profitiert.

Die Herstellung der dünnwandigen Leichtglasflaschen bedeutet zweitens auch einen geringeren Materialverbrauch und der hohe Anteil an Altglas als Sekundärrohstoff reduziert ebenfalls die CO2-Emissionen. Stefan ­Pesau von der RWA sieht Leichtglas ebenfalls als „brennendes Thema“ und meint: „Leichtglasflaschen passen auch zum Thema Preisdruck. Sie können günstiger angeboten werden, da die ARA geringer ist.“

Leichtglas ist zu 100% recycelbar und verhält sich wie konventionelles Glas absolut neutral gegenüber dem Inhalt. Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit weisen die Leichtglas-Flaschen laut Herstellerfirma Vetropack keine Nachteile mehr in Hinblick auf Festigkeit und Stabilität im Vergleich zu konventionellem Glas auf. Die Auswahl an verschiedenen Leichtglas-Flaschen ist noch nicht groß, wird aber schrittweise erweitert (siehe Kasten).

Ausblick

In naher Zukunft ist auch bei Flaschen eine Entwicklung in Richtung „Traceability“ – Rückverfolgbarkeit – möglich. So könnte jede Weinflasche durch einen eingravierten Code eine eigene Idenität bekommen. Die französische Firma Saverglass hat hierfür bereits Lösungen ausgearbeitet, wobei ein sehr dezenter Code auf die Flaschen graviert wird. Die Codierung der Flaschen geht sehr rasch und gewährleistet die Rückverfolgbarkeit.

Mit dieser Technologie könnte man auf allen Märkten jederzeit nachvollziehen, woher und aus welcher Charge ein einzelnes Produkt stammt.

Leichtglas


Leichtglas wird als Verpackungsmaterial den gestiegenen Anforderungen an Leistung, Ökonomie und Ökologie gleichermaßen gerecht.

Fest und stabil: In Bezug auf Festigkeit und Stabilität stehen die Leichtgewicht-Glasflaschen ihren schwereren Vorgängermodellen um nichts mehr nach.

Kostenreduktion: Durch die Gewichtseinsparungen werden Kosten beim Transport und bei der ­Lagerung der Weinflaschen reduziert.

Umweltgedanke: Gewichtseinsparung heißt Ressourcenschonung. Der geringere Materialverbrauch und der hohe Anteil an Recyclingmaterial in der Neuproduktion von Leichtglasflaschen sorgen für deutliche CO2-Einsparungen.

Die Autorin

DI Daniela Dejnega, Redakteurin Der Winzer, E-Mail: d.dejnega@agrarverlag.at