Die Nachricht über den Austritt der genossenschaftlichen Verbände aus dem Deutschen Weinbauverband e.V. (DWV) kam unerwartet. Laut Pressemitteilung vom 22. Juni werden der Dachverband der Winzergenossenschaften sowie die drei genossenschaftlichen Regionalverbände den DWV mit Ende 2021 verlassen. Grund sei, dass bei den Diskussionen im DWV die genossenschaftlichen Positionen kaum noch berücksichtigt worden seien. Man wolle neue Wege gehen, um die Interessen der Winzer- und Weingärtnergenossenschaften bestmöglich zu vertreten.
Klaus Schneider, Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, äußerte sein Bedauern über diese Entscheidung: „Für die Weinbranche wird es durch die Spaltung sicherlich nicht einfacher, ihre Interessen gegenüber der Politik durchzusetzen. Die Entscheidung bedeutet eine Schwächung der Erzeuger.“
In den vergangenen zwei Jahren hatte es heftigen Streit wegen der Neuausrichtung des deutschen Weinbezeichnungsrechts zwischen den Vertretern der Genossenschaften und den anderen Verbänden gegeben. Vor allem in Bezug auf die Einführung des romanischen Systems mit Guts-, Orts- und Lagenweinen sowie auf die Abschaffung der Großlagen lagen die Positionen sehr weit auseinander. Mit dem Austritt der Genossenschaften verliert der DWV etwa 19 Prozent seiner Mitgliedsbeiträge. Auf das Konto der Genossenschaften geht derzeit etwa ein Drittel der deutschen Weinerzeugung.
Auch Franken tritt aus
Aus Unzufriedenheit mit der Arbeit des Deutschen Weinbauverbandes will auch der Fränkische Weinbauverband (FMV) die Dachorganisation zum Jahresende verlassen.
„Wir sind nie richtig gehört worden. Wir haben da nur gestört“, sagte Frankens Verbandspräsident Artur Steinmann am 23. Juni 2021 der Deutschen Presse-Agentur in Würzburg. Vielmehr habe sich der Eindruck verfestigt, der Deutsche Weinbauverband (DWV) kümmere sich vor allem um die großen Anbaugebiete wie Rheinhessen. Die Franken fühlten sich als fünftes Rad am Wagen und auch eine eingesetzte „Zukunftskommission“ habe keine Ergebnisse erbracht, die den DWV weiterentwickeln könnten, sagte Steinmann. Der Austritt soll zum Jahresende erfolgen.