Der "Österreichische Weinbauverband" ist die Interessensvertretung der in Österreich in Vereinen organisierten Winzer. Mehr lesen ...
Weinkönigin Hanna I führte durch die stimmungsvolle Festveranstaltung,
Weinbaupräsident NR-Abg. Johannes Schmuckenschlager durfte mehr als 200 Gäste begrüßen
© Anna Fellner Fotografie
Am 10. September 1885 erfolgte die Gründung eines Vereins zum Schutze des österreichischen Weinbaus – 140 Jahre später ein Grund zum Feiern. Mehr als 200 Gäste kamen am 26. Juni zur Feier des Jubiläums des Österreichischen Weinbauverbands in das Wiener Palais Ferstel. Es galt es eine Reihe von Festgästen zu begrüßen. Fanden sich doch höchste Vertreter vom Landwirtschaftsministerium, Parlament, Landwirtschafts- und Wirtschaftskammer, Weinbau-Bundesanstalt, Landesweinbauverbände, ÖWM und viele weitere zur Feier ein.
Der Abend, schwungvoll von der Weinkönigin Hannah I. moderiert, stand ganz im Zeichen der Würdigung der bedeutenden Errungenschaften des Verbandes sowie der Zukunftsperspektiven des österreichischen Weinbaus. In seiner Eröffnungsrede nahm Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager Bezug auf die vielen Herausforderungen, die sich der Weinbau auch heute stellen muss. Ein filmischer Rückblick zeigte die historisch bedeutsamen Momente des österreichischen Weinbaus der vergangenen 140 Jahre auf.
Gratulanten-Schar
Das Palais Ferstel als würdiger Rahmen der 140-Jahr-Feier des Österreichischen Weinbauverbands © Anna Fellner Fotografie
Unter den Gratulanten reihte sich etwa Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ein. Die 140 Jahre seien als Zeichen zu sehen, dass der Verband gut funktioniere. Bei seinen dienstlichen Reisen spüre er oft die Wertschätzung, die dem österreichischen Wein entgegengebracht werde. Dennoch gebe es viele Herausforderungen, etwa den Klimawandel. Trotz aktueller Sparmaßnahmen werde daher die Weinbauschule Klosterneuburg weiterhin kräftig unterstützt. Aufhorchen ließ der Minister, weil er von einer Initiative auf EU-Ebene berichtete, die sich für mehr Wirkstoffe beim Pflanzenschutz einsetze. Dem österreichischen Weinbau attestierte Totschnig großes Anpassungsvermögen und Innovationsgeist, sodass die Branche gut für die Zukunft gerüstet sein.
Nikolaus Berlakovich, Präsident der LWK Bgld. und Vizepräsident des EU-Bauernverbands COPA, hob den kulturellen Wert des Weines in Österreich hervor. Herausforderungen habe es zur Gründungszeit wie heute gegeben, doch man habe sich seit 40 Jahren für den Qualitätsweg entschieden.
Heute könne mit großen Weinen aufgewartet werden, und das als kleines Land. Zu Wort kamen auch die Spitzen des Nationalrats. NRPräsident Walter Rosenkranz stellte seine Rolle als Weinkonsument in den Vordergrund. Als Mitglied der Kremser Weinbruderschaft freue er sich im Besonderen auf die Altweinprobe.
Sein Vizepräsident, Peter Haubner, sprach dem Weinbauverband ein Kompliment aus. Der Verband habe über die Jahrzehnte bewiesen, die richtigen Antworten auf die wichtigsten Fragen zu finden.
Feier 140 Jahre Weinbauverband, 26.6.25, v.l.n.r.: Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband), Reinhard Zöchmann (NÖ Weinbaupräsident), Aly Leonardy (Vizepräsident AREV), Andreas Liegenfeld (Burgenländischer Weinbauverbandspräsident), Walter Rosenkranz (Nationalratspräsident), Weinkönigin Hannah I, Johannes Schmuckenschlager (Österreichischer Weinbaupräsident), Norbert Walter (Wiener Landwirtschaftskammerpräsident), Nikolaus Berlakovich (Burgenländischer Landwirtschaftskammerpräsident) © Österreichischer Weinbauverband / Anna Fellner
Blick auf den Klimawandel
Mit Ausführungen zum Klimawandel brachte der Präsident der Hochschule Geisenheim, Rainer Schulz, eine fachlich fundierte Festrede, die wenig Erfreuliches skizierte. Der Treibhauseffekt sei für unser Leben auf der Erde eine wichtige Voraussetzung, doch durch die Eingriffe des Menschen, konkret die CO2-Emissionen, gerate er aus den Fugen. Wie sehr und mit welchen Folgen, dazu gebe es unterschiedliche Szenarien. Wobei schon die „wahrscheinlichsten“ großen Anlass zur Sorge geben. Dabei gehe es nicht nur um die extreme Zunahme von Temperatur und damit verbunden von Trockenheit und Hitzetagen.
Das Thema Wasser hätten die wenigsten am Radar. Durch die steigenden Meerestemperaturen, besonders im Mittelmeer, nehme die Wasserdampfzirkulation enorm zu. Und Wasser das aufsteige, müsse auch irgendwann wieder zu Boden kommen. Starkregenereignisse und damit verbunden Überschwemmungen seien heute schon die Realität. Auch dürften Kaltlufteinbrüche durch eine Beeinflussung des sogenannten Jetstreams öfters zu massiven Spätfrösten führen.
Um seine Festrede positiv zu beenden, schloss Schulz mit einem Vergleich zu früher. Trotz all dieser negativen Entwicklungen sei heute im Weinbau und in der Önologie vieles besser. Schulz führte einige Punkte an: Der Pflanzenschutz reduzierter, präziser und witterungsgestützt; die Rebsorten weniger anfällig und mit großer Auswahl; die Trauben-Verarbeitung schonender, gesicherter und gezielter; Nachhaltigkeitsgedanken fließen in die tägliche Arbeit der Winzer.
Altweinprobe als Leistungsbeweis
Der älteste Wein der Verkostungsserie stammte aus 1973. Alle verkosteten
Weine lagerten im Weindenkmal des Österreichischen Weinbauverbands in Klosterneuburg
© Anna Fellner Fotografie
Mit der Verkostung von gereiften Weinen aus dem sogenannten Weindenkmal in Klosterneuburg endete die Festveranstaltung in lockerer Atmosphäre. Weinbaudirektor Josef Glatt hatte dazu aus dem historischen Weinarchiv mehrere Weinflights zusammengestellt. Zumeist stammten die für Österreich typischen Weine aus den Jahrgängen 2002 und 2003, der Älteste aus 1973. Als Weinkommentatoren fungierten Weinjournalisten der führenden österreichischen Fachmagazine: Peter Moser von Falstaff und Peter Schleimer von Vinaria, zudem Weinexperte Walter Kutscher vom Wiener Sommelierverband. Auch wenn sich nicht jede Flasche in bester Verfassung zeigte, so gab es dennoch ein positives Fazit. Viele Weine wirkten noch relativ jugendlich. Wie auch beim Jubiläum vor zehn Jahren, bildeten grandiose Trockenbeerenauslesen den fulminanten Abschluss.
Geschichte des Österreichischen Weinbauverbands
Österreichs Weindenkmal
Während des 10. Österreichischen Weinbaukongresses im Jahre 1974 errichtete der Bundesverband der Weinbautreibenden Österreichs im ältesten Teil der Stiftskeller des Chorherrenstiftes Klosterneuburg das österreichische Weindenkmal. In dieser Vinothek wurden erstmals 1974 die dem Bundesverband zur Verfügung gestellten österreichischen Qualitätsweine des Jahrgangs 1973 und früherer Jahre hinterlegt. Und zwar pro Sorte 80 Flaschen. Ziel war, die Lagerfähigkeit österreichischer Weine unter Beweis zu stellen.
Die erstmalige Öffnung des Weindenkmales erfolgte während der 100-Jahr-Feier des Bundesverbandes der Weinbautreibenden Österreichs 1984, wobei gleichzeitig neue Weine der aktuellen Jahrgänge hinterlegt wurden. Die zweite Eröffnung erfolgte zur 130-Jahr-Feier des Weinbauverbands, die dritte nun zum 140 er-Jubiläum. Zur weiteren Auffüllung des Lagers werden lagerfähige Weinspenden gesucht.