Weinbaubetriebe ausgezeichnet

Austro Vin Award – die Preisträger von Nachhaltig Austria

Ein Artikel von Redaktion | 01.02.2024 - 13:47
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© Weingut Norbert Bauer

1. Platz: Weingut Norbert Bauer, Jetzelsdorf

Der Award-Sieger von Nachhaltig Austria kommt aus dem Pulkautal im nordwestlichen Weinviertel nahe der tschechischen Grenze, wo auch der Rotwein nennenswerte Bedeutung genießt. Seit 1721 bewirtschaften 11 Generationen diesen Betrieb, mittlerweile ist die Rebfläche auf rund 95 ha gewachsen. Bemerkenswert, dass nach wie vor auch der Ackerbau im großen Ausmaß betrieben wird (300 ha). Ein weiteres Standbein des Betriebs stellt „Urlaub beim Winzer“ dar, hier sorgt Gisela Bauer für ein hohes Maß an Gastfreundschaft mitten in der fruchtbaren Landschaft. Seit dem Jahr 2021 nimmt man an der Zertifizierung teil, wo man 2024 für besondere Leistungen in den Nachhaltigkeits-Bereichen Biodiversität und Qualität ausgezeichnet wurde. Norbert Bauer führt den Betrieb schon mehrere Jahrzehnte, den Nachhaltigkeits-Agenden nimmt sich allerdings schon Sohn Wilfried Bauer an.

An Besonderheiten in Sachen Nachhaltigkeit sind anzuführen: Die Bearbeitung im Weingarten fußt auf konsequenten mehr- und überzeiligen Fahrten, beim Pflanzenschutz kommt auch Recyclingtechnik zum Einsatz. Zudem setzt man auf die Verwirrtechnik. Die für die Begrünung der Weingärten notwendigen Pflanzen (Buchweizen, Phazelia, Ölrettich, Winterrüpse, Sommer-, Winterwicke, Esparsette, Inkarnatklee, Weißklee, Senf, Roggen) stammen hauptsächlich aus eigener Produktion. Ein großer Teil der benutzten Weinbautechnik ist entweder selber entwickelt oder bestehende Geräte wurden adaptiert. Kompost/Festmist wird im großen Maßstab selber produziert, dabei finden eigene Abfälle wie auch Rückstände diverser Betriebe aus der nahen Umgebung Verwendung (Pferdemist, Hanfstroh). Eine über 20 jährige Kooperation mit der Biogasanlage Retz ergänzt und unterstützt das nachhaltige Arbeiten. Dadurch werden kurze Wege möglich. Die Weingärten werden großteils mit Festmist versorgt.

Die regenerative Energie stammt aus der eigenen Photovoltaik (150 KW) und einer Hackschnitzelheizung. Auf betriebswirtschaftlicher Seite sind zu erwähnen: Schutz, Weiterbildung und gute Bezahlung von Mitarbeitern gingen positiv in die Bewertung ein, ebenso der Einkauf von „sauberen“ Dienstleistungen bei fair bzw. anderen nachhaltig arbeitenden Dritten.

Besonders erwähnenswert: Die Anlage bzw. Erhaltung von Biodiversitätsflächen hat einen hohen Stellenwert und das Abwasser wird mit mehreren Absetzbecken grob aufbereitet. Es wurden unzählige Nistkästen an den Böschungen angebracht, einige Flächen des Betriebes als Kauz-Schutzfläche stillgelegt. Ebenfalls wurden Steilböschungen für Bienenfresser angelegt. 

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© Weingut Schloss Fels

2. Platz: Weingut Schloss Fels, Fels am Wagram

Das Weingut Schloss Fels setzt besondere nachhaltige Zeichen in den Bereichen Ökonomie und Soziales. Mit seinen 105 ha Eigenfläche (Großteil am Wagram) und weiteren 135 ha Weingärten von Vertragspartner steht es seit 1986 im Besitz von SPAR Österreich. Mit den zuliefernden Winzern gibt es schriftliche Verträge, sie erhalten einen Preiszuschlag für die nachhaltige Produktion. Bis Ende 2023 hat der Önologe Klaus Klein die Fäden des Betriebs gezogen, nunmehr führt Christian Bauer die Geschäfte. Die Weine des Betriebs finden sich fast ausschließlich im Lebensmittelhandel wieder.

Was sind die nachhaltigen Leistungen? Dort wo es der Platz erlaubt, kommt Recyclingtechnik beim Pflanzenschutz zum Einsatz. Bei der Verwirrtechnik zählt man sogar zu den Pionieren des Landes. Neuausgepflanzte Weingärten werden mit Stallmist verwöhnt, nachdem es eine Zwischenbrache auf Leguminosenbasis gegeben hat. Hohe Energieeffizienz ist eine Vorgabe der Mutter, die sich u.a. in einer Steuerung zur Energieoptimierung, energiesparender Beleuchtung und einer Photovoltaikanlage mit 1.200 m2 niederschlägt. Auch aus ökonomischen Überlegungen kommt im Standardprogramm nur Leichtglas zum Einsatz. Generell kommen beim Einkauf Unternehmen mit ausgewiesenen ökologischen wie sozialen Standards zum Zug, einheimischen Produkten wird dabei der Vorzug gegeben. Dem Schutz und der Weiterbildung von Mitarbeitern räumt man hohen Stellenwert ein, die Überzahlung des Kollektivvertrags (Handel) ist nennenswert. 

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© Weingut Martin und Marina Eder

3. Platz: Weingut Martin und Marina Eder, Gedersdorf

Den dritten Platz beim Nachhaltigkeits-Ranking 2024 nimmt der Familienbetrieb Weingut Eder aus Gedersdorf im Kremstal ein. Der Betrieb kann auf eine lange Tradition zurückblicken, er stammt aus dem Jahr 1849. Die Geschwister Martin und Marina widmen sich besonders dem Grünen Veltliner. Ihr Herz schlägt für Österreichs Nationalsorte, rund 70 % der gesamten Rebfläche von 16,5 ha sind ihr gewidmet und münden in acht verschiedenen Weinen.

In Sachen Nachhaltigkeit müssen die Leistungen in den Bereichen Energie und Klima hervorgehoben werden. Durch die Lage des Kellers unter der Erde und den Einsatz einer großen Photovoltaikanlage, liegt der Anteil an regenerativen Energien bei rund 99 %.

Eine eigene Flaschenwaschanlage sorgt dafür, dass der hohe Anteil an Flaschenretouren (95 % werden selber ausgeliefert) zu einer langen Nutzung des Glases führt, was für eine weit bessere CO2-Bilanz als branchenüblich sorgt. Zur Entfernung der Feststoffe aus dem Abwasser, steht ein Absetzbecken zur Verfügung. Auch der Einsatz von Kisten und KEGs schonen die Ressourcen und schlagen sich positiv in der Bilanz nieder.

Für die Dauerbegrünung wird eine eigene Mischung aus elf verschiedenen Pflanzen verwendet, die den trockenen Bedingungen gerecht werden soll. Weiterbildung und Schutz der Mitarbeiter haben einen hohen Stellenwert im Weingut.