Irland

Warnhinweise auf Weinflaschen: Italien schreit auf

Ein Artikel von Redaktion | 19.01.2023 - 12:30
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Alle Etiketten alkoholischer Produkte müssen laut irischer Verordnung Warnhinweise über die Gefahren des Alkoholkonsums enthalten. Die Gefahren für schwangere Frauen und der Zusammenhang zwischen Alkohol und tödlichen Krebserkrankungen sollen hervorgehoben werden. Außerdem muss der Alkoholgehalt in Gramm, die Anzahl der im Produkt enthaltenen Kalorien und ein Link zu einer Gesundheitswebsite mit Informationen über Alkohol angegeben werden.  © Foundation for Alcohol Research and Education, Alcohol Health Labelling (2011, p. 13.)

Die Europäische Union hat beschlossen, Irland die Einführung von Gesundheitswarnhinweisen auf Alkoholprodukten wie Wein, Bier und Spirituosen zu erlauben. Auf den Produktverpackungen können daher nach Vorbild von Tabakerzeugnissen Hinweise wie „Alkohol verursacht Lebererkrankungen“ oder „Alkohol und Krebs stehen in direktem Zusammenhang“ angebracht werden. Die Rechtsvorschriften für diese Möglichkeit wurden im Juni letzten Jahres von den irischen Behörden in Brüssel angemeldet und trotz negativer Stellungnahmen von Italien, Frankreich, Spanien und sechs weiteren EU-Staaten, die in der Maßnahme ein Hindernis für den Binnenmarkt sehen, genehmigt. Die italienischen Weinproduzenten betrachten dies als Angriff auf ihre Branche und sehen in dieser Maßnahme einen gefährlichen Präzedenzfall, der dazu führen könnte, dass weitere Länder nachziehen und ähnliche Initiativen einführen.

„Einseitige, diskriminierende und unverhältnismäßige Regelung“
Micaela Pallini, Präsidentin des Verbands der italienischen Weinproduzenten Federvini, bezeichnete die irische Verordnung als „einseitige, diskriminierende und unverhältnismäßige Regelung“. Sie argumentierte, dass es gefährlich sei, nicht zwischen Missbrauch und normalem Konsum zu unterscheiden und dass „Produkte unserer mediterranen Landwirtschaft kriminalisiert werden, ohne dass damit messbare und wirksame Vorteile im Kampf gegen unverantwortlichen Konsum erreicht werden können“.

„Terroretiketten“ auf Weinflaschen
Der Landwirtschaftsverband Coldiretti warnte vor „Terroretiketten“ auf Weinflaschen und betonte, dass die Entscheidung der EU ein direkter Angriff auf Italien als weltweit führenden Weinerzeuger und -exporteur sei. Der Präsident von Coldiretti, Ettore Prandini, betonte, dass die Verpflichtung der EU, die Gesundheit der Bürger zu schützen, nicht mit Entscheidungen umgesetzt werden dürfe, die die Gefahr bergen, dass einzelne Produkte unabhängig von den konsumierten Mengen auf ungerechte Weise kriminalisiert werden.

Reaktionen aus der Politik
Die Warnetiketten auf Wein beschäftigen auch die Politik in Rom. Die Europaabgeordneten der rechten Regierungspartei Lega äußerten sich besorgt und bestürzt über die Entscheidung der EU und betonten, dass es sich um einen gefährlichen Präzedenzfall handele, der eine Bedrohung für italienische Weinproduzenten darstelle.

Das „grüne Licht“ für Irland ist noch nicht endgültig: Irland muss auch die Genehmigung der Welthandelsorganisation einholen, da diese Rechtsvorschriften auch auf internationaler Ebene ein Hindernis darstellen. Dieser Prozess wird etwa 60 Tage dauern. Die irischen Behörden betonen, dass nach der Fertigstellung der Verordnung eine Vorlaufzeit von drei Jahren für ihre Umsetzung vorgesehen ist.