Ernteerwartungen in Deutschland

Gemischte Gefühle beim neuen Jahrgang

Ein Artikel von Redaktion | 24.08.2021 - 11:59

Das deutsche Weinbaujahr 2021 war laut DWV-Präsident Schneider geprägt durch ein kühles, eher feuchtes Frühjahr mit Spätfrösten und Hagelereignissen. Der dadurch entstandene Entwicklungsrückstand zeigte sich in einer späten Blüte. Ihr folgten eine feucht-warme Witterung und ein starker Wachstumsschub im Juni und Juli. Die wiederholten Regenschauer bis in den Juli hinein sorgten bei gleichzeitig raschem Neuzuwachs für Anspannung bei der Gesunderhaltung der Reben. Die Betriebe waren bei den Laubarbeiten besonders gefordert. Nach dem schwierigen deutschen Peronospora-Jahr 2016 folgten vier Weinbaujahre ohne nennenswerte Pilzprobleme. Das heurige Jahr setzte jedoch den Weinbauern wieder ordentlich zu, auch konventionell-wirtschaftende waren von teils starkem Pilzbefall betroffen.

Die Hauptlese wird aufgrund des anhaltenden Entwicklungsrückstands Mitte/Ende September – später als in den letzten Jahren – beginnen. Teilweise ist mit Ertragsausfällen wegen Peronospora, Frost und Hagel zu rechnen. Abhängig von der Witterung der nächsten vier bis sechs Wochen wird ein Jahrgang mit guter Qualität erwartet, heißt es in der Aussendung des Weinbauverbands.

Angesichts der angespannten Lage in den Weingärten haben einige deutsche Winzer in den Öko-Startlöchern, ähnlich wie in der Schweiz, ihre Umstellungsphase abgebrochen. Die von der EU geforderte deutliche Steigerung der Bio-Fläche erscheint daher schwierig. Prof. Dr. Kauer von der Hochschule Geisenheim fordert ein Umdenken in der Weinbaupolitik. Ob rasch Kupferalternativen oder Kupferreduktionsmöglichkeiten gefunden und zugelassen werden, könne derzeit nicht abgeschätzt werden. Umso wichtiger wäre daher der Einsatz von Phosphaten. Eine deutliche Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, wie von der EU auf höchster Ebene gefordert, werde wohl nur mit pilztoleranten Rebsorten zu erreichen sein.