Zulassungsstatistiken

Weniger Traktor-Neuzulassungen 2018

Ein Artikel von Johannes Beer | 14.02.2019 - 13:36

Die rückläufigen Zulassungszahlen bei den Standardtraktoren erinnern auf den ersten Blick an das Jahr 2016. Damals sanken die Zulassungen auf 4.573 Stück. Nach einem Anstieg im Jahr 2017 auf 5.092 Stück, liegen sie 2018 mit 3.950 Stück nun weit unter dem Jahr 2016. Doch die Zahlen sind in diesem Fall nicht so, wie sie scheinen: Im Rahmen einer EU-Verordnung (EU-167/2013, der sog. „Mother Regulation“) gibt es für Traktoren geänderte und für Anhänger neue Vorschriften für das Genehmigungsverfahren (vormals Betriebserlaubnisverfahren) und Typprüfungen. Die damit verbundenen formellen 

und vor allem technischen Änderungen mussten ab dem 1. Jänner 2018 bei neu in Verkehr gebrachten Fahrzeugen berücksichtigt werden. Nach dem genannten Stichtag durften Fahrzeuge, die nicht den neuen Vorschriften entsprechen, grundsätzlich nicht mehr ohne Weiteres zugelassen werden. Dieser Sachverhalt führte dazu, dass viele der Traktorhersteller, sowohl von Standard- als auch von Wein- bzw. Obsttraktoren, die älteren Modelle mittels Tageszulassung 2017 noch angemeldet haben. Dadurch konnte man diese auch 2018 ohne zusätzlichen Aufwand zulassen.

Insofern sind die Zahlen von 2017 deutlich höher als im Jahr 2018. 2018 gibt es bei den Marktanteilen bei den Standardtrak-toren deutliche Gewinner und Verlierer. Zulegen konnten Steyr +3,8%, John Deere +10%, New Holland +2,1% und Fendt 1,5%. Lindner (–9,5%) und Massey Ferguson (–4,5%) mussten mit starken Rückgängen zurechtkommen. Allerdings muss beim Hersteller Lindner berücksichtigt werden, dass im Jahr 2017 mehr als 300 Stück mittels Tageszulassung zugelassen worden sind, welche erst 2018 verkauft wurden. Steyr konnte, wie im Vorjahr, mit 930 zugelassenen Maschinen den 1. Platz vor John Deere (709 / starker Zuwachs im Markt-anteil) und New Holland (522) verteidigen (Tab. 1).

Absatz von Spezialtraktoren rückläufig

Im Bereich der Wein- und Obstbautraktoren (exkl. Traktoren mit vier gleich großen Rädern) kann man von einem Rückgang der Zulassungen um fast ein Drittel sprechen. Aber auch hier spielte die EU-Verordnung eine Rolle und verfälscht die tatsächlichen Zulassungszahlen. Waren es 2017 rund 324 Zulassungen, wurden im Jahr 2018 nur 217 Anträge auf Zulassung gestellt (Tab. 2). Betrachtet man die Statistik exklusive jener Traktoren mit gleich großen Rädern, steht Fendt mit einem Marktanteil von 30,9% (67 Stk., –10,8%) an der Spitze, dahinter die Marke New Holland (36 Stück, +1,5%), Deutz-Fahr (24 Stk., +6,8%) und Case-IH (19 Stk., +5,4). Case hat gemeinsam mit Deutz-Fahr am meisten am Markt dazugewonnen. Beim Zusammenfassen der Neuzulassungen von Traktoren der SDF-Group (Same, Deutz-Fahr, Lamborghini) zeigt sich, dass durch die Zunahme bei Deutz-Fahr (+6,8) der Rückgang der Marktanteile bei Same (–2,8%) und Lamborghini (–1,5%) dennoch zu einem positiven Ergebnis (Anstieg Marktanteile) für die Gruppe führt.

Für ein Gesamtbild des Marktes muss aber auch die Statistik der Traktoren mit gleich großen Rädern einbezogen werden (Tab. 3), Spitzenreiter im Bereich solcher Traktoren ist weiterhin die Firma Carraro mit 127 Zulassungen (Marktanteil 77%; +8,2% im Vergleich zu 2017), wobei man beachten muss, dass diese Traktoren auch im Berglandbereich eingesetzt werden und somit nicht die gesamte Anzahl der Zulassungen dem Wein- und Obstbausektor zuzuordnen ist. Traktoren mit gleich großen Rädern werden vor allem in Weinbaugebieten eingesetzt, wo viele Steillagen vorhanden sind, beispielsweise in der Südsteiermark oder teilweise in der Wachau. In diesem Ranking liegt die Firma Holder auf den zweiten Platz (–5,0% Marktanteil, 17 Stk.). Der Rückgang in der Gruppe hält sich in Grenzen. Nur fünf Traktoren weniger machen den Unterschied zum Vorjahr aus.

Rückgang auch bei Traubenvollerntern

Im Jahr 2017 wurden insgesamt 16 selbstfahrende Trauben-vollernter zugelassen, so die Zahlen der Statistik Austria. 2018 sind es nur noch zehn Stück (Tab. 4). Im Jahr 2016 wurden elf, 2015 acht, 2014 acht, 2013 drei und 2012 neun Stück Lesemaschinen registriert. Mit fünf Geräten im Jahr 2018 präsentiert sich das Fabrikat Ero in der Statistik am besten, gefolgt von den Traubenvollerntern der Firma Braud / New Holland (3 Stk.). Außer diesen beiden Fabrikaten wurden wieder zwei Pellenc-Selbstfahrer zugelassen. Auch hier lässt sich, wie bei den Traktoren für den Obst- und Weinbaubereich (exklusive jener mit gleich großen Rädern), ein Rückgang (langfristiger Trend) feststellen. Das Verhältnis zwischen gezogenen und selbstfahrenden Traubenvollerntern wechselt mit der Markteinführung neuer Modelle.

In Österreich ist das Verhältnis zwischen den gezogenen und den selbstfahrenden Traubenvollerntern ca. 40 zu 60%, wobei zu beachten ist, dass nur Gregoire und Pellenc gezogene Modelle am Markt -haben. Für Letztere spricht die Wirtschaftlichkeit, da auch kleinere Weingüter und/oder Gemeinschaften sich so einen Traubenvollernter leisten können. Bei größeren Winzern bzw. Gemeinschaften rentiert sich der Selbstfahrer, weil kein Traktor angeschafft werden muss. Weltweit dürfte das Verhältnis ein Drittel gezogene zu zwei Drittel selbstfahrende Traubenvollernter sein. Für die Anschaffung von Traubenvollerntern an sich sprechen in Zeiten von Klimawandel die hohe Schlagkraft der Maschinen verbunden mit einer immer schwieriger werdenden Per-sonalsituation bei der Lese sowie eine funktionierende Technik mit immer besseren Reinigungssystemen.

Zusammenfassung

Die Zulassungsstatistik von 2018 sollte mit dem Hintergrundwissen betrachtet werden, dass mehr als ein Drittel der Zulassungen von 2017 eigentlich zum Jahr 2018 addiert werden muss. Liest man die Zahlen der Statistik Austria, müsste man von einem deutlichen Rückgang sprechen. In der Realität sind die Zahlen der vergangenen drei Jahre ziemlich konstant geblieben. Zum Abschluss sollte eine Entwicklung (Tab. 5) erwähnt werden: der Trend zu Quads, ATV und UTV bei der Arbeit im Weingarten. Begründung dafür sind die steigenden Zulassungen solcher Fahrzeuge als Zugmaschinen und der Vorteil des geringeren Gewichts. Dieses reduziert die Bodenbelastung bzw. Bodenverdichtung in der Fahrgasse. Auch bei Biobetrieben ist das Quad sehr häufig im Einsatz.