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"Herkunft hat Zukunft" ist DI Johannes Haas von der FH Joanneum in Graz sicher

Fachtagung Buschenschank

Ein Artikel von J. Hummer | 06.03.2018 - 11:04
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"Herkunft hat Zukunft" ist DI Johannes Haas von der FH Joanneum in Graz sicher

„Herkunft hat Zukunft“ ist sich DI Johannes Haas, Lehrgangsleiter für nachhaltiges Produktmanagement an der FH Joanneum in Graz sicher und stellte sich und den Zuhörern die Frage: „Wie können wir das Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof im 21. Jahrhundert wieder attraktiv für junge Menschen machen?“ Indem auch der nächsten Generation neue einzigartige Perspektiven geboten und sie zu einem neuen sensibleren Qualitätsdenken hingeführt werden. Einzigartigkeit brauche maßgeschneiderte Strategien, damit das Leben am Bauernhof wieder lebenswert werde und der Betrieb durch die geleistete Arbeit auch lebensfähig bleibe. „In unserem Studiengang am Institut für angewandte Produktwissenschaften lehren wir, wie Regionalität und Ursprünglichkeit wieder geschätzt und ‚verkauft’ werden können. Der Buschenschank ist eine Gratwanderung, deren wichtigste Kompetenz die Balance ist.“ philosophierte Haas. Der Aufenthalt in einer Buschenschank ist für viele Besucher zu einer Oase der Ruhe und persönlichen Begegnung geworden. Der Gast legt während seines Aufenthaltes im Heurigenlokal viel Wert auf Regionalität und Herkunft der angebotenen Speisen und Getränke. Er möchte auch immer ein Gesicht zu den angebotenen Produkten haben, somit hat Herkunft immer Zukunft.

Sekt und Strudel
Darf Sekt beim Heurigen ausgeschenkt werden? Welche Süßspeisen darf ich verabreichen? Kaffee in der Buschenschank? Fragen über Fragen an Dr. Heinz Wilfinger, Spezialist für rechtliche Fragen der Direktvermarktung an der LK NÖ. „Nein, bei einem Heurigenbetrieb dürfen weder Sekt noch Frizzante und schon gar kein Kaffee ausgeschenkt werden“, stellte Dr. Wilfinger klar und erklärte weiter: „Auch wenn der Kaffee von einem Automaten kommt, den eine Fremdfirma im Heurigenlokal aufgestellt hat, darf Kaffee nicht verabreicht werden.“ Zum Thema Süßspeisen erklärte er, dass Kuchen aller Art verkauft werden dürfen, jedoch keine Strudel oder Torten. Demnach darf zum Beispiel selbstgebackener Apfelkuchen im Buschenschanklokal verabreicht werden. Der Verkauf von Apfelstrudel ist hingegen nicht gestattet. Diese Aussage führte zu längeren Diskussionen und erheblichem Erklärungsbedarf, da niemand über die Deklaration von Kuchen und Strudel im Gesetzestext Bescheid wusste. „Wo darf der Buschenschank ausgeübt werden?“ wurde Dr. Wilfinger gefragt. „Grundsätzlich gilt, dass Buschenschank dort ausgeübt werden kann, wo die Erzeugungsstätte (Wein- oder Obstgarten), die Hauptbetriebsstätte (Wohn- und Wirtschaftsgebäude), oder eine Nebenbetriebsstätte (Wein- oder Obstkeller, oder Presshaus usw.) liegen.“ Trotz längerer Debatten war Dr. Wilfinger sehr bemüht, keine Fragen unbeantwortet zu lassen.

Buschenschank – eine Inszenierung
Karin Niederer von der Marketingargentur Kohl & Partner begeisterte das Auditorium in Ihrem Marketing-Vortrag durch viele gute Ideen zur Kundenbindung. Jeder Gast soll sich bei „seinem“ Stamm-Buschenschank oder -Heurigen wohlfühlen. Viele Kleinigkeiten, die nichts oder nur wenig kosten, tragen dazu bei. Ein handschriftlicher Willkommensgruß in der Nähe der Eingangstür sorgt beim Gast für ein Gefühl der Heimeligkeit. Frische Kräuter am Tisch, die selbst geerntet werden können, oder Speisen, die zusätzlich in außergewöhnlichen Gebinden wie Holzkisten usw. serviert werden, sorgen für Abwechslung und Unterhaltung während des Aufenthalts. Wenn dann auch noch die Möglichkeit geboten wird, die Windschutzscheibe seines Fahrzeugs mit Wasser und Scheibenreiniger zu säubern, wird auch die Heimfahrt zum sicheren Erlebnis. Kleine Gefälligkeiten, die den Gast fröhlich stimmen und den Aufenthalt zum einzigartigen Erlebnis machen. Kleinigkeiten, wie selbstgemachtes Kräutersalz oder ein kleines Säckchen mit Samen der verwendeten blühenden Weingarten-Begrünungsmischung, die der Gast mit nach Hause bekommt, erinnern noch lange an den Besuch beim Wohlfühl-Heurigen. „Was macht die Großmutter anders, dass Ihr Apfelkuchen so besonders gut ist? Warum ist der Wein genau in diesem Lokal so besonders trinkfreudig? Diese und viele weitere Informationen möchte der Gast bei seinem Aufenthalt wissen. Informationen wie manche Produkte oder Schmankerl erzeugt werden und wie viel Herzblut damit verbunden ist, stärken die Kundenbindung nachhaltig. Vielleicht laden Sie Ihre Gäste auch einmal abseits vom Heurigenlokal in ihren Keller ein, wo Ihre guten Weine lagern und nur darauf warten, verkostet zu werden. Oder wie wäre es mit einem Blick in den Ofen, geboten bei einem kleinen Schmankerlbackkurs in Ihrem Betrieb?“, fragte Niederer in die Runde. Wenn Gäste zu Stammgästen werden sollen, möchten sie möglichst viel Hintergrundwissen über Ihren Betrieb geboten bekommen. Serviceleistungen, die zwar zeitaufwendig sind, jedoch am Ende vom Kunden gut honoriert werden. Eines noch zum Schluss: „Inszenieren Sie den Besuch Ihrer Kunden als naturverbundenes Erlebnis und bleiben Sie dabei authentisch“, so Karin Niederer.

Top-Heuriger und gutes vom Bauernhof
Alexandra Bichler BBEd und ihre Kolleginnen von der LK NÖ stellten die Qualitätsprogramme der LK NÖ vor und luden ein bei „Top Heuriger“ oder „Gutes vom Bauernhof“ mitzumachen. So kann das Image des Betriebes gesteigert und die Buschenschank für qualitätsorientierte Zielgruppen positioniert werden. Weiters stellte Bichler die aktuellen Bildungs- und Beratungsangebote für Buschenschänker vor und wies besonders auf den Zerifikatslehrgang „Bäuerlicher Buschenschank“ hin.