Mit dem Beginn der neuen Förderperiode 2014 bis 2018 wird auch die Maßnahme „Weingarten-Umstellung“ wieder angeboten. Grund genug für die Weinbautreibenden, über die Umstellung von Rebflächen nachzudenken – die Rebschulen können daher in den kommenden Jahren mit steigender Nachfrage rechnen.
„2013 wurden in Österreich ca. 6 Millionen verkaufsfähige Reben produziert“, berichtet DI Johann Graßl vom Verband der Österreichischen Rebveredler. Er führt weiter aus: „In Österreich gibt es zurzeit ca. 60 Rebschulen. Die exakte Zahl variiert von Jahr zu Jahr, da nicht jede Rebschule jedes Jahr Reben produziert. Etwa 40 Rebschulen sind sehr klein, d. h., sie produzieren hauptsächlich für die eigenen Weingärten und verkaufen nur, wenn die Ausbeute sehr gut ist und somit Reben übrig bleiben. Den Hauptteil an Reben produzieren ca. zehn große Rebschulen.“
Sortenrepertoire bleibt stabil
Die unbestritten wichtigste Rebsorte in Österreich ist und bleibt weiterhin der Grüne Veltliner. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Nachfrage nach allen Weißwein-Sorten tendenziell steigend ist, während der Verkauf von Rotweinreben sich auf niedrigem Niveau eingependelt hat. Die Nachfrage nach roten Sorten in Niederösterreich und im Burgenland ist gering. „Rotwein hat in Österreich, im Vergleich zum Ausland, wo das Verhältnis von Rot- zu Weißwein bei ca. 50 : 50 liegt, eine geringe Bedeutung (Rotweinfläche von ca. 36%). Das Niveau hält sich allerdings stabil“, stellt die Rebschule Tschida aus Apetlon im Burgenland fest. Für DI Gerd Ohrenberger, Kober & Kohlfürst Reben, wäre eine Stabilisierung des Rotweinsektors auf einem höheren Niveau nur möglich, wenn von Seiten des Marketings mehr in diese Richtung unternommen werden würde.
Die Rebschule Iby, Neckenmarkt, Bgld., stellt durch die Umstellungsförderung eine stärkere Nachfrage – dem Weinbaugebiet entsprechend – vor allem nach der Hauptsorte Blaufränkisch, aber auch beim Gelbem Muskateller fest. Gerhard Walek, Rebschule Walek, Poysdorf, sieht eine Abflachung der „Grüner Veltliner“-Euphorie im Weinviertel. Die Winzer setzen wieder verstärkt andere Sorten der angebotenen Weinpalette nach. Während der Bedarf an „Schmeckerten“ gedeckt ist, nimmt die Nachfrage nach Weißburgunder zu, so Walek.
Seitens der Krustettener Rebschule Müller stellt man eine verstärkte Nachfrage nach eigenen Selektionen als Ersatz für ertragsreiche Klone fest. So empfiehlt Leopold Müller bei gewünschten Selektionen im eigenen Weingut, die jeweiligen Edelreisweingärten über Jahre hinweg zu überprüfen. Nur durch stetige Kontrolle sei ein durchgängiges Ergebnis zu erzielen. „In unserem Weingut beobachten wir die Edelreisreben über viele Jahre. Wir achten vor allem auf Lockerbeerigkeit der Traube bzw. Gesundheit des ganzen Stockes“, so Müller.
Fercal – nur eine Modeerscheinung?
Die Unterlage Fercal ist kalkverträglich und somit für Standorte, die zu Chlorose neigen, gut geeignet. Von Seiten vieler Rebschulen wird die „neue“ Fercal eher skeptisch gesehen, da man ihre langfristigen Eigenschaften nicht kennt und sie oft auf Standorten verwendet wird, wo sie im Grunde nicht notwendig gewesen wäre.
Die Nachfrage nach schwachwüchsigen Unterlagen ist laut der burgenländischen Rebschule Iby, Neckenmarkt, rückläufig, da es bei geringen Niederschlägen leicht zu Trockenstress kommen kann. Immer mehr Winzer setzen auf Begrünungen, wodurch der Wasserbedarf zusätzlich erhöht wird. Man sieht, dass die Standardunterlagen SO4 und 5BB weiterhin dominieren, so Iby.
Egal welche Sorte oder Unterlage: Die Bestellung der Reben sollte zeitgerecht erfolgen. Will man beispielsweise im Mai 2016 auspflanzen, sollten die Reben spätestens im November/Dezember 2014 bestellt werden. Besser wäre es jedoch, so früh wie möglich zu bestellen, damit der Rebschulist Zeit hat, die Unterlagen und Edelreiser zu besorgen. „Sehr oft werden die Reben nicht so früh bestellt, und die Winzer greifen dann auf die angebotenen Reb-Kombinationen zurück und suchen sich daraus die Sorte, Klon und Unterlage aus“, spricht Walek aus Erfahrung. Im Herbst wird sehr wenig gepflanzt (es wäre im November ideal). Im Frühjahr ist die optimale Pflanzzeit von April bis Mai.
Bei der Rebschule Walek werden die Reben im Kühlraum bis zur Abholung gelagert und sind oben am Trieb schon paraffiniert (gewachst). Wenn die Reben mit der Pflanzmaschine gepflanzt werden, wird den Kunden ein Komplettservice angeboten: Die Reben kommen pflanzfertig auf das Feld, d. h., die Wurzeln sind zurückgeschnitten und die Reben vorgewässert.
Heißwasserbehandlung aufwändig
Die Ausbreitung von Krankheiten, wie der Goldgelben Vergilbung oder der Schwarzholzkrankheit (Stolbur), erfolgt oft über latent befallenes Pflanzgut aus dem Ausland. Die Kontrollmechanismen liegen zwar EU-weit einer einheitlichen Verordnung zugrunde, jedoch ist die konkrete Umsetzung in den Ländern unterschiedlich und die Qualität der importierten Ware nicht kontrollierbar.
Mit Hilfe der Heißwasserbehandlung können einjährige Reben von tierischen Schaderregern, Phytoplasmen und Bakterienkrankheiten gereinigt werden. Für Rebschulisten ist die Behandlung sehr aufwändig, da die Reben eine Woche vor der Behandlung aus dem Kühlhaus genommen, gewässert und unmittelbar danach gesetzt werden müssen. Das Risiko bei einem Ausfall, das bei diesen behandelten Reben höher ist, trägt der Rebschulist. J. Graßl kann auf Erfahrungen, die in der Versuchsanlage am Götzhof seit einigen Jahren im größeren Maßstab gemacht wurden, zurückgreifen. Seiner Meinung nach gibt es (noch) keine praxistaugliche Vorgehensweise, jede halbwegs große Rebschule stößt hier schnell an ihre logistische Kapazitätsgrenze. Werden heißwasserbehandelte Reben aus dem Ausland angeboten, so sollte man das dementsprechend kritisch hinterfragen …
Für Ohrenberger ist eine Heißwasserbehandlung in Basisanlagen, wo das Vermehrungspflanzgut geschnitten wird, sinnvoll, um eine Versorgung mit gesundem Ausgangsmaterial zu garantieren. Die Behandlung aller Pflanzreben ist seiner Meinung nach zu aufwändig und auch nicht notwendig, da das Ausfallrisiko höher ist und man mit Material aus befallsfreien Gebieten und konsequentem Insektizideinsatz einwandfreie Reben produzieren kann.
Frostempfindliche Hochstammreben
Die Rebschulisten sind sich einig: Die Hochstammrebe muss sehr arbeits- und kostenintensiv produziert werden, z. B. sind dreimal so lange Unterlagsreben notwendig und die Ausfallquote ist wesentlich höher. Die Kosten pro Stück sind je nach Länge ca. doppelt bis dreifach so hoch wie bei normalen Reben.
Für Franz Backknecht, Präsident der VÖR (Verein österr. Rebveredler), Rohrendorf, NÖ, bergen Hochstammreben ein höheres Risiko, da es durch die langen Saftleitbahnen im 1. Standjahr bei schlechter Wasserversorgung eher zu Trockenstress kommt und sie frostempfindlicher sind. Gut eignen sich Hochstammreben zum Untersetzen in bestehende Anlagen, da der Stammaufbau bereits abgeschlossen ist. „In Europa gibt es momentan zu wenige Unterlagen. Daher wird oft schlecht ausgereiftes Holz für die Unterlagen verwendet und die Qualität der Reben sinkt“, beschreibt J. Graßl die Situation.
Verfügbarkeit von Bio-Reben nicht gegeben
„Prinzipiell müsste ein Biowinzer Bioreben verwenden. Allerdings gibt es die Ausnahme, dass auch konventionelle Reben verwendet werden dürfen, wenn bestimmte Sorten und Kombinationen (Sorte, Klon/Selektion, Unterlage) nicht als Bioreben verfügbar sind“, stellt J. Graßl klar. Für Gerd Ohrenberger ist es wichtig, gesundes Material zu produzieren. Um das Risiko einer Infektion mit von Insekten übertragbaren Krankheiten wie Stolbur oder der Schwarzholzkrankheit auszuschließen, ist eine Insektizidanwendung in Unterlagsanlagen für Ohrenberger wichtig. Die Preise für Bio-Reben liegen derzeit bei etwa 2 bis 2,10 €/Stück.
Wenig Nachfrage nach PIWI-Sorten?
„PIWI-Sorten sind für die meisten Winzer nicht interessant, da die Weinsorten nicht bekannt und somit schwer verkäuflich sind“, bringt Gerhard Walek die Situation am Markt auf den Punkt. Diese Meinung wird von vielen Rebschulisten geteilt. Die Nachfrage nach den Sorten Roesler und Rathay sinkt sogar, da die Weinqualität nicht immer zufriedenstellend war und sich Roesler stark Botrytis-anfällig zeigt, wie einige Rebschulisten berichteten. Die Rebschule Tschida sieht die Nachfrage nach PIWI-Sorten hingegen steigend. Das Problem sei jedoch, dass zu wenig Edelreismaterial vorhanden ist, da teilweise in Österreich keine Basisanlagen vorhanden sind und aus dem Ausland zugekauft werden muss. Ob die Neuzüchtungen Blütenmuskateller und Donauriesling Fuß fassen, wird sich zeigen.
Pflanzservice bei Kunden beliebt
Eine Dienstleistung, die immer mehr von den Kunden nachgefragt wird, ist das Setzen mit der Pflanzmaschine. Dieser Pflanzservice gehört zum Standard bei den großen Rebschulen. Die Preise für die Pflanzung liegen bei 0,15 bis 0,20 €/Stück, wobei man teilweise mit Anfahrts-, Erschwernis- und Pauschalen pro Weingarten rechnen muss. Ob die Entwicklung der Reben positiv oder negativ verläuft, hat mit der Maschinenpflanzung nichts zu tun, erklärt Gerhard Walek: „Die Pflege der Junganlagen darf nicht vernachlässigt werden. Sie ist entscheidend für eine gute Entwicklung der Reben. Wird das Laub aufgrund fehlenden Pflanzenschutzes zu früh abgeworfen, kann die Holzreife gestört sein und zu Stress führen. Es muss alles getan werden, um die Reben vor Stress zu schützen, z.B. durch das Anhäufeln im Winter. Oft wird die Schuld für Ausfälle in Junganlagen bei der Rebschule gesucht. Wichtig wäre es, die Junganlagen zuerst selbst objektiv zu betrachten und mögliche Ausfallursachen und Stressfaktoren auszuschließen.“