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Volles Haus beim 24. Weinbautag in Großriedenthal

Weinbautag Großriedenthal

Ein Artikel von DI V. Neubauer | 06.03.2013 - 10:49
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Volles Haus beim 24. Weinbautag in Großriedenthal

Zum Einstieg berichtete Susanne Staggl von der ÖWM, dass 2012 trotz der hohen Fassweinpreise, die durch Frost und Hagel angestiegen, sowohl die Exportmenge (46 Mio. Liter) als auch der Exportpreis gesteigert werden konnten. Da die Betriebe in den vergangenen Jahren tendenziell größer und leistungsfähiger wurden, nehme der Verdrängungswettbewerb der österreichischen Winzer am Heimmarkt zu. Daher sei die Orientierung in Richtung Export, vor allem im Preisbereich höherer Wertschöpfung, enorm wichtig. „Im Jahr 2012 fehlte jedoch die Weinmenge, um diese Menge im Export stark auszuweiten“, so Staggl.

Weinbaupolitik nach 2014

Die Grundzüge des neuen EU-Förderprogramms und der „Weinmarktordnung 2014–2018“ wurden von Rudolf Schmid, BMLFUW, vorgestellt. Laut Schmid wird es wie bisher EU-Mittel für die Absatzförderung auf Drittlandsmärkten, die Umstellung und die Investitionsförderung geben. Die Investitionsförderung werde voraussichtlich auf 30% (statt bisher 40%) und auf 25% bei Flaschenab­füllungsanlagen reduziert. So sollten mehr Betriebe mit den gleichen Mitteln eine Beihilfe lukrieren. Neu in der Investitionsförderung enthalten seien z.B. Sortiereinrichtungen zum händischen Aussortieren.

Schmid erläuterte weiter, dass in der Diskussion über die Pflanzrechte das Auslaufen der Regelung am 31. Dezember 2015 vorerst verhindert werden konnte und ein Kompromissvorschlag vorgelegt wurde. Dieser sehe eine „Stunde null“ am 1. Jänner 2016 vor. Demnach besäße jeder Betrieb nach einer Rodung die Berechtigung, eine gleich große Fläche innerhalb einer bestimmten Zeitspanne wieder auszupflanzen. „Diese Berechtigung ist nicht übertragbar. Zusätzlich würde österreichweit ein jährliches Kontingent für Auspflanzungen zur Verfügung gestellt. Dieses ist bislang mit 2% der Weingartenfläche Österreichs festgelegt und würde etwa 900ha zusätzliches Auspflanzrecht ergeben“, gab Schmid bekannt.

Marktanteile sichern

Den Abschluss des Vormittagsprogramms machte Josef Pleil, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, der die weinbaupolitischen Entwicklungen kritisch reflektierte. Durch die kleine Weinernte 2012 (2 Mio. hl in Ö) komme es besonders bei Weißwein zu einer Verknappung, die beispielsweise durch die immer früher abgefüllten Jungweine sichtbar werde. Es komme nicht nur zu Preissteigerungen, sondern auch zu Marktanteilsverlusten. Pleil hält die Sicherung von Marktanteilen für sehr wichtig, da nur dadurch in Jahren mit größeren Erntemengen und somit höherem Druck am Markt die Preise auf dem jetzigen Niveau gehalten werden könnten.

„Ein Antrag auf Flexibilisierung des Hektarhöchstertrags bei Frost und Hagel liegt im Parlament auf“, so Pleil weiter. Dadurch könne im Falle des Ertragsausfalls in einem Gebiet Wein aus nicht geschädigten Gebieten Österreichs gekauft und auch über der Hektarhöchstertragsmenge als Qualitätswein vermarktet werden. Die Abwertung auf „Wein“, bei dem Österreich im Vergleich mit anderen EU-Ländern preislich nicht konkurrenzfähig ist, würde dadurch seltener werden.

In Bezug auf die Auspflanzrechte ist für Pleil ein Kontingent von 2% zu wenig, da immer mehr größere Betriebe auspflanzen; seiner Meinung nach wären 3% realistisch.

Pleil stellte klar, dass es im neuen ÖPUL kein „IP“ mehr geben wird. Der Erosionsschutz sei der einzige Punkt des IP-Programms, der nicht in die Standardmaßnahmen integriert wurde und somit ausgebaut werden wird.

Hilfe bei Traubenwelke

Nach der Mittagspause ging Gudwin Rühlicke, K+S Kali GmbH, auf die Möglichkeiten zur Vermeidung von Stiellähme und Traubenwelke ein. Stiellähme werde stark von der Witterung beeinflusst. „Bei starkem Triebwachstum durch wüchsiges Wetter zieht die Rebe Magnesium (Mg) aus den unteren, älteren Pflanzenteilen ab. Falls die Mg-Nachlieferung nicht ausreicht, stirbt das Stielgerüst teilweise oder gänzlich ab“, erklärte Rühlicke. Besonders bei Trockenheit (Mg wird nur bei Wasserzufluss zur Wurzel aufgenommen), aber auch bei schweren verdichteten Böden sei die Nachlieferung eingeschränkt. Eine Magnesiumblattdüngung zeige gute Wirkung gegen Stiellähme.

Die Traubenwelke wird laut Rühlicke durch verschiedene Ursachen hervorgerufen: „Längere Trockenperioden zu Beginn der Beerenreife wirken sich gravierend aus. Eine gute Versorgung der Böden mit Kalium, das den Wasserhaushalt der Stöcke regelt, ist wichtig.“ Wenn das Blatt-Frucht-Verhältnis zu hoch ist, habe die Rebe nicht genug Wasser und Blattfläche zur Verfügung, um die Beeren komplett zu ernähren. Die Rebe versuche, immer möglichst viele keimfähige ­Samen zur Arterhaltung zu produzieren. Die Traubenwelke sei dafür ein Mittel zum Selbstschutz.

Jedem seine Riede?

Referent Prof. Helmut Redl, Universität für Bodenkultur, rückte die Herkunft des Weins in den Mittelpunkt, die seit frühester Zeit eine zentrale Stellung in der Beurteilung der Qualität einnehme.

Das Marketing konzentriere sich in den letzten Jahren immer mehr auf die Herkunft, beispielsweise durch regionaltypische Qualitätsweine mit Herkunftsprofil (DAC) oder durch Konzentration auf das Weinbaugebiet. Die Nachahmung der Begriffe anderer Länder, wie Lage oder Terroir, stellte Redl in Frage. Man solle einen eigenen österreichischen Weg gehen. In Österreich sei weingesetzmäßig die Riede die kleinste örtliche Herkunftsebene. Die Riede sei ein historisches Kulturgut und die genaue Abgrenzung ist schwierig durchzuführen. Redl: „Es muss darüber diskutiert werden, ob eine offiziell wertende Klassifikation kleinster Örtlichkeiten möglich und für das Image des gesamten österreichischen Weinlands von Vorteil ist.“

Wein ohne Schwefel?

Mit einem Beitrag über die Chancen und Risken der Erzeugung schwefelarmer Weine von Reinhard Eder, LFZ Klosterneuburg, ging der Großriedenthaler Weinbautag ins Finale. Schwefeldioxid habe viele erwünschte Wirkungen im Wein, so Eder. Es wirke antimikrobiell gegen Bakterien (Essig-, Milchsäurebakterien), Schimmelpilze und Wilde Hefen. Schwefeldioxid hemme phenoloxidierende Enzyme, die zu Braunfärbungen, Trübungen und oxidativen Aroma- u. Geschmacks­veränderungen führen. Durch das Abbinden von O2 wirke Schwefel als Oxidationsschutz und helfe bei der Rotweinfarbextraktion.

„Schwefel hat jedoch auch einige Nachteile“, führte Reinhard Eder weiter aus. Allen voran sei die stark toxische Wirkung zu nennen. Bei oraler Aufnahme wirke das gesamte SO2 im Wein und könne zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Leibschmerzen und Brechreiz führen. Wenn das freie SO2 zu hoch sei, könne der Wein stichig, hellfarbig und dünn werden. Durch Schwefel könne es auch zur Zerstörung von Vitamin B1 kommen und die Böckserbildung werde verstärkt. Man solle daher versuchen, mit möglichst wenig SO2 auszukommen. Anzustreben sei ein geringer Anteil gebundenes SO2 am Gesamt-SO2 bei gleichzeitig ausreichendem Gehalt an freiem SO2 (antimikrobieller Schutz).

Acetaldehyd (Ethanal) präsentierte Eder als wichtigsten SO2-bindenden Stoff. Maßnahmen zur SO2-Vermeidung könnten bei der Verringerung von Ethanal ansetzen. Eine frische, ­vitale Hefe könne gegen Gärende ­Ethanal rückresorbieren und somit SO2 einsparen. Die Rückresorption werde durch Wärme, Gabe von Hefenährstoffen und Aufrühren der Hefe gefördert.

Als Alternative zu Schwefeldioxid stünden zum Teil Konservierungsmittel mit antimikrobieller Wirkung wie Sorbinsäure, Dimethyldicarbonat und Lysozym zur Verfügung. Diese Lösungen stellen jedoch nur einen Kom­promiss mit Einschränkungen dar, schloss Eder.