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Diese Weingarten-Couch bietet Eidechsen und Insekten ein Zuhause, lädt aber auch Besucher zum Verweilen ein

Siegerporträt Weingut Schmid

Ein Artikel von DI Daniela Dejnega | 10.01.2014 - 00:22

Das Wort „Nachhaltigkeit“ mögen vielleicht einige schon gar nicht mehr hören, weil es zurzeit bis zum Überdruss gebraucht wird. Dennoch, worum es bei Nachhaltigkeit genau geht, kann gar nicht oft genug erklärt werden. Nachhaltigkeit ist ein Konzept der Zukunft.

Drei nachhaltige Aspekte

Bei Nachhaltigkeit geht es um mehr als Umweltschutz und den sogenannten CO2-Fußabdruck. Nachhaltigkeit basiert auf drei Säulen: Ökologie, Ökonomie und Soziales.

Die OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) definiert nachhaltigen Weinbau als „allgemeinen Ansatz hinsichtlich der Produktions- und Verarbeitungssysteme von Trauben, bei dem sowohl der wirtschaftliche Fortbestand der Einrichtungen und Gebiete, das Erzielen von Qualitätsprodukten, die Ansprüche an einen Präzisionsweinbau, Umweltrisiken, Produktsicherheit und die Gesundheit der Verbraucher als auch die Aufwertung der landschaftlichen, historischen, kulturellen, ökologischen und ästhetischen Aspekte berücksichtigt werden“.

Der nachhaltige Weinbau strebt danach, den Ressourceneinsatz und die ökologische Belastung in der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Ökologische, soziale und ökonomische Ziele sollen gewährleistet sein. Nachhaltiger Weinbau stellt ein ergänzendes Instrument zu den bestehenden Weinbaukonzepten (IP, biologisch-organisch und biodynamisch) dar und ergänzt sie systematisch um die fehlenden Aspekte.

Verdienter Sieger

Sechs Betriebe hatten in der Kategorie „Bestes Nachhaltigkeitsprojekt“ zum Weinbauförderpreis eingereicht. Das ganzheitlich integrierte Nachhaltigkeitskonzept von Stefan Schmid aus Pillichsdorf konnte sich durchsetzen, da es sowohl ökologische, ökonomische wie auch soziale Maßnahmen umfasst.

Die Rebanlagen im südlichen Weinviertel bearbeitet der Winzer prinzipiell nach den Richtlinien der integrierten Produktion, er wendet aber auch Techniken aus dem Bioweinbau an.

Biodiversität
Biodiversität im Weingarten gehört im Sinne eines ausgewogenen Ökosystems zu den wichtigsten Maßnahmen des Weinguts. In den Rebzeilen wurden 2012 abgesehen von den Begrünungspflanzen Obstbäume und Sträucher gepflanzt, wobei auf unterschiedliche Blühzeitpunkte geachtet wurde, um ein möglichst ausgedehntes Blühangebot für Insekten zu ­schaffen. Zwischen den Weinstöcken wachsen nun unter anderem Apfel-, Marillen- und Pfirsichbäume, Himbeer-, Stachelbeer- und Ribiselsträucher, Knoblauch, Thymian oder Schwertlilien.

Zur weiteren Förderung der Biodiversität wurden Nützlingshotels und Vogelnistkästen errichtet. Die Nistkästen wurden von der Lebenshilfe NÖ bezogen. Bei den Biodiversitäts-Anlagen wurden auch Bänke aufgestellt, die einerseits zum Verweilen einladen und andererseits durch die Befüllung (z. B. mit Steinen) Kleintieren und Insekten Lebensraum bieten. Mit dem Erlös bei der Eröffnungsfeier der Biodiversitäts-Anlagen im Mai 2013 konnten 1.000 Euro an die Kindernothilfe gespendet werden.

Nachhaltiges Bodenmanagement
Für den Bodenaufbau bzw. den Aufbau von Dauerhumus im Weingarten ist geeigneter Kompost besonders wichtig. Weil speziell auf den Weinbau abgestimmter Kompost nicht erhältlich ist, hat Stefan Schmid das Projekt „Weingartenkompost“ gestartet. Derzeit arbeiten er und einige Weinviertler Kollegen mit einem Abfallentsorger in NÖ an der Umwandlung von organischem Abfall zu Weingartenkompost. Durch die exakte Abstimmung des Kompostes im Werk Hohenruppersdorf wird die Wertschöpfung in der Region erhöht und es können Nährstoffe im natürlichen Kreislauf gehalten werden. Die Vor­bestellungen für den hochwertigen Weingartenkompost von Seiten der Winzer sind bereits beträchtlich. Die Erfahrungen aus dem laufenden Projekt sollen weiteren regionalen Ini­tiativen zur Verfügung stehen. Das Projekt „Weingartenkompost“ eignet sich auch zur Sensibilisierung der Konsumenten für nachvollziehbare Stoffkreisläufe und verdeutlicht z. B. den Sinn der Mülltrennung.

Photovoltaik
Zum nachhaltigen Konzept von ­Stefan Schmid gehört auch die Energiegewinnung durch drei Photovoltaikanlagen, mit denen 80% des Strombedarfes im Keller gedeckt werden. Ergänzend dazu wurden stromsparende Maßnahmen umgesetzt. Zum Beispiel minimieren Lamellenvorhänge vor den Kühlraumtoren das Ausströmen der kühlen Luft beim Öffnen der Tore und auch der Kellervorraum wurde isoliert.

Nachhaltig im Keller
Im Rahmen eines nachhaltigen Reinigungsmanagements im Keller wird der Einsatz chemischer Reinigungsmittel im Weingut Schmid minimiert. Dazu wurde ein Dämpfgerät angeschafft. Tanks werden mittels Heißdampf vorgereinigt, mit Wasserdruck gespült und erst danach werden chemische Reiniger eingesetzt. So konnte der Reinigungsmittelaufwand auf 20% gesenkt werden. Bei der Vorreinigung vor der Wiederbefüllung eines Tanks wird ausschließlich Dampf verwendet.

Weintourismus
Das Weingut Schmid, nur 15 km nördlich von Wien gelegen, eignet sich sehr gut als Ausflugsziel. Durch weintouristische Programme soll auch der Mensch in das „Ökosystem Weingut“ eingebunden werden. Bei den „Riedenrundfahrten“ werden die Zusammenhänge im Weingarten erklärt und durch die Integration der Biodiversitäts-Anlagen sollen die Besucher für die Umwelt sensibilisiert werden. Bei Wein werden Regionalität, Authentizität und ein emotionaler Mehrwert für die Kunden immer gefragter.

Spezielle Kinderprogramme wie „Kindergarten am Bauernhof“ und „Schule am Bauernhof“, mit Schwerpunkt bei der Rebblüte und der ­Weinlese, können auf individuelle ­Bedürfnisse der Kinder und Betreuer abgestimmt werden.

Direktvertrieb und Kommunikation
Der Verkauf der Produkte erfolgt ab Hof, wo am Samstagnachmittag alle Weine zur Verkostung bereitstehen, und auch im nahen Wien. Das Weingut Schmid hat bereits lange Tradition als bäuerlicher Direktvermarkter in der Bundeshauptstadt. 1967 eröffnete der Vater des heutigen Winzers Stefan Schmid die Verkaufsstelle im 3. Bezirk. Stefan Schmid selbst begann 1995 mit einem Verkaufsstand am St. Elisabeth-Platz im 4. Bezirk und eröffnete im April 2013 seinen neuesten Stand am Spezialitätenmarkt Margaretenplatz im 5. Bezirk.

Die Implementierung eines Online-Shops auf der Website ist ein weiterer Schritt in Richtung Kundenfreundlichkeit und Service. Social Media werden nun verstärkt eingesetzt, um einerseits das jüngere Publikum anzusprechen und andererseits einen Diskurs mit den Kunden zu ermöglichen.

Fazit

Das vorbildliche Nachhaltigkeitskonzept des Weinguts Schmid sollte auch andere Betriebe darauf aufmerksam machen, was alles möglich ist. Dass am Weingut Schmid aber auch die Weinqualität ständig zunimmt, bestätigt der große Erfolg bei der AWC 2013. Der Weinviertel DAC 2012 wurde bei einer Konkurrenz von 1.500 Weinen zum besten Grünen Veltliner bis 12,9 %Vol. gekürt.

Der Weinbauförderpreis ist eine Kooperation von: BASF und Der Winzer

Kurzporträt

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Stefan Schmid, Jahrgang 1975, beendete die Landwirtschaftliche Fachschule in Mistelbach mit Auszeichnung. Als geprüfter Bürokaufmann war er einige Jahre bei der Agrarmarkt Austria tätig und absolvierte dann auch die Werbeakademie.
Mit der Hofübernahme 2003 begann Stefan Schmid mit der Umstrukturierung und Modernisierung des Weinguts. Jährlich wurde ein Gebäude neu errichtet bzw. renoviert. Im Durchschnitt wurden jedes Jahr 0,4 Hektar Weingartenfläche neu ausgepflanzt. Von aktuell rund 5 Hektar Rebanlagen ist gut die Hälfte mit Grünem Veltliner bestockt. Daneben gibt es Riesling, ­Rivaner, Weißburgunder, Traminer, Zweigelt, St. Laurent, Merlot, Shiraz, Rathay und Roesler.