Relaunch des Online-Tools 

Jahrestagung Nachhaltig Austria

Ein Artikel von HR Ing. Mag. Franz G. Rosner | 26.04.2021 - 15:48
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Abb. 1: Bewertung des Betriebs als Spinnendiagramm

Bundesweinbaudirektor DI Josef Glatt zeigte sich bei der Jahrestagung von Nachhaltig Austria erfreut über die steigende Nachfrage nach dieser Zertifizierung. Sie biete am internationalen Markt eine große Chance, auf die nachhaltige Bewirtschaftungsweise auf ökologischer, sozialer und ökonomischer Ebene in Österreich hinzuweisen.

Marketinginitiativen

Ing. Claudia Zinner, MSc stellte die neuen Marketinginitiativen vor. Sie erläuterte, dass die Winzer selbst, mit ihrem Know-how, ihrer Überzeugung und mit ihrem direkten Kontakten zu den Kunden die authentischsten und besten Botschafter für das „Nachhaltig Austria“-Gütesiegel und dessen Grundgedanken sind. Allen zertifizierten Betrieben stehen daher unterschiedlichste Werbematerialien zur Verfügung. Neben Flaschenanhänger, Tischaufsteller und Sticker ist Mitte April 2021 ein neuer Folder präsentiert worden. Dieser ist in Kürze auch in Englisch erhältlich.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Universal-Nachhaltig-Weingläser käuflich zu erwerben. Das benötigte Werbematerial kann beim Österreich Wein Institut (ÖWI) abgeholt werden (Tel: +43-2262-62546, Mail: info@oewi.at). Auf der Website www.nachhaltigaustria.at (unter dem Menüpunkt „Downloads“) finden Sie den Folder auch zum Download. Neue und weitere Werbematerialen werden aktuell ausgearbeitet und zeitgleich mit dem neuen Online-Tool umgesetzt.

Relaunch des Nachhaltig Austria Tools

Das „Nachhaltig Austria“-Tool, die Lern- und Zertifizierungsplattform des „Nachhaltig Austria“-Gütesiegels, wird im Juni 2021 in einem neuen Design veröffentlicht. Die Neuentwicklung wurde notwendig, da das bestehende System technologisch an seine Grenzen stieß und nicht mehr mit der Weiterentwicklung des Gütesiegels Schritt hielt. Der Österreichische Weinbauverband beauftragte daher die Webmozarts, ein Wiener IT Unternehmen, mit der Umsetzung, welche dank ihrer Expertise im Bereich der App- und Cloud-Entwicklung der ideale Entwicklungspartner waren.

Zur Vorbereitung des Projekts wurde von Webmozarts eine Usability-Studie mit repräsentativen Betrieben durchgeführt. Diese sollte zeigen, wo die Winzer die Stärken und Schwächen des aktuellen Tools sowie dessen größten Verbesserungsbedarf sehen. Die Ergebnisse flossen in ein neues Konzept ein, welches mit einem frischen, klaren Design und wesentlichen Verbesserungen in der Benutzerführung besticht.

Eine zentrale Verbesserung ist die übersichtliche Darstellung der Schritte, welche zur Bewertung und Zertifizierung eines Betriebs erforderlich sind. Beim Einstieg werden die Benutzer dazu zunächst gefragt, ob sie nur eine unverbindliche Testbewertung ihres Betriebs oder gleich eine vollständige Zertifizierung durchführen möchten. Je nach Auswahl werden dann alle aktuellen und zukünftigen Schritte sowie die relevanten Fristen dargestellt. Somit ist jederzeit klar, ob aktuell eine Aktion gefordert wird und wie der Stand der Anfrage beim Zertifizierungsunternehmen ist.

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Abb. 2: Darstellung der Auswirkungen jeder Maßnahme

Eine weitere Verbesserung wurde in den vorab durchgeführten Interviews mehrfach gewünscht: Am Ende der Bewertung wird in einem Spinnendiagramm dargestellt, in welchen Bereichen der Betrieb bereits gut (grün), mittelmäßig (gelb) oder noch unzureichend (rot) nachhaltig arbeitet. Falls die Bewertung in einzelnen Bereichen nicht so gut ausfällt, weist das neue System auf konkrete Maßnahmen hin, welche dafür verantwortlich sind. Somit haben die teilnehmenden Betriebe Anhaltspunkte, anhand derer sie im nächsten Wirtschaftsjahr ihre Prozesse verbessern können.

Die dritte, grundlegende Verbesserung ist der Ausbau des Tools als kostenlose Lernplattform. Das Tool soll Österreichs Winzern nicht nur die Zertifizierung ihres Betriebs anbieten, sondern auch unabhängig davon ermöglichen, die eigene Arbeitsweise basierend auf den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen nachhaltiger zu gestalten. Dazu werden die Auswirkungen jeder Maßnahme auf Bereiche wie Biodiversität, Wasser- und Energieverbrauch mit einem einfachen Ampelsystem sowie informativen Texten beschrieben sowie jederzeit prominent in einer Seitenleiste angezeigt (Abb. 2).

Wir laden Sie ein, ab Juni 2021 ein kostenloses, anonymes Konto anzulegen. Klicken Sie sich durch, erfahren Sie mehr über die Nachhaltigkeit Ihres Betriebs und lassen Sie sich inspirieren.

HR Ing. Mag. Franz G. Rosner vom Bundesamt für Wein- und Obstbau wies in seiner Funktion als wissenschaftlicher Koordinator des Projektes darauf hin, dass Nachhaltigkeit im österreichischen Weinbau bereits eine wichtige Rolle spielt. Rund 7.469 ha sind in Österreich Nachhaltig Austria zertifiziert (Stand 31. März 2021). Er präsentierte einige Auswertungsergebnisse aus dem Vegetationsjahr 2019. Dabei verwenden nachhaltig zertifizierte Weinbaubetriebe etwa 50% der Energie aus regenerativen Quellen bzw. Ökostrom. Neben zahlreichen anderen Ergebnissen wies er darauf hin, dass rund ein Viertel der zertifizierten Betriebe mehr als 10% Biodiversitätsflächenanteil zur Weingartenfläche aufweisen und dabei Rückzugs- und Regenerationsflächen schaffen.

Im abgelaufenen Jahr wurde ein umfangreiches Handbuch erstellt, welches als Ausfüll- und Kontrollunterlagenbasis dient. Dieses Handbuch steht im Downloadbereich für die jeweiligen Teilbereiche zur Verfügung.

Mit der Ernte 2021 werden folgende Kriterien aufgenommen bzw. angepasst:

  • Anteil PIWI-Sorten bei Traubenproduktion
  • Kleingebinde
  • Neuglasflaschen in kg pro abgefüllter Menge
  • Anteil Leichtflaschen (unter 420 g pro 0,75-lt. Flaschen …)
  • Wiederbefüllte Glasflaschen in Bezug auf abgefüllte Menge
  • Düngung
  • Menge (kg) mineralischer Stickstoff in den letzten drei Jahren
  • Kartonagen
  • Mind. 50% Recyclinganteil 
  • Pflanzenschutz
  • Ordnungsgemäße Behandlung von Pflanzenschutzmittelresten
  • Errichtung eines Waschplatzes für Pflanzenschutzmittelgeräte
  • Bewässerungsmenge wird zu Niederschlägen in der Vegetationsperiode gesetzt (Bodenwasserdefizit bzw. klimatische Wasserbilanz)
  • Legistische Anpassung und Berücksichtigung der Bewertung an Anregungen des Umweltbundesamtes.

In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem von einigen Teilnehmern das generelle Verbot von Herbiziden angeregt. Dir. Josef Glatt wird im Steering-Board von Nachhaltig Austria darüber beraten, wies aber darauf hin, dass die Nachhaltigkeitszertifizierung nicht auf Geboten und Verboten aufgebaut ist, sondern auf der Bewertung jeder einzelnen gesetzten Maßnahme nach neun verschiedenen Nachhaltigkeitsparametern.

Auszeichnungen

Bei der Jahrestagung konnte Dir. Josef Glatt heuer folgende Betriebe als Spitzenreiter in den Nachhaltigkeitskategorien präsentieren:

  • Weingut Kollwentz-Römerhof, Großhöflein, in den Kategorien Biodiversität und Boden,
  • Familie Gregor Schup, Guntramsdorf, in den Kategorien Klima und Material,
  • Familienweingut Kolkmann, Fels a. W, in der Kategorie Energie,
  • Weingut Manuela Wandl, Schiltern, in der Kategorie Wasser.

Die Zertifizierung für Nachhaltig Austria ist für Neueinsteiger noch bis 31. Mai 2021 möglich. 

Einreichtermine & Rückfragen

Neue Weinbaubetriebe können über das Online-Tool www.nachhaltigaustria.at bis 31. Mai 2021 ihre Daten eingeben und online die Zertifizierung beantragen. Neue Traubenproduzenten senden bis spätestens 31. Mai 2021 eine Testbewertung entweder an Firma lacon GmbH, office@lacon-institut.at, oder Fa. agroVet GmbH, enzersfeld@agrovet.at

Für Rückfragen wenden Sie sich an info@nachhaltigaustria.at. #