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Delegiertenversammlung 2018

Ein Artikel von W. Kaltzin | 10.11.2018 - 10:36

Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager eröffne­te die gut besuchte Delegiertenver-
sammlung im Sommerrefektorium des Göttweiger Stifts. Mit Blick auf den Verlauf der vergangenen Vegetationsperiode gab der Nationalratsabgeordnete einen Überblick zur aktuellen Situation der heimischen Weinwirtschaft.

Große Ernte 2018

Mit der Anhebung des Hektarhöchstertrags und der frühzeitigen Zulassung der Säuerung habe man auf den Jahrgang reagiert. Im Gegensatz zu anderen Branchen der Landwirtschaft habe es keine Einbußen im Ertrag gegeben, im Gegenteil: Die Ernteschätzungen lassen ein Ernteergebnis über 3 Mio. hl erwarten (Abb. 1). Traubenpreise und der Weinbestand hätten sich damit äußerst unzufriedenstellend entwickelt. Vor allem, dass es keine deutliche Preisdifferenzierung nach Qualitäten gab, hält der Weinbaupräsident für bedenklich und resümiert: „Der Vertragsweinbau hat und wird sich auch in Zukunft bezahlt machen.“

Der Blick auf den Weinbestand verheißt auch nichts Positives (Tab. 1). Während der Bestand von 2016 auf 2017 noch leicht gefallen war, kam es von 2017 auf 2018 zu einer Steigerung. Das werde mit der heurigen Ernte zu einer gewaltigen Bestandsmenge führen, so der Weinbaupräsident. Dies sollte im Rotweinbereich geringere Probleme verursachen und auch als Vorsorge für Ausfälle gesehen werden. Sie eröffnet auf jeden Fall wieder die Möglichkeit, die zuletzt gestiegenen Einfuhren zu reduzieren und den Niedrigpreisbereich wieder zu be­stücken (Abb. 2). Die Entwicklung des Exporterlöses – deutliche Steigerung auf 3,35€/l – fußt auf den fehlenden Mengen im Billigsegment in den vergangenen Jahren (Abb. 3).

Der Blick über die Grenzen zeigt ähnliche Ernteverhältnisse wie in Öster­reich. Deutschland werde eine sehr große Ernte einfahren, wie auch die großen Weinbauländer der EU keine Ausfälle zu verzeichnen haben (Abb. 4).

Veränderte Rahmenbedingungen

In weiteren Ausführungen umriss der Weinbaupräsident die weinbau­politischen Rahmenbedingungen, die sich in vielen Bereichen geändert haben bzw. noch ändern werden:

  • Genaue Abgrenzung der Weinbaurieden (in manchen Gebieten abgeschlossen)
  • Weingesetznovelle 2016 (Ge­nehmigungssystem für Pflanzungen; Änderungen bei Weinbaukataster; teilweise Neuregelung der engeren Herkünfte)
  • DAC-Verordnungen (diverse Anpassungen und drei neue DAC-Gebiete in der Steiermark)
  • Sammel-Verordnung zum Weingesetz 2018 (Änderungen bei Wein­bezeichnungen; Festlegung von Großlagen; Änderungen bei Obstwein- und Sektbezeichnungs-Verordnung)
  • Novelle zur Weinbezeichnungs-VO (Regelungen zu Orangewein & Pet Nat; Erste Lagen etc.)
  • Rebsorten-Verordnung (neue Sorten für Qualitätsweine bzw. für Wein ohne geschützte Herkunftsbezeichnung, aber mit Sorten- und Jahrgangsbezeichnung).

Den Abschluss stellte das Thema „Nachhaltig Austria“. Schmuckenschlager appellierte, das Tool des Weinbauverbands zu nutzen. Zum ­einen, um seinen Betriebsstatus besser einzuschätzen und sich Potenziale aufzeigen zu lassen, zum anderen, um sich eventuell zertifizieren zu lassen. Fast 80 Betriebe hätten dies bereits ­getan, so der Weinbaupräsident.

Tätigkeitsbericht des Weinbauverbands

Welche in- und ausländischen Aktivitäten der Weinbauverband im Bemühen um sinnvolle Rahmen-
bedingungen für die heimische Branche setzte, zeigte Geschäftsführer Direktor Josef Glatt auf.

 

Am internationalen Parkett standen vor allem die Themen „Umsetzung des neuen Genehmigungs-
system für Auspflanzungen“ und die „Initiative des EU-Parlaments zur Ausweisung von Nährwerten und Zutaten“ am Programm. Das geplante Reformpaket der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP 2020) tangiere auch den Weinbau. Hier liegen bereits diverse Vorschläge der Europäischen Kommission vor.
So stehe etwa ein Aufheben des Verbots von Direktträgern zur Diskussion. Die Robustheit gegenüber Pilzkrankheiten als großer Vorteil treffe hier allerdings auf phyto­sanitäre Bedenken, berichtete Geschäftsführer Glatt.

Angesichts der Neuwahl des Europäischen Parlaments und der Kommission 2019, werde es aber kurz- und mittelfristig zu keinen politischen ­Beschlüssen und damit Veränderungen kommen. Mit dem Brexit müsse man sich auf eine etwas geringere Dotierung der Fördermaßnahmen einstellen. Österreich setze weiter auf die drei Maßnahmen Umstellung, Investition und Absatzförderung, so Glatt.

Kassabericht

Die beiden Rechnungsprüfer bescheinigten dem Verband eine gute Kassa-Führung, sodass es in der Abstimmung zur Entlastung des Vorstands kam. Ebenso beschlossen wurde das Beibehalten der Höhe des Mitgliedsbeitrags.

Personelle Veränderungen

Zum Abschluss der Veranstaltung kündigte Schmuckenschlager seinen Rückzug als Weinbaupräsident an. Mit dem Rücktritt von Hermann Schultes als Präsident der Nieder­österreichischen Landwirtschaftskammer habe der Bauernbund ihn als Nachfolger vorgeschlagen. Nach der voraussichtlichen Wahl im Dezember werde er sich daher schrittweise zurückziehen und für einen geordneten Übergang sorgen. Beide Funktionen seien schwierig zugleich auszuführen und könnten auch zu einem Interessenkonflikt führen.