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Zertifizierung von nachhaltigem Wein jetzt möglich

Ein Artikel von CR DI Josef Glatt | 09.02.2015 - 08:23

Nachhaltigkeit im heimischen Weinbau notwendig

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Der Weinbau ist aufgrund der ein­gesetzten Pflanzenschutzmittel und Dünger sowie aufgrund des Energie- und Wasseraufwandes sowie Transportes eine sehr intensive Form der Landwirtschaft. Zudem reagiert der Weinbau sensibel auf veränderte Wetterverhältnisse, wie etwa lange Dürre- oder Regenperioden, die durch den Klimawandel verstärkt werden. Daraus stellen sich dem Winzer Fragen wie „Wie kann sich der Weinbau an veränderte Klimabedingungen anpassen?“ oder „Wie sieht nachhaltiger Weinbau aus, der sowohl ökologischen als auch sozial und ökono- misch qualitativ hochwertigen Wein produziert? Welche Maßnahmen sind dafür notwendig?“

Online-Tool zur Selbstbestimmung

Als Antwort darauf und aufbauend auf vergleichbare internationale Projekte initiierte der Österreichische Weinbauverband die Entwicklung eines Zertifizierungssystems für nachhaltig produzierten Wein. Gemeinsam mit Fachexperten wurden in mehreren Stufen im Weinproduktionsprozess Qualitätsziele definiert und Maßnahmen zur nachhaltigen Umsetzung erarbeitet. Das Ergebnis dieser langjährigen Entwicklung wurde am Bundesweinbautag, am 24. Juni 2014, erstmals präsentiert.

In dem für alle online verfügbaren Programm erhalten Winzer nach Eingabe ihrer betrieblichen Kennzahlen eine Auswertung ihrer Nachhaltigkeit in Form eines Spinnendiagramms. Die Eingaben in den je nach ­Betrieb vorhandenen Bereichen (Traubenproduktion, Weinproduktion, Weingartenanlage) werden automatisch nach einem bestimmten Schlüssel bewertet. Das heißt, dass Maßnahmen, die nur einen geringen Beitrag zur Nachhaltigkeit haben, auch nur eine geringere Gewichtung bekommen. Sind alle Punkte ausgefüllt, wird das betriebsspezifische ­Ergebnis in ­allen Nachhaltigkeits­kategorien in Form eines Spinnendiagramms ausgeworfen. Gleichzeitig werden auch Verbesserungspotenziale aufgezeigt. Kommt ein Wert im roten Bereich zu liegen, zeigt dies deutliches Verbesserungspotenzial an, der grüne Bereich ist ein Hinweis auf überdurchschnittliche Nachhaltigkeit. Das System wirft somit keine konkreten Zahlen aus, sondern einen relativen Bezug.

Zertifizierung ab sofort möglich

Jene Betriebe, bei denen alle Nachhaltigkeitskriterien im grünen Bereich (bzw. maximal zwei Kategorien im gelben Bereich) zu liegen kommen, haben ab sofort die Möglichkeit, ihren Betrieb im Hinblick auf eine nachhaltige Produktion von Wein zertifizieren zu lassen. Dabei hat der Betrieb das abgeschlossene Ergebnis seiner Selbstbewertung einer autorisierten Kontrollfirma (Lacon oder Agrovet) zu übermitteln. Nach Vereinbarung eines Kontrolltermins wird der Weinbaubetrieb vor Ort von der Kontrollfirma auditiert. Bei positiver Absolvierung der Prüfung wird dem Betrieb ein entsprechendes Zertifikat übermittelt. Danach kann der Betrieb sich mit dem geschützten Nachhaltigkeitslogo auf den Etiketten und den Prospekten auszeichnen.

Seitens der Winzerschaft wurde die am Marketingtag der ÖWM vorgestellte Möglichkeit der Zertifizierung sehr positiv aufgenommen. Das Nachhaltigkeitssiegel ist demnach gerade in der heutigen Zeit, in der der Konsument besonderen Wert auf umweltschonende und nachhaltige Produktion von Gütern legt, ein zusätzliches Argument in der Vermarktung und Kommunikation seiner Weine. Jenen Betrieben, die die Zertifizierung als zusätzliche Belastung ablehnen, sei Folgendes gesagt: Die Zertifizierung ist ein Angebot und keine Verpflichtung. Wenn nicht wir als Branche unsere eigenen fachlich sinnvollen Vorgaben erarbeiten, werden sie uns ähnlich wie in anderen landwirtschaftlichen Bereichen vom Lebensmittelhandel und vom internationalen Handel vorgeschrieben. Aber die können wir dann nicht mehr mitgestalten.