Arlberg-Weinberg-Symposium 2024

Österreichs Chardonnay und Sauvignon Blanc – unbekannt?

Ein Artikel von Redaktion | 18.05.2025 - 13:21
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Österreichs Sauvignon Blancs und Chardonnays haben Weltklasse. Auf internationalen Märkten werden sie jedoch oft (noch) übersehen © Gaia Cambiaggi

Werden internationale Sorten wie Chardonnay und Sauvignon Blanc mit Österreich überhaupt in Verbindung gebracht? Warum kennen internationale Weinliebhaber – wenn überhaupt – nur Grünen Veltliner aus Österreich? Diese Fragen stellte Moderator Willi Klinger drei Experten im Rahmen der Fachkonferenz Arlberg Weinberg 2024 in Lech am Arlberg.

Der Brite Patrick Schmitt, Chefredakteur des Weinbranchen-Fachmagazins Drinks Business, brachte zur Podiumsdiskussion ernüchternde Antworten aus Großbritannien mit. Dort setzt Neuseeland die stilistische Benchmark, und jede dritte verkaufte Flasche trägt die Sortenbezeichnung „Sauvignon Blanc“ (Durchschnittspreis knapp 7£). Große Marktanteile haben auch Südafrika und Chile. Österreich scheint in der Importstatistik nur auf den hinteren Plätzen auf. Das ist auch weiter nicht verwunderlich, denn von den weltweit 150.000ha Sauvignon Blanc liegen nur rund 1.700 in Österreich.

Von Aleks Zecevic, der für das US-amerikanische Magazin Wine Enthusiast berichtet, war hingegen zu hören: „Die meisten Restaurants, die in den letzten 15 Jahren in New York eröffnet wurden, haben steirische Weine auf der Karte.“ Grüner Veltliner sei zwar noch häufiger anzutreffen, aber davon gibt es ja bekanntlich auch bedeutend mehr.

Die kanadische Weinbloggerin Cokie Ponikvar (CokiesWorldOfWine) hatte vor ihrer Teilnahme an der VieVinum 2024 noch nie österreichische Weine verkostet. Kanada wird von österreichischer Seite aus zwar als sehr wichtiger Exportmarkt betrachtet (Versiebenfachung des Exportwertes in den vergangenen fünf Jahren) – aber das heiße nicht, dass die Kanadier diese Weine auch tatsächlich wahrnehmen würden, so Ponikvar.

Chardonnay als wichtigste Weißweinsorte der Welt ist stilistisch zu einer breiten Ausdruckspalette fähig. Briten geben durchschnittlich etwas mehr als 6£ für eine Flasche Chardonnay aus, so Schmitt von Drinks Business. Ausreißer nach oben sind Weine aus der Champagne, dem Burgund oder auch England, wo ein Chardonnay aus Essex auch 40£ erzielen kann.

Aus den Erfahrungen beim Global-Masters-Weinwettbewerb leitet er ab, dass vollmundige, gelbfruchtige und eher mollige Weine wieder in Mode sind und Weine, die mehr Struktur als Körper zeigen, von den Bewertern eher abgestraft werden. Im Einstiegsbereich bis zu 20£ herrsche die größte Konkurrenz und es würden gute Weine mit Frische und Sortencharakteristik geboten. Im Preisbereich zwischen 20–30£ herrschte eher Enttäuschung unter den Kritikern. Die besten Weine lagen zwischen 30–50£ und zeichneten sich durch reife Frucht und Holzeinsatz aus. Der „Master“ – die höchste Bewertung in der Sortenkategorie aus aller Welt – wurde 2024 übrigens der Chardonnay Ried Katterstein 2021 vom Weingut Kollwentz, der in Großbritannien zwischen 50–70£ kostet. Vor zwei Jahren gewann diesen Titel ebenfalls ein österreichischer Chardonnay: Der 2018er Ried Grubthal von Reinhold Muster in Gamlitz (50 Pfund). In der Kategorie „Unoaked Sauvignon“ wurde 2023 der 2019 Ried Neusetzberg vom Weingut Krispel zum Master erkoren. Im Jahr 2024 wurde der Sauvignon Ried Kranachberg von Hannes Sabathi Top-Sieger.

Willi Klinger merkte an, dass sich der Boom der steirischen Weine bis vor kurzem hauptsächlich im deutschsprachigen Raum abspielte. Während Österreichs Grüne Veltliner, Rieslinge und Süßweine bereits in den 1990er-Jahren in den USA Fuß fassten, konnten die Steirer trotz guter Importeure anfangs dort nicht punkten. Als Rebsortenweine waren sie zu teuer, als Terroirweine zu unbekannt. Erst durch den Sauvignon-Blanc-Kongress in der Steiermark 2008 und die erfolgreiche Teilnahme an internationalen Wettbewerben wie dem Concours Mondial du Sauvignon blanc stieg das Interesse. Außerdem gab es erst im letzten Jahrzehnt international hohe Bewertungen für steirische Sauvignons und Chardonnays.

Dazu kommt freilich auch, dass sich Österreich viele Jahrzehnte lang als Veltliner-Land positioniert hat und damit auch sehr erfolgreich war. Einen wirklich fixen Platz haben steirische Sauvignons auf der internationalen Bühne des Fine Wine allerdings noch nicht. Was fehlt, ist die Wahrnehmung. Patrick Schmitt etwa empfahl eine Listung auf der Place de Bordeaux, um sich eine Position im Kanon der großen Weine der Welt zu sichern. Österreich sei dort nämlich kaum vertreten.

Herkunft und Kommunikation

Aleks Zecevic outete sich als Fan der Steirer: „Während andere Regionen wie Kalifornien oder auch das Burgenland Chardonnay auspflanzten, um Weine wie in Burgund zu machen, wuchs Chardonnay in der Steiermark schon seit Generationen. In der Steiermark entwickelte sich eine sehr eigene Stilistik, die ihre Lagen und Böden ausdrücken. Chardonnay ist ja deshalb eine der größten Sorten der Welt, weil sie die Herkunft der Weine reflektiert.“ Die Bezeichnung Morillon sei jedoch für einen großen Teil der potenziellen Kunden nicht einzuordnen.

Auch sei Sauvignon in der Steiermark weniger vordergründig aromatisch und mehr durch das Terroir geprägt. Die Herkunft in den Vordergrund zu stellen sei wichtig, denn diese sei nicht austauschbar, wie etwa der Sortenname. Hochwertige Weine würden immer über ihre Herkunft vermarktet, nicht über die Sorte.

Bloggerin Ponikvar plädierte für offene Kommunikation, um in der Kundenwahrnehmung anzukommen: „Warum zeigt Ihr nicht, wie ihr arbeitet? Ihr seid doch täglich in diesen unglaublichen Steillagen, nehmt die junge Generation mit dorthin, zeigt Videos von Eurer heldenhaften Arbeit. Wenn die Weine nicht bekannt sind, liegt es nicht an der Qualität, sondern daran, dass Ihr nicht gut kommuniziert. Das beginnt bei der Sprache – wie kann Euch die Welt folgen, wenn Ihr nicht auf Englisch postet? Die Jugend interessiert sich durchaus für Wein, aber Ihr müsst Eure Geschichte erzählen und Menschen in aller Welt daran teilhaben lassen.“